GROSSARTIG

Mädchen vor!

(Bild: Max Planck Institute Stuttgart)

Traumjob Feuerwehrfrau? Wenn die Tochter mit solch einem Berufswunsch ankommt, werden die Eltern erst einmal stutzen. Denn in vielen Köpfen gibt es sie noch, die Vorstellung vom „klassischen“ Mädchenberuf: Erzieherin, Friseurin oder Verkäuferin – oftmals lassen sich junge Frauen auf ihrem Weg in die Arbeitswelt von diesen eigentlich überholten Rollenklischees leiten. Das Ergebnis: Noch immer sind Frauen vor allem in technischen Berufen unterrepräsentiert. Dabei liegt es oft nicht an mangelnden Fähigkeiten oder Talenten, wenn Mädchen sich für einen sozialen oder kaufmännischen Beruf entscheiden, sondern schlicht an fehlenden Möglichkeiten, einmal in ein anderes Berufsfeld hinein schnuppern zu können.
Über 50.000 Plätze frei für Mädchen
Um diesem Trend entgegenzuwirken gibt es seit nunmehr acht Jahren die Initiative „Girls’ Day – Mädchen Zukunftstag“ in Deutschland. Nach dem amerikanischen Vorbild des „Take-our-Daughters-to-Work-Day“ öffnen anlässlich dieser bundesweiten Aktion Vertreter techniknaher Berufsfelder am 24. April ihre Tore, um speziell Schülerinnen die Möglichkeit zur Berufsorientierung geben zu können. Dieses Jahr stehen den Teilnehmerinnen über 50.000 Plätze in Unternehmen, Forschungszentren und anderen Einrichtungen bereit, um einen ersten Schritt in Richtung Arbeitswelt zu ermöglichen und existierende Hemmschwellen gegenüber „Jungsberufen“ abzubauen.
Warum rostet Metall?
In Stuttgart zum Beispiel bieten die Fraunhofer-Institute für Arbeitswirtschaft und Organisation, Bauphysik, Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik, Technologieentwicklung, Produktionstechnik und Automatisierung sowie das Informationszentrum Raum und Bau Mädchen die Möglichkeit, an diesem Tag in verschiedenen Workshops die Welt der Forschung zu entdecken. An insgesamt elf Stationen darf beobachtet, selbst experimentiert und gefragt werden, was das Zeug hält. Wie werden Wunderkerzen gemacht? Warum rostet Metall? Und wie stellt man künstliche Organe her? Diese und noch viel mehr Fragen werden hier von den Mitarbeitern der Institute beantwortet.
Mädchen unter sich
Ob im Fahrsimulator oder beim Fräsen eines Einkaufschips, das eigene Erleben steht immer in Vordergrund. So ist es auch nicht verwunderlich, dass die Resonanz bei den circa 100 Teilnehmerinnen des letzten Girls‘ Day durchweg positiv ausfiel: viele der 10- bis 16-jährigen Schülerinnen wollen auch dieses Jahr wiederkommen. „Es war super spannend, selber durchs Mikroskop schauen zu dürfen. Außerdem fand ich gut, dass wir Mädchen unter uns waren. So gab es keine blöden Kommentare von den Jungs. Ich kann mir gut vorstellen, auch einmal in die Forschung zu gehen. Besonders die Biologie hat es mir angetan, der menschliche Körper ist einfach aufregend“, meint zum Beispiel die 17-jährige Leah, die bereits an zwei „Girls‘ Days“ mit von der Partie war. (NJ)

(Ausgabe April 2008)