GROSSARTIG

Eine gute Basis!

Auch ausgefallene Ausbildungsberufe suchen Nachwuchs: zum Beispiel Klavierbauer. (Bild: Handwerkskammer Stuttgart)

Die Region Stuttgart gehört zu den stärksten Wirtschaftsstandorten Europas. Eine Tatsache, die nicht nur ansässigen Weltfirmen, sondern auch den vielen mittelständischen Unternehmen im Umkreis zu verdanken ist. Vor allem das Handwerk boomt: Zum Jahresende waren 29.808 Handwerksbetriebe bei der Handwerkskammer gemeldet – ein Rekordergebnis. Im Umkehrschluss stellt dieses Resultat eine solide Basis für die Ausbildungssituation im Ländle dar.
Aufschwung hebt Ausbildungszahl an
Mit dem konjunkturellen Aufschwung, der letztes Jahr beobachtet werden konnte, ist auch die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge im Handwerk um 4,1 % auf 5.189 gestiegen. Insgesamt lassen sich momentan 12.187 junge Menschen in einem Handwerk ausbilden. Auch immer mehr Mädchen gehören dazu, ihr Anteil erhöhte sich im vergangen Jahr um 13,1 %.
Lehre beliebt bei Abiturienten
Das Gesamtergebnis beweist, dass die vielen Initiativen von Betrieben und unterstützenden Organisationen zur Verbesserung der Ausbildungschancen allmählich Früchte tragen. So wird versucht, dem allgegenwärtigen Fachkräftemangel effektiv entgegenzuwirken. Das Klischee von der Lehre als einer Option, die vor allem für Hauptschulabgänger interessant ist, lässt sich so nicht mehr bestätigen. Zwar hat immer noch ein Großteil der Lehrlinge einen Hauptschulabschluss, doch auch Absolventen höherer Abschlüsse scheinen ihre Zukunft im Handwerk zu sehen. Allein 2007 stieg die Anzahl jener Lehrlinge mit Realschulabschluss um 4,7 % und mit einem Wachstum von 9,6 % stellen Abiturienten sogar die Gruppe mit dem höchsten Zuwachs. Besonders beliebt sind die Berufe des Friseurs, KfZ-Mechatronikers, Fachverkäufers im Lebensmittelhandwerk oder in Bäckereien sowie die des Elektronikers und des Schreiners.
Azubis gesucht
Auch das Interesse an kaufmännischen Berufen ist groß: Am Berufsbildungstag der IHK Stuttgart wollten fast 1.000 Jugendliche mehr über die Berufe Industriekaufmann/-frau, Bürokaufmann/-frau und Kaufmann/-frau im Einzelhandel wissen. Doch nicht immer deckt sich der Berufswunsch mit der aktuellen Arbeitsmarktlage. Vor allem der Bedarf im gewerblich-technischen Sektor ist nicht gedeckt. So fehlt es laut den Ausbildungsberatern der IHK, die für Stuttgart und die Region zuständig sind, besonders an Fachinformatikern und an qualifiziertem Nachwuchs in den kaufmännischen Medienberufen sowie im Metall- und Elektrobereich.
Exoten im Ländle
Doch für manche Lehr- und Ausbildungsberufe decken sich Angebot und Nachfrage – nämlich dann, wenn es nur wenige Stellen gibt. Zu diesen Exoten zählt, typisch für das Land, in dem Trollinger und Riesling fließen, der Beruf des Weinküfers. Nur zwei Betriebe bilden insgesamt neun zukünftige Experten im Herstellen von Wein und Most aus. Andere eher seltene Jobs finden sich vor allem im künstlerischen Bereich: So kümmern sich am Staatstheater Stuttgart insgesamt drei angehende Modisten und dreizehn Maßschneider speziell für Herren um die Hüte beziehungsweise die Kleider der Darsteller. Der im wahrsten Sinne des Wortes einsame Spitzenreiter in Sachen ungewöhnlicher Berufswahl kommt aus der Welt der Blockflöten, Gitarren und Trompeten: In und um Stuttgart herum gibt es genau einen Ausbildungsplatz – zum Musikalienhändler. (NJ)

(Ausgabe April 2008)