Interwiew mit Philipp Haußmann
Menschen brauchen Bildung
Der 44-jährige Philipp Haußmann schätzt an Stuttgart das kreative Verlagsumfeld. (Bild: Ernst Klett Verlag GmbH)
Philipp Haußmann ist seit fünf Monaten Vorstandssprecher der Ernst Klett AG. Im GOOD NEWS-Interview spricht er über Tradition und Zukunft der Stuttgarter Verlagsgruppe.
GOOD NEWS: Herr Haußmann, Sie sind seit Mai Vorstandssprecher der Stuttgarter Ernst Klett AG. Damit haben Sie die Nachfolge Ihres Onkels Michael Klett angetreten, der das Unternehmen mehr als 30 Jahre lang erfolgreich geleitet hat. Wie haben Sie den Wechsel erlebt?
Philipp Haußmann: Unaufgeregt. Innerhalb des Vorstandes mit Manfred Antoni, Thomas Baumann, Arthur Zimmermann und mir haben wir ja eine Spartenverantwortlichkeit, daran hat sich nichts geändert und so auch nicht an meinen Aufgaben.
GOOD NEWS: Klett bleibt also das traditionsreiche Familienunternehmen, das es von Anfang an war?
Philipp Haußmann: So ist es.
GOOD NEWS: Wenn man das umfangreiche Verlagsprogramm der Ernst Klett AG auf zwei kleinste gemeinsame Nenner bringen wollte, dann stünden Kultur und Bildung ganz oben. Kann ein großes Unternehmen wie Klett auf diesen beiden Standbeinen überleben?
Philipp Haußmann: Ganz sicher. Die Bildungsmärkte sind in ständiger Bewegung, gerade in Deutschland. Sie bieten immer neue Perspektiven für den, der etwas bewegen, der etwas gestalten will. Und das wollen wir. Unser kulturelles Engagement verstehen wir als notwendige Ergänzung unseres Einsatzes für gute Bildung: Beides brauchen Menschen und die Gesellschaft, in der diese Menschen leben.
GOOD NEWS: Die Bildungswertpapiere mit einem Gesamtvolumen von 50 Millionen Euro, die die Ernst Klett AG Mitte Juni emittierte, waren innerhalb eines Monats „ausverkauft“. Offensichtlich erachten es die Menschen für wichtig und auch wirtschaftlich rentabel, in Bildung zu investieren.
Philipp Haußmann: Ja, das war ein Erfolg und ist für uns ein großer Vertrauensbeweis. Die Anleger haben sich für ein Unternehmen entschieden, das auch in der Krise ordentlich dasteht, das in einem attraktiven Markt aktiv ist und das solide wirtschaftet. Klett hat einen guten Namen, und wir arbeiten hart dafür, dass das so bleibt.
GOOD NEWS: Das Verlagsgeschäft verändert sich rasant. Der Trend geht von Druckwerken zu Online-Anwendungen. Der kalifornische Gouverneur Schwarzenegger preschte im Juni mit der Ankündigung vor, Schulbücher ganz abschaffen zu wollen.
Philipp Haußmann: Die PR für diese Nachricht war besser als ihre Substanz. In Deutschland und Europa wird es so schnell nicht zu solchen Entwicklungen kommen. Veränderte Mediennutzung alleine verbessert nicht die Bildungsqualität. Da kommt es auf die Lehrer an, die Größe der Klassen, die Vorgaben aus den Ministerien. Wenn dann andere Medien dem Ziel optimaler Bildung dienen, dann wird Klett das immer unterstützen. Aber radikale Brüche kann ich in nächster Zukunft nicht erkennen.
GOOD NEWS: Sie bieten seit Juli die PONS Rechtschreibung gratis im Internet an. Hat das klassische Wörterbuch damit ausgedient?
