Brasilianische Kultur

Brasilien mal anders

Elza Soares – eine der größten Sambalegenden Brasiliens.

Wer denkt bei Brasilien nicht an endlose Strände, dunkelhäutige Bikini-Schönheiten und heiße Samba-Rhythmen? Sicherlich, man liegt damit alles andere als falsch, wird diesem großen Land auf diese Weise aber nicht gerecht. Nur wenige wissen, dass im Süden Brasiliens hauptsächlich hellhäutige Menschen mit blonden Haaren leben und es ganze Städte gibt, in denen Deutsch gesprochen wird.

Stuttgart, Köln und São Paulo

Hier kommt das brasilianische Kulturfestival „Film erzählt Musik“ ins Spiel. Es sieht sich als kultureller Aufklärer, als Austausch zweier Kulturen, die sich in der Vergangenheit gegenseitig geprägt und voneinander profitiert haben. Die dritte Auflage des Festivals läuft seit Donnerstag im Kessel, zeitgleich geht es in Köln über die Bühne und findet zu guter Letzt am 16. Oktober 2011 auch in der brasilianischen Metropole São Paulo statt.

Brasilien in all seinen Facetten

Es ist ein im wahrsten Sinne des Wortes interkulturelles Festival, das das Land durch Musik und Filme aus brasilianischer Hand in all seinen Facetten präsentieren will. Was könnte besser dafür geeignet sein, als leidenschaftliche Musik voller Emotionen und Filmportraits aus einem aufstrebenden Land, das die Augen vor seinen Problemen nicht verschließt und bereits für sich genommen ein beachtenswertes Beispiel kultureller Integration ist.

Einblicke über Musik und Film

Kennt man Musik und Film eines Landes, kennt man auch die Menschen. An dieser Einschätzung ist etwas dran: Statt sich Vorträge über die Besonderheiten eines Landes anzuhören, sorgen diese Kunstformen für einen unmittelbaren Einblick in eine teils vertraute, teils fremde Welt. Dieser ist dem Verständnis einer unbekannten Kultur enorm zuträglich.

Außergewöhnlicher Film über großen Komponisten

Das Filmtheater in der Türlenstraße zeigt heute, am 1. Oktober 2011, um 18 Uhr die filmische Ode „Noel – Poet der Stadt“, die den Weg Noel Rosas, eines der größten brasilianischen Komponisten nachzeichnet. Für seine Musikerkarriere brach er sein Medizinstudium ab, begann Samba zu komponieren und führte das Leben eines Bohemian im Rio de Janeiro der 20er Jahre. Ein wunderschön gefilmtes Portrait, das Brasiliens Ruf als Exportland außergewöhnlicher Filme einmal mehr gerecht wird.

Musikalisches Programm

Nach der Filmvorführung in Marc Hugs Filmtheater beginnt der klangliche Teil des Festivaltages – mit einem Noel Rosa-Tributkonzert. Ein besonderes Musikhighlight wartet zudem am Abschlusssonntag, den 2. Oktober 2011. Ab 19.30 Uhr öffnet die Sängerhalle Untertürkheim ihre Pforten und begrüßt eine der ganz großen, legendären Diven brasilianischer Sambakultur – Elza Soares. Mit über 70 Jahren noch immer ein stimmgewaltiges, temperamentvolles Bühnenwunder, nimmt die große Künstlerin zunächst an einer offenen Gesprächsrunde über sie und den gerade entstehenden Film über ihr Leben teil, bevor sie um 21 Uhr selbst die Bühne betritt und dem Stuttgarter Publikum zeigt, weshalb sie als brasilianische Legende gilt.

Eine andere Kultur kennenlernen

Film, Musik, Gespräche... bei „Film erzählt Musik“ kommen nicht nur Brasilienfans auf ihre Kosten. Das Festival bietet den willkommenen Anlass, sich auf zugleich bildende und unterhaltsame Weise mit einer anderen Kultur auseinanderzusetzen oder, als Teil der brasilianischen Gemeinde hier im Kessel, sein Land mal von einer anderen Seite kennenzulernen. Denn eines steht fest: Es gibt immer etwas Neues zu entdecken. Am besten kombiniert natürlich mit einem Brasilienurlaub, den man gleich vor Ort plant. Bessere Insidertipps findet man in keinem Reiseführer. (BS)

Weitere Informationen: www.film-erzaehlt-musik.de

01.10.2011
(Ausgabe 01. Oktober 2011)