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Mentoren helfen bei der Berufswahl

Komplizen der Schüler

Will den Austausch zwischen Jugendlichen und Unternehmen fördern: Cem Özdemir.
Philip Scherenberg und Kristina Sacken stellen Schülern erfahrende „Komplizen“ zur Seite. (Bild: Michael Schnitzenbaumer)

Das Abi oder den Realschulabschluss in der Tasche und was dann? Die Zeit zwischen Schule und Ausbildung oder Studium ist für viele Schüler nicht selten eine Zeit der Orientierung: Eine große Zahl legt nach dem Schulabschluss erst einmal eine Warteschleife ein. Viele Studenten brechen ein einmal begonnenes Studium ab.

Willkommene Orientierungshilfe

Orientierungshilfe für die Übergangszeit zwischen Schule und Berufsleben bietet in Stuttgart ab September das Mentoring-Netzwerk „Die Komplizen“. Interessierten Schülern zwischen 14 und 19 Jahren stellt die gemeinnützige Einrichtung zwölf Monate lang einen sogenannten Mentor zur Seite. Dieser junge qualifizierte Berufstätige unterstützt und berät die Schüler in beruflichen, aber auch in allgemeinen Lebensfragen. Er hilft den Schülern, ihre beruflichen Interessen, Eignungen und Perspektiven zu erkennen und auszuschöpfen.

Junge Berufstätige als Mentoren
„Unsere Mentoren sind Berufstätige, die mit beiden Beinen im Leben stehen“, sagt Kristina Sacken, Geschäftsführerin der Komplizen. Mit einem Alter zwischen 25 bis 39 Jahren sind die „Komplizen der Schüler“ nah dran an der Zielgruppe und können deren Probleme nachvollziehen, ohne abgehoben zu wirken.

Regelmäßige Treffen

Mentor und Mentee treffen sich einmal pro Monat für etwa zwei Stunden. Von dem Austausch profitieren alle Seiten: Die Mentees erhalten durch die Gespräche Orientierungs- und Entscheidungshilfe bei der Ausbildungs-, Studien- und Berufswahl. Den Mentoren bietet das Netzwerk die Chance, gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen und ihre Sozialkompetenz zu erweitern.

Auch die Unternehmen profitieren

Und auch für Unternehmen hat der Austausch einige Vorteile, sagt Cem Özdemir, der die Schirmherrschaft über das Komplizen-Projekt übernommen hat: „Unternehmen können sich bei den Komplizen im nächsten Umfeld für Bildung und zukunftsfähige Fachkräfte einsetzen.“

Mentoren sorgen für Praxisbezug

Die Komplizen helfen den Schülern, ihre in der Schule erlernte fachliche Kompetenz durch Praxisbezug zu erweitern. Schirmherr Cem Özdemir: „Die Komplizen ergänzen die Lehrpläne um eine immer wichtigere Komponente, nämlich den Praxisbezug und sie legen den Grundstein für ein berufliches Netzwerk.“

14 Partnerschulen haben sich bereits angemeldet

In München läuft das Komplizen-Programm schon seit 2005 mit großem Erfolg. In Stuttgart haben sich für das Schuljahr 2009/2010 bereits 14 Partnerschulen angemeldet.

Es werden noch Mentoren gesucht
Damit das Projekt auch in Stuttgart zum Erfolg wird, suchen die Komplizen noch Unterstützung: 100 ehrenamtliche Mentoren – Nachwuchsführungskräfte aus Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur – haben die Chance, sich im Projekt sozial zu engagieren. „Wir sind offen für alle, die sich das vorstellen können“, sagt Geschäftsführer Dr. Philip Scherenberg.Anmelden kann man sich bis September auf www.die-komplizen.org. Mit Pianisten, Bildenden Künstlern, Kieferchirurgen, Rechtsanwälten, Werbern, Grafikern und Architekten ist das Berufsspektrum der zukünftigen Stuttgarter Mentoren bereits jetzt sehr breit.

Enge Abstimmung mit der Stadt

Das Projekt führen die Komplizen in enger Abstimmung mit der Stabsabteilung für Integrationspolitik der Stadt durch: Insbesondere Schüler mit Migrationshintergrund werden aufgenommen.

Vorbilder für Schüler mit Migrationshintergrund

„Für diese Gruppe ist eine Förderung besonders wichtig, weil sie häufig ihr wahres Potential nicht angemessen ausschöpfen können. Sie werden nicht genügend gefördert. Oft fehlen Vorbilder, besonders akademische Vorbilder und das Sozialumfeld stimmt auch nicht immer“, erklärt Cem Özdemir. Er ist sich sicher, dass sich Mentoring-Programme und Bildungspartnerschaften langfristig durchsetzen werden: „In Zukunft wird es ganz selbstverständlich sein, dass Jugendliche sich aus einer Vielzahl von Mentoring-Programmen eines auswählen und sich dort eine zusätzliche Förderung holen können.“ Der Anfang ist in Stuttgart mit den Komplizen gemacht. (CO)

Weitere Informationen:

11.07.2009
(Ausgabe Juli 2009)