Ausbildungspaten der Stadt

Stuttgarter Ausbildungspaten unterstützen Realschüler

Die Ausbildungspaten helfen auch bei den Hausaufgaben. (Bild: Fotolia)

Um noch mehr Menschen für das Ehrenamt zu begeistern, hat die EU das Jahr 2011 zum Europäischen Jahr der Freiwilligentätigkeit ausgerufen. Gute Taten sind in Stuttgart keine Seltenheit. Viele möchten ehrenamtlich helfen. Seit 2007 gibt es beispielsweise die Ausbildungspaten der Freiwilligenagentur Stuttgart. Sie unterstützen Realschüler beim Übergang von der Schule in den Beruf. Das auf die Schüler individuell zugeschnittene Programm ermöglicht eine intensive Förderung über mehrere Monate hinweg.

Bedarfsgerechte Unterstützung

Die Patenschaft beginnt in der neunten Klasse, wenn sich die Schüler für einen Ausbildungsplatz bewerben. Der Fokus der Ausbildungspaten liegt auf den Realschülern, aber auch für die anderen Schulformen haben Stuttgarter Organisationen Patenschaften übernommen. Alle Realschulen in Stuttgart können sich an dem Projekt beteiligen. Die Lehrer wählen die teilnehmenden Schüler aus. Nach einem Gespräch mit den Eltern und deren Zustimmung, wird der entsprechende Bedarf bei der Freiwilligenagentur angemeldet. Die Ausbildungspaten identifizieren zusammen mit den Schülern deren Fähigkeiten und leiten Berufswünsche und -vorstellungen ab, auf die kontinuierlich hingearbeitet wird. Bei dem Projekt ist es wichtig, „dass die Paten mit den Schülern gemeinsam herausfinden, wo die Stärken und Kompetenzen der Jugendlichen liegen. Zudem soll das Selbstbewusstsein der Jugendlichen gestärkt werden“, berichtet Ilona Liedel, Ehrenamtsbeauftragte und Leiterin der Freiwilligenagentur der Stadt Stuttgart.

Kompetenz durch Erfahrung

Das Aufgabenspektrum eines Ausbildungspaten ist breit angelegt, da es sich bei jedem einzelnen Schüler um eine individuelle Unterstützung handelt. Das kann Hilfe bei der Erstellung von Bewerbungsunterlagen sein, bei der Vorbereitung zu einem Vorstellungsgespräch oder eine Beratung bei Bewerbungsfotos. Ebenso stehen Besuche bei der Arbeitsagentur Stuttgart oder der Ausbildungsmesse auf dem Programm. Ein Ausbildungspate muss für die Arbeit mit den Schülern einiges mitbringen: Er in der Lage sein, die Schüler in ihrer Bewerbungsphase professionell mit seinem Wissen zu unterstützen. Dazu sollte er natürlich wissen, wie – nach aktuellem Stand der Dinge – eine Bewerbung verfasst wird. Der Pate sollte den Schüler motivieren. Er sollte „Freude am Umgang mit Jugendlichen haben, sollte Verständnis und Geduld aufbringen können und über Einfühlungsvermögen verfügen“, fasst Ilona Liedel die sozialen Kompetenzen zusammen.

Pate sein – keine Frage des Alters

Ausbildungspate zu werden, ist dennoch nicht schwer: Bringt man die richtigen Voraussetzungen mit, reicht ein Anruf bei der Freiwilligenagentur, um einen ersten Kontakt herzustellen. Das hat zum Beispiel Janine Adolph getan. Als sie nach Stuttgart zog, informierte sie sich über hiesige Möglichkeiten des Ehrenamts und wurde auf das Programm der Ausbildungspaten aufmerksam. Seit 2007 ist die Diplom Verwaltungswirtin, die beim Regierungspräsidium Stuttgart arbeitet, Ausbildungspatin und betreute bisher vier Schüler. „Ich wollte etwas an die Gesellschaft zurückgeben“, erklärt Janine Adolph ihr Engagement. Viele der Ausbildungspaten sind zwischen Ende 20 und Mitte 30, einige sind mittleren Alters und zwei Paten sind bereits im Ruhestand. Unter allen fi ndet ein Erfahrungsaustausch statt. In Fachgesprächen, bei Vorträgen und regelmäßigen Treffen diskutieren die Ausbildungspaten über ihre Erfahrungen mit den Schülern und dem Programm. „Diese Vorträge und Gespräche sind sehr hilfreich“, erklärt Janine Adolph, „denn dadurch hört man auch mal, wie die anderen Paten mit bestimmten Situationen umgehen und welche Erfahrungen sie sammeln.“

Sichtbare Erfolge

Dank der Patenschaft kommen die Schüler bei Unternehmen leichter unter und die Quote der Ausbildungsabbrecher ist seit Start des Programms zurückgegangen. Die Paten stehen den Jugendlichen auch in der Anfangsphase der Ausbildung weiterhin beratend und unterstützend zur Seite. Dies fördert zudem die Bildung von Netzwerken mit den Unternehmen. Dadurch werden Ausbildungsund Praktikumsplätze für neue Schüler geschaffen. Auch der persönliche Kontakt zwischen den Ausbildungspaten und den Schüler bleibt oftmals bestehen. Janine Adolph erinnert sich an ein Ereignis: Nach mehreren Monaten meldete sich eine ehemalige Schülerin bei ihr. Sie schrieb über ihren Werdegang, und dass sie sich entschlossen hätte, weiterhin die Schule zu besuchen und ihr Fachabitur zu machen. Die Schülerin bedankte sich bei Janine Adolph für ihre Arbeit – und dies sei immer noch das Schönste. „Zu sehen, dass man wirklich hilft, dass man damit tatsächlich was erreichen kann“, dies motiviere die Paten, so Janine Adolph. (MT)

22.04.2011
(Ausgabe 23. April 2011)