Philipp Haußmann: Nein. Viele Menschen wollen das Buch und daher haben wir unter anderem Mitte September auch „Die Deutsche Rechtschreibung“ als gedrucktes Wörterbuch bei PONS publiziert. Weil sich aber das Mediennutzungsverhalten ändert, bringen wir jetzt unsere Inhalte dahin, wo viele Kunden sie haben wollen: Auf den PC, das Mobiltelefon und alle möglichen anderen Geräte. Indem wir alle Medien bedienen, kommen wir den Wünschen der Nutzer am besten entgegen.
GOOD NEWS: Eine der Herausforderungen besteht nach wie vor darin, Geschäftsmodelle zu entwickeln, wie man als Verlag auch online Geld verdienen kann.
Philipp Haußmann: In der Tat. Es ist noch offen, wie das in zehn Jahren aussehen wird und jede Prognose dazu hat eine sehr große Unschärfe. Wir glauben, dass es sich von Inhalt zu Inhalt und von Nutzer zu Nutzer unterschiedlich entwickeln wird. Deshalb müssen wir vor allem genau hinschauen, wie sich das Nutzungsverhalten unserer Kunden entwickelt. Wenn wir wissen, was unser Kunde will, dann werden wir auch zu tragfähigen Erlösmodellen kommen, seien es Anzeigen, seien es Abonnementverkäufe.
GOOD NEWS: Wie wichtig ist trotz dieser globalen und virtuellen Verfügbarkeit Ihrer Produkte der Unternehmenssitz Stuttgart?
Philipp Haußmann: In Stuttgart schlägt das Herz von Klett. Wir sind in vielerlei Hinsicht ein typisch schwäbischer Mittelständler, der in die weite Welt geht, aber immer weiß, wo er herkommt und daran festhält.
GOOD NEWS: Was macht aus Ihrer Sicht den Verlagsstandort Stuttgart so stark?
Philipp Haußmann: Das Wichtigste sind die vielen, vielen kleinen Unternehmen, die im Verlagsumfeld arbeiten und damit für uns unverzichtbar sind, wenn wir schnell eine neue Idee umsetzen wollen oder neue Impulse brauchen. Es gibt an Dienstleistungen nichts, was in Stuttgart fehlt und Stuttgart bietet da mehr als die meisten anderen deutschen Städte.
GOOD NEWS: Herr Haußmann, wir danken Ihnen herzlich für das Gespräch. (RC)
Weitere Informationen:
www.klett.de
GOOD NEWS: Herr Haußmann, Sie sind seit Mai Vorstandssprecher der Stuttgarter Ernst Klett AG. Damit haben Sie die Nachfolge Ihres Onkels Michael Klett angetreten, der das Unternehmen mehr als 30 Jahre lang erfolgreich geleitet hat. Wie haben Sie den Wechsel erlebt?
Philipp Haußmann: Unaufgeregt. Innerhalb des Vorstandes mit Manfred Antoni, Thomas Baumann, Arthur Zimmermann und mir haben wir ja eine Spartenverantwortlichkeit, daran hat sich nichts geändert und so auch nicht an meinen Aufgaben.
GOOD NEWS: Klett bleibt also das traditionsreiche Familienunternehmen, das es von Anfang an war?
Philipp Haußmann: So ist es.
GOOD NEWS: Wenn man das umfangreiche Verlagsprogramm der Ernst Klett AG auf zwei kleinste gemeinsame Nenner bringen wollte, dann stünden Kultur und Bildung ganz oben. Kann ein großes Unternehmen wie Klett auf diesen beiden Standbeinen überleben?
Philipp Haußmann: Ganz sicher. Die Bildungsmärkte sind in ständiger Bewegung, gerade in Deutschland. Sie bieten immer neue Perspektiven für den, der etwas bewegen, der etwas gestalten will. Und das wollen wir. Unser kulturelles Engagement verstehen wir als notwendige Ergänzung unseres Einsatzes für gute Bildung: Beides brauchen Menschen und die Gesellschaft, in der diese Menschen leben.
GOOD NEWS: Die Bildungswertpapiere mit einem Gesamtvolumen von 50 Millionen Euro, die die Ernst Klett AG Mitte Juni emittierte, waren innerhalb eines Monats „ausverkauft“. Offensichtlich erachten es die Menschen für wichtig und auch wirtschaftlich rentabel, in Bildung zu investieren.
