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Oktober-Kolumne Klaus Birk
Alles super, alles Stuttgart: Kein Geld für Nix
Klaus Birk, Kabarettist
Und ruckzuck ist die Kohle weg. Die Krise frisst die Kassen leer. Und Steuern zahlen geht nicht mehr. Den Städten fehlen die Einnahmen und schon regiert der Strichcode. So gibt es Streicher und Gestrichene an allen Ecken und Enden. Auch für die Reparatur der Schulen ist kein Geld mehr da. Für die der Schüler nicht.
Und für die Lehrer erst recht nicht. Putz bröckelt in die Mittagssuppe. Stühle brechen, Tische stürzen ein. Toiletten haben sich von ihren Türen getrennt. Unterricht fällt aus und der Lehrer ins Koma.
Da hilft es natürlich schon, wenn der Stadtrat eine Million Euro bereitstellt. Zweckgebunden. Für Werbung.
Soll ein besseres Klima für den Bahnhof unter der Erde schaffen. Schöne Plakate und Broschüren, kann man auch in Schulen aufhängen und so die Wände schön bunt gestalten. Die Botschaft: Wir bauen alles nur für euch. Und schon geht es Kids und Eltern voll viel besser.
Nur jetzt ist eben alles aus. Keine Kohle mehr für nix. Auch keine Plakate mehr. Nur noch Stuttgart 21. Damit unsere Kinder eine bessere Zukunft haben, Zug fahren und ins Museum gehen können. Heute gibt’s kein Geld, dafür eben morgen.
Was soll’s, Kinder brauchen keine Kohle. Kinder brauchen Zuwendung. Warten auf Kontakt. „Hey, hier bin ich. Sieht mich jemand?“ Gut, manche Eltern wurden einfach nicht informiert, sind schockiert. „Wir wussten nichts davon.“ Ja, da wohnst du jahrelang zu viert in drei Zimmern, plötzlich kommt ein Typ vom Amt und meint: „Zwei davon sind deine Kinder.“ Das hätte der Staat uns auch bälder sagen können. Okay, oft ist der einfach zu lange beschäftigt, zwei Elternteile ausfindig zu machen.
Andererseits: Zu was brauchen wir Kinder! Laufen nur rum. Machen Ärger. Bleiben blöd. Saufen sich ins Nirwana und frusten sich durchs Internet. Und hauen uns irgendwann auf die Nuss oder zünden uns den Porsche unterm Hintern an. Da ist doch was falsch geplant. Hätten wir diese Jugendlichen von vorneherein mit vier Reifen, einer Windschutzscheibe und Lenkrad gebaut, hätten wir ihnen beigebracht Benzin statt Dröhn-Öl zu schlucken, könnten wir sie in die ganze Welt exportieren. Aber so, wohin mit den Plagen? Gut, Arbeit geben wir denen keine mehr. Sind zu doof. Schule bauen wir keine mehr. Für Doofe? Reden wollen wir mit denen nicht mehr. Verstehen uns sowieso nicht. Doof wie die sind. So sieht erfolgreiches Erziehen aus: Bring ihnen nix bei, kümmere dich nicht um sie, lass sie links liegen. Und sie werden nicht merken, was wir ihnen hinterlassen haben. Denn sie wissen nicht, was wir nicht tun. Schon zeigen Kinder in Schulen im Alter von acht Jahren erste Anzeichen von Demenz. Noch bevor sie genug lernen konnten, um zu vergessen, wer sie nicht sind. Na also, geht doch. Die Alten erinnern sich an nichts mehr, Festplatte gelöscht, und die Jungen werden gleich ohne Speicher gebaut.
Hoffnung naht. Die Geburten gehen zurück. Auch gut, gibt’s mehr Platz im ICE und auf der Autobahn. Und du kannst endlich wieder alleine zwei große Schnitzel essen. Eigentlich sind wir ja gar nicht so. Wir würden doch alles tun und geben, was nicht in unserer Macht steht. Nur jetzt gerade geht es nicht. Keine Zeit. Kein Job. Keine Kohle. Muss zum Golf. In die Kneipe. Zum Spiel oder in den Flatrate-Puff. Nächste Woche vielleicht, da hab ich Urlaub, arbeite kurz, bin auf Malle, da können wir gerne mal telefonieren. Bin immer für dich weg. Wann immer du mich brauchst.
Hätten wir keine Schulden, würden wir euch Geld geben. Hätten wir Geld, würden wir erst mal Schulden machen. Wir hätten gerne mehr gegeben als genommen. Wir hätten uns auch persönlich um euch gekümmert, wir hätten euch gerne einen sauberen Planeten hinterlassen, wir hätten auch sehr gerne Vermögen für euch angespart. Es ging leider nicht, wir hatten die Zeit und die Kohle, aber Las Vegas hatte geöffnet und das Bier war umsonst. Und nun habt einfach Verständnis, doof wie ihr seid. Wir heben die Hände und reiben die Unschuld.
