ZU GUTER LETZT
Alles super, alles Stuttgart: Wahlküren
Alles neu macht der Mai. Gut, nicht ganz. Aber eben fast. Im Mai wird frisch gebundespräsidentelt oder köhlerweise nach-recycelt. Im Juni dann ganz stadtgerätelt und euroweit neu parlamentelt.
Voll die Wahlen eben. Stadtratswahl in BaWü, samt Urnenklang in ganz Europa. Letztenfalls werden Raketen gezündelt, die kein Ast kennt oder niemand mehr haben will, unbequeme PolitLichter eben, die man nirgends anders nach oben beförderln kann.
Als pralle Liene, als krönender Jubel-Juhu, folgt im herbstlichen Blättersturz die Mutter aller Wahlen, die Btw Lg, die Bundestagswahl-Lustgewinnung.
Perfektes timing quer durchs Jahr. Nix Fußball-WM-geballert, nix olympisch gespielt Gedoptes, nur Wahlen zum Wohle der Kohle.
Oh, gebt uns public viewing? Zehntausend Zugeschauerte feiern aufgebrezelt politische Eigentore und die CDU wird nach Elfmeterschießen Deutscher Meister. Dazu Saufen bis der Stadtrat kommt samt Eurowählen bis zur VollVerfassung.
Wahl des Kampfes, Kampf der Wahl. Da muß keiner dem andern ein lieblich Liedlein tirilieren, nein, da werden Nackenhaare gebügelt und Reste klargetextet, Schneewittchen wachgeküsst und anschließend giftige Äpfel verteilt.
Jetzt bürgert der Wähler im Mittelpunkt. Ich bin du. Und du bist wir. Es wird an einem Strang gezügelt, in einem Boot gepaddelt und alles versprochen, was man brechen kann: Arbeit für alle, Steuersenkung bis zum Wohlstand, mehr Rente und Bildung samt Lehrer und Lutscher.
Scherz, was willst du mehr? Vom unsichtbaren gläsernen Bürger wirst du aufgeblasen zum wichtigsten Menschen im Land, zusammen mit den anderen Millionen Wählern um dich herum. Dabei sein ist alles. Wählen ist mehr.
Plakate gefüllt mit Könnern und Gönnern, mit Edlen und Wunderbaren, hängende Vorbilder wohin das Auge reicht.
Verantworteln ist nun erste Bürgerpflicht. Genau einen Wahlzettel lang. Nur, wohin so stimmig stimmen? Da sind so viel Feine, Gute, Schöne, die PhotoShop-geliftet von bunten Plakaten prangeln.
Ausgesucht ehrbare Bürger, sich lemmings ins Ehrenamt stürzend, wollen uns tragen ins Glück der Gemeinschaft, ah, das gemein schafft.
Sie sind wie wir, kinderlieb und altensorg, weder mühenscheu noch kostenklein, sind Stadt und Staat Partnerinnen und Helferlein. Mischen sich ein, wie wir, dulden kein Unrecht und Unlink, kämpfen für Schwache und Schwierige. Zahlen Steuern, geben alles, wie wir, verzichten auf Urlaub, um andern zu helfen. Ja, sie sind wie wir und können alles, nur nicht anders.
Und dareinst, wenn der Film unseres Lebens noch einmal vor uns abläuft, dürfen wir voller Stolz nach der Werbung sagen: Wir haben gewählt und alles getan, was nicht in unserer Macht stand. Oder haben wir alles getan und gewählt, was nicht in unseren Stand macht?
Egal, Hauptsache voll in die Urne gezettelt.