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Kommunikationswissenschaftler über die GOOD NEWS

Der Überraschungseffekt ist entscheidend

Gute Nachrichten tun dem Publikum gut, sagt Prof. Michael Schenk. (Bild: Universität Hohenheim)

Prof. Dr. Dr. habil. Michael Schenk ist Professor für Kommunikationswissenschaft an der Universität Hohenheim. Seit 1993 leitet er die Forschungsstelle für Medienwirtschaft und Kommunikationsforschung an der Universität Hohenheim.

GOOD NEWS: „Bad news are good news” ist ein in Journalistenkreisen weitverbreitetes Arbeitsmotto. Würden Sie diesem Satz zustimmen?

Michael Schenk: Selbstverständlich hat Konflikthaltiges und Negatives stets großen Nachrichtenwert, denkt man nur an die aktuellen Ereignisse der letzten Zeit: Jugendliche schlagen in München auf einen 50-Jährigen ein, der einen Streit bereinigen wollte und dabei selbst zu Tode kommt. Oder zuletzt auch der Angriff deutscher Soldaten in Afghanistan auf zwei Tanklaster mit Todesfolge für Zivilisten. Neben der Negativität ist aber auch die Überraschung wichtig für hohe Nachrichtenwerte, denkt man nur an den unerwarteten Tod von Michael Jackson oder früher Elvis Presley. Kein Wunder, dass solche Ereignisse besondere Aufmerksamkeit unter Journalisten und im Publikum erlangen und sowohl die Berichterstattung als auch die öffentliche Kommunikation dominieren. Es gibt aber auch Ereignisse, die zum einen sehr überraschen und zum anderen positiven Charakter haben und denen ebenfalls große Aufmerksamkeit zuteilwird. Man denke nur an den Freispruch von Michael Jackson im Gerichtsverfahren vor einigen Jahren, den Erfolg von Spitzensportlern bei Wettkämpfen oder die versuchte Rückkehr von Michael Schumacher bei Ferrari.
Es kommt also nicht nur auf Negativ oder Positiv an, sondern weit mehr auf die Überraschung. Das Nichterwartbare hat immer hohen Nachrichtenwert, sei es, dass es negativ oder positiv daher kommt!

GOOD NEWS: Eine Zeitung nur mit guten Nachrichten zu veröffentlichen – ist das kühn oder dumm?

Michael Schenk: Nur gute Nachrichten zu veröffentlichen ist angesichts der Negativismusspirale der Medien riskant und wirklich kühn, trotzdem lohnt es vor allem für das Publikum. Es entsteht ein Gegengewicht, so dass der Eindruck, in einer erbärmlichen Welt zu leben, zumindest korrigiert wird. Das tut dem Publikum gut. Deshalb ist eine Zeitung, die nur gute Nachrichten enthält, ein wichtiges Pendant zur überwiegend negativ geprägten Medienwelt. (VP)

02.10.2009
(Ausgabe Oktober 2009)