Stuttgart-Info
Arbeitsamt Stuttgart - Geschäftsstellen und Öffnungszeiten
Stuttgarter Ballett - Adressen und Informationen
Bürgerbüro Stuttgart - Geschäftsstellen und Öffnungszeiten
Freibad Stuttgart - Angebote der Bäderanstalten
Hallenbad Stuttgart - Öffnungszeiten, Eintrittspreise und Adressen
Kartenvorverkauf Stuttgart - Veranstaltungstickets
Kino Stuttgart - Spielstätten auf einen Blick
Museum Stuttgart - Adressen und Öffnungszeiten
Theater Stuttgart - Übersicht
Sehenswürdigkeiten Stuttgart - Informationen
Ferienjob und Nebenjob in Stuttgart
Im Wilhelmspalais wird das Stadtmuseum eine neue Heimat bekommen. (Bild: Arge Lederer Ragnasdottir)
Stadtgeschichte im Stadtmuseum
Stuttgarter Geschichte(n)
Ihr Forschungsobjekt liegt Ihr bei der Arbeit zu Füßen: Von den Büros der obersten Etagen des Tagblattturms hat Dr. Anja Dauschek, Leiterin des Planungsstabes des Stadtmuseums Stuttgart einen Rundumblick über die ganze Stadt. Sie ist tatsächlich mittendrin in Stuttgart. Und so versteht Anja Dauschek auch das Konzept des Stuttgarter Stadtmuseums: „Geschichte wird nur interessant, wenn man Schlüsse auf die Gegenwart ziehen kann. Das Stadtmuseum soll ein Ort werden, wo vor dem Hintergrund der Geschichte, die Gegenwart und die Zukunft diskutiert werden soll.“
"Stuttgart erleben. Stuttgarter leben"
Wie wichtig das „erlebte“ Stuttgart für das Stadtmuseum ist, zeigt sich auch an den Vorarbeiten für die Planung: Als Grundlage für die Konzeption des neuen kommunalen Museums haben die Leiter in Zusammenarbeit mit der Universität Tübingen, 70 Stuttgarter gebeten, eine Karte von ihrem Stuttgart zu zeichnen und zu beschreiben wie ihr Stuttgart aussieht. Die Interviews brachten in Teilen verblüffende Aspekte zu Tage: Wie wichtig der Fernsehturm für viele Stuttgarter ist und dass die meisten vor allem in ihrem Stadtviertel leben – mit Abstechern ins Zentrum. Die Ergebnisse wurden wissenschaftlich aufbereitet und werden in einem Sammelband „Stuttgart erleben. Stuttgarter leben“ veröffentlicht.
Das Wilhelmspalais
Wenn man heute einen Stuttgarter nach dem Stadtmuseum fragt, wird er wahrscheinlich auf den geplanten Umbau des Wilhelmspalais verweisen. Zwar existiert das Stadtmuseum faktisch schon lange, der Planungsstab forscht seit Längerem zur Stuttgarter Geschichte, es gab Projekte und Ausstellungen, doch ohne Bau ist es schwer, das Stadtmuseum als Institution im Bewusstsein der Stuttgarter zu verankern.
Pläne für den Umbau
Aber das wird nicht mehr lange dauern, denn der Umbau des Gebäudes am Charlottenplatz ist bereits sicher und die Pläne zum neuen Museum sind fertig: Das Wilhelmspalais wird im Inneren völlig umgestaltet. Auf mehrere Etagen werden hier sowohl die ständige Ausstellung als auch Wechselausstellungen und Veranstaltungen ihren Platz finden.
