Kolumne Klaus Birk

Alles super, alles Stuttgart: Das letzte Kickeriki

Klaus Birk, Kabarettist

Jetzt haben sie ihn weggeElbert. Der Bayern FC hat uns wieder mal die Luft aus dem Wundersturm gelassen, voll den Wind aus der Hose gepustet. Gomezle goes Bavaria. Super Mario wird eine Weißwurst.

Vielleicht mag er ja Lederhosen mit Hirschhornknöpfen. Die Schubbidu-Plattler kaufen gerade alles, was man für süßen Senf kriegen kann. Was da gerade eingebayert wird, ist für die gerummenigten Beckenbauern ein hoeneß Fressen.

Hoffen wir mal, dass unser MaGo nicht so ausgezuzzelt wird wie daselbst Schlaudraff und Podolski.

Sicher ist nur eins, unser geliebter Unlinger kommt nie wieder zurück in die heimische Maultasche. Dreißig Mios sind zuviel für einen mariosen Rückkauf.

Wenigstens halten wir den Rekord für den teuersten Verkaufsdeal in der deutschen Fußballgeschichte. Dreißig Millionen, das sind in richtigem Geld fast sechzig Millionen Mark. Dafür hätte man vor zwanzig Jahren elf Mathäusse und eine völlernde Tante Käthe kaufen können.

Oh, diese Bayern! Klinsmann, Elber, Magath, Gomez, die verwursten uns jede Butterbrezel frisch vom Teller.

Auch die Jungfans tun mir leid, die haben schon den Kuranyi aus dem Straßentrikot gefädelt und auf die Gomez 33 umgenäht. Wen sollen sie sich jetzt als Vorbild einsticken lassen? Den Fischer, den Schieber oder den neunationalen Nesquik?

Wer den Khedira auf dem Hemd hat, kann sich auch nicht sicher sein, ob der nicht bald verbarcelonat oder intermilant wird.

Und wie soll’s jetzt ohne MaGo weitergehen? Ich kann doch jetzt nicht für die Bayern sein, nur weil die uns den VfB abgekauft haben. Gut, dreißig Mios sind ein schönes Einkaufsgeld. Zu Hoffenheim bleibt, ah, zu hoffen hier bleibt, dass die Stuttgarter das Geld nicht zum rumLubojaen oder Bastürken verwenden und die frische Kohle wieder mal den Hasen auf dem WasenRasen geben.

Emerson, Gledson und Marica und wie sie alle heißen, lauter Edle, die sich für Spätzles Penunze mit der aufgeblasenen Kugel ins goldene Abseits geledert haben und jetzt das Gute in der Weite suchen müssen, weil das Nahe liegt so fern.

Egal, wer wird über das Gestern klagen, wenn das Morgen scheint so rot? Wünschen wir den Babbelbrüdern eine glückliche Hand beim Einkauf, nicht, dass nachher wieder der Hundt in der Panne verrückt wird.

Ja, da hat sich manches angestaudt im Kaufrausch vergangener Plagen. Aber vorbei ist vorbei. Sink positiv! Machen wir den Weg frei und geben der Zukunft eine Pause.

Nach dieser Saison ist sowieso nichts mehr wie es war. Zurzeit wissen wir nicht mal welcher Heldt uns weiter mänätscht. Das Stadion heißt schon anders, jetzt wird es auch noch umgebaut und tiefer gelegt. Sie sagen, das wird schwierig, Grundwasser drückt ins Rasenreich. Das ist kein Grundwasser, das sind die Tränen der Fans, die aus gutem Grund nach oben drücken.

Jedenfalls werden wir nach dem Umbau dichter am rasenden Grün hocken und das Fehlen von Mario aus der Nähe betrachten können.

Kopf hoch, wir werden es wieder schaffen. Wenn Mercedes als Brawn Weltmeister werden kann, können wir auch als Bayern die Salatschüssel feiern. Zumindest so lange, bis wieder ein Wundersturm durch die Arena fegt und sich ein neuer Großer vor der Cannstatter Kurve in Ehrfurcht verneigt. Bis dahin heult der Wind durch die roten Ränge und singt uns das Lied vom Mario, vom Kevin und Giovanni.

Mach’s gut, MaGo. Wir hätten dich gerne zum Abschied auf Händen durchs Stadion getragen und in jede Sitzschale mit den Fingernägeln deine 33 geritzt. Wir hätten dir gerne vom Dank und vom Abschied gesungen und dich auf unseren Tränen durch die Straßen gerudert. Wir hätten dir gerne das VfB-Zeichen auf die Stirn tätowiert, damit keiner je vergisst, wer dich an die Bayern verkauft hat. Ja, das hätten wir gerne.

Hasta la vista, Gomezle, und vergiss nicht: eine Lederhose macht noch keinen Meister und es hilft nicht jeder Weißwurst, wenn zu viele ihren Senf dazugeben.

06.06.2009
(Kolumne Klaus Birk, Ausgabe Juni 2009)