Fastnacht in Stuttgart

Tschä-Hoi!

Vor 100 Jahren nahm das Bedürfnis nach nachbarschaftlicher Kommunikation in Stuttgart und Umgebung zu. Unzählige Bürgervereine und -gesellschaften wurden gegründet, darunter auch die Gesellschaft der Zigeunerinsel. Ihr Name stammt aus der ehemaligen Bezeichnung der westlich gelegenen Stadtteile Spitaläcker auf der Hoppenlau.

Der Name Zigeunerinsel

Diese Gebiete wurden erst sehr spät in die Bebauung Stuttgarts einbezogen. Lange Zeit wurde dieses Gebiet von vorbeiziehenden Zigeunern besiedelt, da diese nicht im Stadtinneren nächtigen durften. In Erinnerung daran wurden die ehemaligen Spitalwiesen und -äcker Zigeunerinsel genannt. Auf diese Bezeichnung schließlich griffen 1910 die 27 Gründungsmitglieder der Gesellschaft zurück.

Vom Gardetanz zum Hutzelmännlein

Hundert Jahre später ist der Verein aus dem Stuttgarter Westen auf 600 aktive und passive Mitglieder angewachsen. Die aktiven Mitglieder tanzen zum Beispiel in der Junioren- oder Traditionsgarde oder spielen im Jugend- oder Spielmannszug. Den Nachwuchs unterrichtet der Verein in der eigenen Musikschule und der Brauchtum der Maskengruppe wird mit den Stuttgarter Hutzelmännlein gewürdigt.

Der Schlachtruf der Zigeunerinsel

Wie jeder ordentliche Karnevalsverein hat auch die Zigeunerinsel einen eigenen Schlachtruf. Die Narren aus dem Stuttgarter Westen grüßen sich mit einem dreifachen „Tschä-Hoi! Tschä-Hoi! Tschä- Hoi!“. Ein Ruf, der keinem tieferen Sinn folgt, aber seinen Zweck erfüllt: Man erkennt sich, man gehört zusammen.

Am 11.11. um 11.11 Uhr

Die fünfte Jahreszeit beginnt für die Zigeunerinsel am Freitag vor dem 11.11. mit der Inthronisation der Baronenpaare. Daran nehmen alle Mitglieder und befreundeten Gesellschaften teil. Am 11.11. selbst führt die Zigeunerinsel die Stuttgarter Karnevalsvereine auf die Treppe des Stuttgarter Rathauses – um 11.11 Uhr beginnt die Auftaktveranstaltung des Festkomitees. Die fünfte Jahreszeit wird lautstark eingeläutet. (JUS)

06.11.2010
(Ausgabe 06. November 2010)