Stuttgart auf einen Blick
Ein Stadtmodell im Foyer wird das Zentrum werden, an dem die Besucher Stuttgart mit den Stadtteilen, der Topographie und den Gebäuden studieren können. Und das wird bei einem Maßstab von 1:3.000 bis ins Detail möglich sein, die Strecke vom Hauptbahnhof bis zum Marienplatz wäre etwa ungefähr einen Meter lang. Auf das Modell können von unten die unterschiedlichsten Bilder projiziert werden. Auf diese Weise kann der Besucher sich unterschiedliche Aspekte vergegenwärtigen: Wie sah die Stadtanlage vor dem Ersten Weltkrieg aus? Wie verlaufen die Luftströme in der Stadt?
Ausstellung zur Stadtgeschichte
In der ständigen Ausstellung wird die Vergangenheit Stuttgarts ihren Platz beziehen: Die bürgerliche Stadt und ihre Gesichte im 19. und 20. Jahrhundert wird hier vorgestellt werden. Die Abfolge historischer Ereignisse wird dabei hinter thematischen Längsschnitten zurücktreten – etwa mit weltanschaulichen Hintergründen Stuttgarter Unternehmer.
Anthroposophie und sozialistische Bewegung
Viele von ihnen waren weniger allein von wirtschaftlichen oder erfolgsorientierten Motiven getrieben, sondern hatten durchaus moralische Ansätze, die sich in der Unternehmensführung durchschlugen. Die Brüder Mahle zum Beispiel standen der Anthroposophie nahe. Vor diesem Hintergrund steckten sie das Unternehmensvermögen in eine Stiftung, die Projekte in den Bereichen dynamisch-biologischer Landwirtschaft, der anthroposophischen Medizin und Waldorf-Pädagogik fördert. Auch wenn es heute unvorstellbar scheint, standen der Bankier Eduard Pfeiffer und auch Robert Bosch, der sozialistischen Bewegung nahe.
Geschichte zum Anfassen
In Stuttgarts Geschichte gibt es viele solcher verblüffenden Entdeckungen zu machen. Eine besondere Herausforderung für die Museumsmacher ist dabei, den Besuchern Ereignisse, Geschichten und Ideen nicht nur abstrakt zu präsentieren. Die Ausstellungsstücke kommen zum Teil aus der städtischen Sammlung oder wurden mit Spürsinn und Geduld auf Auktionen oder anderen Sammlungen zusammengetragen.
Ausstellungsstücke gesucht
Anja Dauschek setzt hier auf die Mithilfe der Stuttgarter Bürger. Vor allem um die Alltagsgeschichte in der Zeit des Nationalsozialismus anschaulich zu machen, ist sie an Gegenständen, Dokumenten, Fotos und Lebenserinnerung interessiert, die einen engen Bezug zu Stuttgart haben. „Entscheidend ist, dass der Gegenstand eine Geschichte erzählt“ unterstreicht die Leiterin des Planungsstabes.
Geschichte der Migranten in Stuttgart ist aktuell
Ein wichtiger Schwerpunkt des inhaltlichen Konzepts des Stuttgarter Stadtmuseums bildet die Geschichte der Migranten, denn 40 Prozent der Stuttgarter haben einen sogenannten Migrationshintergrund. Damit steht Stuttgart an der Spitze der deutschen Großstädte. Hier warten die Museumsfachleute nicht auf die Fertigstellung des Museumsbaus, denn genau vor 50 Jahren wurden die Anwerbeabkommen mit Griechenland und Spanien abgeschlossen.
Erinnerungsstücke zum Jahrestag
Der runde Jahrestag ist Anlass für eine Ausstellung, die im November im Rathaus gezeigt werden wird. Auch hier ist die Mitarbeit der Stuttgarter gefragt: Die Museumfachleute sind auf der Suche nach Gegenständen, die für das Ankommen und Einrichten der Migranten aus Griechenland, Spanien und der Türkei in Stuttgart stehen. Erinnerungsstücke aus der Heimat, Fotos, Briefe oder mehrsprachige Schilder aus Fabriken sind gefragt – alle Gegenstände, die eine solche Migrationsgeschichte anschaulich machen können.
(AS)
11.09.2010
(Ausgabe September 2010)