Philipp Haußmann: Ja, das war ein Erfolg und ist für uns ein großer Vertrauensbeweis. Die Anleger haben sich für ein Unternehmen entschieden, das auch in der Krise ordentlich dasteht, das in einem attraktiven Markt aktiv ist und das solide wirtschaftet. Klett hat einen guten Namen, und wir arbeiten hart dafür, dass das so bleibt.
GOOD NEWS: Das Verlagsgeschäft verändert sich rasant. Der Trend geht von Druckwerken zu Online-Anwendungen. Der kalifornische Gouverneur Schwarzenegger preschte im Juni mit der Ankündigung vor, Schulbücher ganz abschaffen zu wollen.
Philipp Haußmann: Die PR für diese Nachricht war besser als ihre Substanz. In Deutschland und Europa wird es so schnell nicht zu solchen Entwicklungen kommen. Veränderte Mediennutzung alleine verbessert nicht die Bildungsqualität. Da kommt es auf die Lehrer an, die Größe der Klassen, die Vorgaben aus den Ministerien. Wenn dann andere Medien dem Ziel optimaler Bildung dienen, dann wird Klett das immer unterstützen. Aber radikale Brüche kann ich in nächster Zukunft nicht erkennen.
GOOD NEWS: Sie bieten seit Juli die PONS Rechtschreibung gratis im Internet an. Hat das klassische Wörterbuch damit ausgedient?
Philipp Haußmann: Nein. Viele Menschen wollen das Buch und daher haben wir unter anderem Mitte September auch „Die Deutsche Rechtschreibung“ als gedrucktes Wörterbuch bei PONS publiziert. Weil sich aber das Mediennutzungsverhalten ändert, bringen wir jetzt unsere Inhalte dahin, wo viele Kunden sie haben wollen: Auf den PC, das Mobiltelefon und alle möglichen anderen Geräte. Indem wir alle Medien bedienen, kommen wir den Wünschen der Nutzer am besten entgegen.
GOOD NEWS: Eine der Herausforderungen besteht nach wie vor darin, Geschäftsmodelle zu entwickeln, wie man als Verlag auch online Geld verdienen kann.
Philipp Haußmann: In der Tat. Es ist noch offen, wie das in zehn Jahren aussehen wird und jede Prognose dazu hat eine sehr große Unschärfe. Wir glauben, dass es sich von Inhalt zu Inhalt und von Nutzer zu Nutzer unterschiedlich entwickeln wird. Deshalb müssen wir vor allem genau hinschauen, wie sich das Nutzungsverhalten unserer Kunden entwickelt. Wenn wir wissen, was unser Kunde will, dann werden wir auch zu tragfähigen Erlösmodellen kommen, seien es Anzeigen, seien es Abonnementverkäufe.
GOOD NEWS: Wie wichtig ist trotz dieser globalen und virtuellen Verfügbarkeit Ihrer Produkte der Unternehmenssitz Stuttgart?
Philipp Haußmann: In Stuttgart schlägt das Herz von Klett. Wir sind in vielerlei Hinsicht ein typisch schwäbischer Mittelständler, der in die weite Welt geht, aber immer weiß, wo er herkommt und daran festhält.
GOOD NEWS: Was macht aus Ihrer Sicht den Verlagsstandort Stuttgart so stark?
Philipp Haußmann: Das Wichtigste sind die vielen, vielen kleinen Unternehmen, die im Verlagsumfeld arbeiten und damit für uns unverzichtbar sind, wenn wir schnell eine neue Idee umsetzen wollen oder neue Impulse brauchen. Es gibt an Dienstleistungen nichts, was in Stuttgart fehlt und Stuttgart bietet da mehr als die meisten anderen deutschen Städte.
GOOD NEWS: Herr Haußmann, wir danken Ihnen herzlich für das Gespräch. (RC)
Weitere Informationen:
www.klett.de
"In Stuttgart schlägt das Herz von Klett."
02.10.2009
(Ausgabe Oktober 2009)