Das Leben ist schön und wer ohne Schulden ist, der werfe den ersten Schein.
Und für die Lehrer erst recht nicht. Putz bröckelt in die Mittagssuppe. Stühle brechen, Tische stürzen ein. Toiletten haben sich von ihren Türen getrennt. Unterricht fällt aus und der Lehrer ins Koma.
Da hilft es natürlich schon, wenn der Stadtrat eine Million Euro bereitstellt. Zweckgebunden. Für Werbung.
Soll ein besseres Klima für den Bahnhof unter der Erde schaffen. Schöne Plakate und Broschüren, kann man auch in Schulen aufhängen und so die Wände schön bunt gestalten. Die Botschaft: Wir bauen alles nur für euch. Und schon geht es Kids und Eltern voll viel besser.
Nur jetzt ist eben alles aus. Keine Kohle mehr für nix. Auch keine Plakate mehr. Nur noch Stuttgart 21. Damit unsere Kinder eine bessere Zukunft haben, Zug fahren und ins Museum gehen können. Heute gibt’s kein Geld, dafür eben morgen.
Was soll’s, Kinder brauchen keine Kohle. Kinder brauchen Zuwendung. Warten auf Kontakt. „Hey, hier bin ich. Sieht mich jemand?“ Gut, manche Eltern wurden einfach nicht informiert, sind schockiert. „Wir wussten nichts davon.“ Ja, da wohnst du jahrelang zu viert in drei Zimmern, plötzlich kommt ein Typ vom Amt und meint: „Zwei davon sind deine Kinder.“ Das hätte der Staat uns auch bälder sagen können. Okay, oft ist der einfach zu lange beschäftigt, zwei Elternteile ausfindig zu machen.
Andererseits: Zu was brauchen wir Kinder! Laufen nur rum. Machen Ärger. Bleiben blöd. Saufen sich ins Nirwana und frusten sich durchs Internet. Und hauen uns irgendwann auf die Nuss oder zünden uns den Porsche unterm Hintern an. Da ist doch was falsch geplant. Hätten wir diese Jugendlichen von vorneherein mit vier Reifen, einer Windschutzscheibe und Lenkrad gebaut, hätten wir ihnen beigebracht Benzin statt Dröhn-Öl zu schlucken, könnten wir sie in die ganze Welt exportieren. Aber so, wohin mit den Plagen? Gut, Arbeit geben wir denen keine mehr. Sind zu doof. Schule bauen wir keine mehr. Für Doofe? Reden wollen wir mit denen nicht mehr. Verstehen uns sowieso nicht. Doof wie die sind. So sieht erfolgreiches Erziehen aus: Bring ihnen nix bei, kümmere dich nicht um sie, lass sie links liegen. Und sie werden nicht merken, was wir ihnen hinterlassen haben. Denn sie wissen nicht, was wir nicht tun. Schon zeigen Kinder in Schulen im Alter von acht Jahren erste Anzeichen von Demenz. Noch bevor sie genug lernen konnten, um zu vergessen, wer sie nicht sind. Na also, geht doch. Die Alten erinnern sich an nichts mehr, Festplatte gelöscht, und die Jungen werden gleich ohne Speicher gebaut.
Hoffnung naht. Die Geburten gehen zurück. Auch gut, gibt’s mehr Platz im ICE und auf der Autobahn. Und du kannst endlich wieder alleine zwei große Schnitzel essen. Eigentlich sind wir ja gar nicht so. Wir würden doch alles tun und geben, was nicht in unserer Macht steht. Nur jetzt gerade geht es nicht. Keine Zeit. Kein Job. Keine Kohle. Muss zum Golf. In die Kneipe. Zum Spiel oder in den Flatrate-Puff. Nächste Woche vielleicht, da hab ich Urlaub, arbeite kurz, bin auf Malle, da können wir gerne mal telefonieren. Bin immer für dich weg. Wann immer du mich brauchst.
Hätten wir keine Schulden, würden wir euch Geld geben. Hätten wir Geld, würden wir erst mal Schulden machen. Wir hätten gerne mehr gegeben als genommen. Wir hätten uns auch persönlich um euch gekümmert, wir hätten euch gerne einen sauberen Planeten hinterlassen, wir hätten auch sehr gerne Vermögen für euch angespart. Es ging leider nicht, wir hatten die Zeit und die Kohle, aber Las Vegas hatte geöffnet und das Bier war umsonst. Und nun habt einfach Verständnis, doof wie ihr seid. Wir heben die Hände und reiben die Unschuld.
Das Leben ist schön und wer ohne Schulden ist, der werfe den ersten Schein.
02.10.2009
(Ausgabe Oktober 2009)