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Im Gespräch mit Bruno Labbadia und Fredi Bobic

Was war, was ist, was kommt? Im exklusiven Doppel-Interview blicken VfB-Sportdirektor Fredi Bobic und Cheftrainer Bruno Labbadia auf eine bewegte Spielzeit zurück, schildern die aktuelle Situation beim Traditionsklub aus Bad Cannstatt und geben einen Ausblick auf die neue Saison.

Herr Bobic, Herr Labbadia, Gratulation zum Klassenerhalt! Wie ausgiebig haben Sie diesen Erfolg gefeiert?

Fredi Bobic: Zunächst einmal möchte ich betonen, dass der Klassenerhalt für einen Verein wie den VfB definitiv kein Erfolg ist, sondern nur das Erreichen des Minimalziels darstellt. Ich persönlich habe deshalb am Saisonende auch nicht großartig gefeiert. Aber ich habe natürlich tief durchgeatmet, als es geschafft war und mir bei einem Glas Wein etwas Ruhe gegönnt. Immerhin sah es an Weihnachten alles andere als rosig für uns aus. Das ging an niemandem spurlos vorbei.

Bruno Labbadia: Bei mir war es ähnlich. Wir alle standen über Monate hinweg immer unter großem Druck und waren total auf den Fußball und unsere Situation fokussiert. Eine dementsprechend gigantische Erleichterung stellte sich dann bei mir ein, als klar war, dass wir gerettet sind. Die Spieler haben danach ein wenig gefeiert, sind auf den Wasen gegangen und haben auch kurz mal die Sau raus gelassen. Das störte mich überhaupt nicht, sondern musste nach all dem einfach sein, zumal alles im Rahmen blieb. Ich dagegen habe es eher wie Fredi gehalten und die Momente der Ruhe genossen, zum Beispiel als ich mit meiner Familie endlich einmal einen ausgiebigen Spaziergang durch Stuttgart machen konnte.

Was bleibt in der Rückschau bei Ihnen von der Saison 2010/11?
Bruno Labbadia: Es war eine Saison der Extreme, nicht nur beim VfB. Die gesamte Liga spielte phasenweise verrückt. Da sind Dinge passiert, die es so im deutschen Fußball noch nicht gab. Beispielsweise waren niemals zuvor so viele Mannschaften in den Abstiegskampf involviert. Ich bin in einer absolut kritischen Situation zum VfB gekommen. Wir hatten nur zwölf Punkte nach der Hinrunde und die Mannschaft lag am Boden. Dennoch spürte ich gleich, dass die Wende zum Guten noch möglich ist. Wir haben hart an uns gearbeitet und uns in der Rückserie auch von Rückschlägen nicht aufhalten lassen. Es herrschte eine neue Aufbruchsstimmung bei allen: Spieler, Verein, Fans – keiner hat jemals aufgegeben. Das war Gold wert für uns.

Fredi Bobic: Dem kann ich eigentlich kaum etwas hinzufügen. Fakt ist, dass es eine solche Saison beim VfB nicht mehr geben darf. Wir steckten in der schwersten sportlichen Krise seit über 30 Jahren und manchmal wirkte es so, als hätte sich alles gegen den VfB verschworen: Spieler verletzten sich schwer, Tore wurden nicht gegeben und sogar ein Baukran in der Arena stürzte um. So viele Negativereignisse in geballter Form hatte keiner von uns vorher erlebt und will auch niemand jemals wieder durchmachen müssen.

Derzeit macht die Bundesliga Sommerpause. Die Spieler sind im Urlaub und erholen sich von den Strapazen der Saison. Sie bauen dagegen bereits fleißig am neuen VfB-Team. Wie ist der aktuelle Stand, Herr Bobic?

Fredi Bobic: Wir arbeiten nicht nur an der Zusammenstellung des neuen Kaders, sondern setzen insgesamt Schritt für Schritt all das um, was wir uns in den vergangenen Monaten vorgenommen haben. Schon länger analysieren wir, wo Schwachstellen sind und was besser werden muss. Wir haben während der Rückrunde die Zukunftsplanungen detailliert ausgearbeitet und verwirklichen diese jetzt. Beispielsweise haben wir unsere Nachwuchsarbeit weiter optimiert und uns in diesem wichtigen Bereich personell weiter verstärkt. Die ersten Neuverpflichtungen für das Profi -Team stehen ebenfalls schon fest. Wir werden alles daran setzen, um zum Trainingsauftakt am 20. Juni eine Mannschaft auf dem Platz zu haben, die den VfB wieder zurück in die Erfolgsspur bringt.

Herr Labbadia, wie sieht Ihr Sommerfahrplan aus?

Bruno Labbadia: Fredi hat das Datum für den Trainingsauftakt schon genannt. Mein Trainerteam und ich bereiten uns darauf vor und legen die Trainingsinhalte der einzelnen Einheiten fest. Darüber hinaus treiben wir die Kaderplanung zusammen mit der sportlichen Leitung und der Scouting-Abteilung voran. Wir arbeiten hierbei Hand in Hand. Die Spieler liegen im Übrigen auch nicht nur am Strand und lassen sich die Sonne auf den Bauch scheinen. Jeder hat von uns einen individuellen Trainingsplan für die Pause mitbekommen, dessen Einhaltung wir bei den Leistungstests zum Start dann überprüfen werden. Aber ich bin mir sicher, dass es da keiner schleifen lassen wird. Schließlich werden wir eine neue Mannschaft zusammenstellen und es wird von Beginn an wieder einen gesunden Konkurrenzkampf um die Plätze in der Startelf geben.

Abschließend die Frage an sie Beide: Auf was dürfen sich die VfB-Fans in der neuen Saison freuen?

Fredi Bobic: Auf so einiges. Die Mercedes-Benz Arena wird endlich fertig sein. Wir haben damit ein 60.000-Mann-Stadion, das weder Deutschlandweit noch international den Vergleich mit anderen Stadien scheuen muss. Darauf darf sich jeder Stadionbesucher schon jetzt freuen. Und ich kann sagen, dass wir wieder eine Mannschaft haben werden, wie es unsere Region verdient. Die Menschen sollen wieder stolz sein auf ihren VfB!

Bruno Labbadia: Schon in der Rückrunde war für jedermann erkennbar, wie viele Power in diesem Verein steckt. Damit meine ich nicht nur die Mannschaft. Das Umfeld des VfB, die Mitglieder und Fans, sind äußerst begeisterungsfähig. Dass dies mit einer gewissen Erwartungshaltung verbunden ist, ist uns klar. Der VfB ist ein Traditionsverein, der dem Erfolg verpflichtet ist. Wir wollen hier wieder etwas aufbauen und lassen uns daran messen. Das wird seine Zeit brauchen und Geduld von allen erfordern, aber die Geduld wird sich lohnen. Wichtig ist, dass wir nicht den zweiten vor dem ersten Schritt machen. Dennoch wollen wir vom ersten Spieltag an dieses gigantische Vertrauen auf dem Platz zurückzahlen!

27.05.2011
(Ausgabe 28. Mai 2011)