GLüCKLICH
Theodor Heuss - ein rückhaltloser Demokrat
„Eigentlich wäre ich gerne ein Bohèmien gewesen, aber dazu gehören Liebesgeschichten und Schulden, beides hatte ich nicht“, schrieb Theodor Heuss in seiner Autobiographie „Vorspiele des Lebens“. Nein, zum Lebemann hatte er weder Talent noch Muße – er war Zeit seines Lebens ein sehr arbeitsamer Journalist, Gelehrter und Schriftsteller.
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In München ging es hoch her
An Gelegenheit zum Ausschweifen hätte es ihm nicht gefehlt: Der 1884 in Brackenheim als Sohn eines Regierungsbaurates geboren ging Heuss zum Studieren nicht ins nahe Tübingen, sondern nach München – wo es um die Jahrhundertwende durchaus hoch herging. Das großstädtische Treiben interessierte ihn, hielt ihn aber nicht von seinen Studien zur Staatswissenschaft ab.
Journalist und Redakteur
Nach seiner Promotion erarbeitete er sich einen Namen als Journalist und Redakteur. Über 1.877 Berichte, Kommentare, Glossen und Kritiken schrieb er allein zwischen 1905 und 1917.
Jüngster Abgeordneter im Reichstag
Das intellektuelle Leben war für Theodor Heuss nie vom politischen zu trennen. Seine linksliberale Haltung führt er auf die Ideen der bürgerlichen Revolution von 1848 zurück, die im Hause Heuss lebendig blieben. Großvater und Onkel hatten daran teilgenommen. 1924 zog er für die Deutsche Demokratische Partei als jüngster Abgeordneter in den Reichstag ein, dem er – mit kurzen Unterbrechungen – bis zum 7. Juli 1933 angehörte.
Das intellektuelle Leben war für Theodor Heuss nie vom politischen zu trennen. Seine linksliberale Haltung führt er auf die Ideen der bürgerlichen Revolution von 1848 zurück, die im Hause Heuss lebendig blieben. Großvater und Onkel hatten daran teilgenommen. 1924 zog er für die Deutsche Demokratische Partei als jüngster Abgeordneter in den Reichstag ein, dem er – mit kurzen Unterbrechungen – bis zum 7. Juli 1933 angehörte.
Dunkler Fleck: Ermächtigungsgesetz
Als Abgeordneter beugte er sich am 23. März 1933 der Fraktionsdisziplin und stimmte dem Ermächtigungsgesetz zu, das den Weg für die Diktatur Hitlers frei räumte. „Ich wusste schon damals, dass ich dieses ‚Ja’ nie mehr aus meiner Lebensgeschichte auslöschen könne“, meinte Heuss in der Nachbetrachtung.
Als Abgeordneter beugte er sich am 23. März 1933 der Fraktionsdisziplin und stimmte dem Ermächtigungsgesetz zu, das den Weg für die Diktatur Hitlers frei räumte. „Ich wusste schon damals, dass ich dieses ‚Ja’ nie mehr aus meiner Lebensgeschichte auslöschen könne“, meinte Heuss in der Nachbetrachtung.
"Uncompromising Democrat"
Nach dem Krieg stuften ihn die Amerikaner dennoch als „uncompromising democrat“ ein. Schnell stieg er wieder ins publizistische und politische Leben ein: Er wurde Lizenznehmer der Rhein-Neckar-Zeitung, Mitbegründer der Demokratischen Volkspartei – einer Vorgängerin der heutigen FDP, „Kultminister“ in Württemberg-Baden und als Parlamentarischer Rat nach eigener Aussage „ein kleiner Geburtshelfer“ des Grundgesetzes – wobei er den Namen „Bundesrepublik Deutschland“ für das neue Staatsgebilde ins Spiel brachte.
Die Menschen unmittelbar ansprechen
Am 12. September 1949 schließlich wird er der erste Bundespräsident der jungen Republik. Heuss war „(…) als erstes deutsches Staatsoberhaupt überhaupt seit Menschengedenken ein Zivilist durch und durch“, wie Theodor W. Adorno anmerkte. Theodor Heuss prägte das Bild dieses neuen Amtes: Er scheute nicht das direkte Wort und suchte dennoch den Ausgleich in innenpolitische Kontroversen. Er stellte sich den drängenden Problemen der Nachkriegszeit, indem er Emigration und Widerstand gegen den Nationalsozialismus thematisierte. Am wirkungsvollsten waren dabei seine Reden und direkten Ansprachen, die oft den persönlichen Bezug suchten.
Politiker mit Humor und Ironie
„Nun siegt mal schön“ – seine Bemerkung beim Besuch eines Bundeswehrmanövers 1958 zeugt von Humor und Ironie – und entfachte einen kleinen Skandal. Die Menschen unmittelbar anzusprechen, war ihm wichtig, denn seiner Meinung nach musste „die Verfassung im Bewusstsein und in der Freude des Volkes selbst lebendig sein (…)“.
„Nun siegt mal schön“ – seine Bemerkung beim Besuch eines Bundeswehrmanövers 1958 zeugt von Humor und Ironie – und entfachte einen kleinen Skandal. Die Menschen unmittelbar anzusprechen, war ihm wichtig, denn seiner Meinung nach musste „die Verfassung im Bewusstsein und in der Freude des Volkes selbst lebendig sein (…)“.
"Papa Heuss"
Das Bild des väterlichen Bundespräsidenten entstand: „Papa Heuss“ – schwäbelnd und biedersinnlich. Doch das war ihm verhasst: “Aber die sanften Filzpantoffeln, die man jetzt meinem Geschichtsbild unterschieben will, lehne ich ab, dazu habe ich ein zu fähiges und, wie ich mir gestehe, zugleich produktives Leben geführt.“
Ausstellung im Theodor-Heuss-Haus
Wer dem ersten Bundespräsidenten, dem Intellektuellen, dem Kunstliebhaber und dem Menschen Theodor Heuss begegnen will, sollte sich zu „dem Heuss sein Häussle“ aufmachen. Im Feuerbacher Weg 46 am Killesberg ließ sich der Bausparer Heuss 1959 für seine Ruhejahre ein Einfamilienhaus bauen, in dem er 1963 im Kreis seiner Familie starb. Heute ist im Erdgeschoss ist das Wohn-, Arbeits- und Esszimmer mit Möbeln und Kunstwerken aus Theodor Heuss’ Besitz originalgetreu rekonstruiert. Sie geben einen Eindruck von Heuss’ Lebensstil. Im Gartengeschoß führt eine Ausstellung das Leben und Werk des Journalisten, Schriftstellers und Politikers Heuss vor Augen. (AS)
Weitere Informationen:
www.stiftung-heuss-haus.de
Wer dem ersten Bundespräsidenten, dem Intellektuellen, dem Kunstliebhaber und dem Menschen Theodor Heuss begegnen will, sollte sich zu „dem Heuss sein Häussle“ aufmachen. Im Feuerbacher Weg 46 am Killesberg ließ sich der Bausparer Heuss 1959 für seine Ruhejahre ein Einfamilienhaus bauen, in dem er 1963 im Kreis seiner Familie starb. Heute ist im Erdgeschoss ist das Wohn-, Arbeits- und Esszimmer mit Möbeln und Kunstwerken aus Theodor Heuss’ Besitz originalgetreu rekonstruiert. Sie geben einen Eindruck von Heuss’ Lebensstil. Im Gartengeschoß führt eine Ausstellung das Leben und Werk des Journalisten, Schriftstellers und Politikers Heuss vor Augen. (AS)
Weitere Informationen:
www.stiftung-heuss-haus.de