Ballonsportgruppe Stuttgart

Im Korb über den Kessel

Auch im Winter gehen die Ballöner in die Luft. (Bilder: Ballonsportgruppe Stuttgart)

1953 war ein bedeutendes Jahr für die Ballonsportgruppe Stuttgart. 1951 gegründet, nahm der Verein nach langwieriger Vorarbeit endlich seinen ersten eigenen Ballon in Betrieb. Am 17. Mai stieg der Wasserstoffballon zum ersten Mal über dem neuen Schloss auf.


Begeisterung über alle Altersgruppen hinweg

Heute zählt die Ballonsportgruppe Stuttgart 120 Mitglieder aus allen Altersgruppen. Vom Grundschüler bis zum 90-Jährigen eint alle ihre Begeisterung für einen ganz besonderen Luftsport.

Ballon fahren - nicht fliegen

Eines vorweg: Es heißt „Ballon fahren“, Höhen misst man in Fuß und die Helfer am Boden nennt man liebevoll „Erdferkel“. Ballonfahren ist mit keiner anderen Fortbewegungsweise zu vergleichen. Sanft schwebt das riesige Gefährt empor, während man im Korb an der freien Luft sitzt.

Den Überblick gewinnen

Bis auf das Feuern des Brenners bleibt es still in der Kanzel – nicht einmal den Wind kann man spüren, denn der Ballon bewegt sich genau mit dessen Geschwindigkeit. Irgendwann kommt der Punkt, an dem man den Überblick gewinnt. Nicht mehr einzelne Straßen und Häuser sind im Fokus, sondern die Landschaft als Ganzes.

Eine Wissenschaft für sich

Ballonfahren ist mitunter eine Wissenschaft für sich: Kenntnisse in Meteorologie, Luftrecht, Funkstandards, Fachwissen über Gase und natürlich ausreichend Ballonpraxis müssen Anwärter für den Pilotenschein vorweisen können. Diesen können Stuttgarter Aeronauten direkt im Verein erwerben.

Ein neues Gefühl für die Natur

„Man bekommt ein ganz neues Gefühl für die Schönheit der Natur und ein anderes Verhältnis zur Welt“, schwärmt Evelyn Moeller, die die Ballonsportgruppe in Presseangelegenheiten vertritt. „Probleme und Sorgen bleiben am Boden zurück.“

Was der Wetterbericht vorhersagt

Respekt gegenüber der Natur entsteht schon allein deshalb, weil sich der Ballon nicht horizontal steuern lässt. Ohne Motorkraft und auf die Windverhältnisse angewiesen, steigt oder fällt man in Luftschichten mit günstiger Windrichtung. Der Blick auf den Wetterbericht ist daher auch verpflichtend für die Ballonpiloten.

Kein Reichensport

Durch die hohen Einstiegskosten, so Moeller, sollte sich niemand abschrecken lassen. Rund 40.000 Euro kostet ein startfertiger Ballon mit Korb, Hülle, Brennern, Funkgeräten, Höhenmesser und Ballast.

Mitfahren auch ohne Pilotenschein

Zum Reichensport wird das Ballonfahren dadurch dennoch nicht: Der Verein besitzt fünf eigene Ballons mitsamt Ausrüstung, die die Vereinsmitglieder nutzen. Das erklärte Ziel des Vereins ist, so Moeller, „den Ballonsport der Öffentlichkeit näherzubringen. Wer Interesse hat, darf auch ohne Pilotenschein als Gast mitfahren.“

Das Handwerkszeug der Ballöner

Für den Sport gilt: Man ist nie zu jung. „Wer über den Korbrand schauen kann und gut in Form ist, ist im Prinzip flugtauglich.“ In der Jugendgruppe lernen daher schon Grundschüler das Handwerkszeug der Ballöner – so nennen sich die Ballonsportler selbst. Und die ganz Kleinen vergnügen sich mit den ferngesteuerten Modellballonen des Vereins, bis sie eines Tages selbst in den Korb steigen dürfen. (FF)

Infos:

Man fliegt nicht in einem Ballon - man fährt.
06.02.2010
(Ausgabe Februar 2010)