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Wolfgang Dauner feiert Geburtstag
Feiern ohne Ende
Stilprägend in jeder Hinsicht: Wolfgang Dauner am Flügel. (Bild: Klaus Muempfer)
Dass runde Geburtstage posthum ein ganzes Jahr lang gefeiert werden, erscheint nicht weiter ungewöhnlich. Dass jemandem zu Lebzeiten eine solch umfassende und lang anhaltende Ehrung zu Teil wird, passiert nur in den seltensten Fällen. Der Stuttgarter Musiker und Komponist Wolfgang Dauner ist so ein seltener Fall.
Die große Dauner-Familie
„Dauner around – around Dauner“ heißt das programmatische Konzept zu seinem 75. Geburtstag, das sich unter der Federführung seiner Frau Randi Bubat anschickt, alles um und über Dauner auf Bühnen, Scheiben und Buchseiten zu bringen. Reingefeiert wird bereits seit dem umjubelten Auftritt bei den Jazz Open in Stuttgart am 20. Juli 2010. Die ganze große Dauner-Familie kam damals zu einem Konzert zusammen – von Jazz- Geiger Jean-Luc Ponty über die Schlagzeug- Legende Alphonse Mouzon und den alten Freund Klaus Doldinger bis zu Dauners Sohn Florian, dessen schlagzeugende Begabung sonst die Musik der Fanta 4 antreibt.
„Tribute To The Past“
Im September stellte Wolfgang Schorlau im Literaturhaus Stuttgart seine Dauner- Biographie „Das brennende Klavier“ vor. Das heißt, nein: Die Veranstaltung des Literaturhauses wurde in weiser Voraussicht in den Mozartsaal der Liederhalle verlegt – und war auch dort rappelvoll. Im Oktober folgte dann der vielleicht wichtigste und persönlichste Beitrag Wolfgang Dauners zu seinem eigenen Geburtstag: Die CD „Tribute To The Past“, aufgenommen in den legendären HGBS Studios Villingen und für besondere Enthusiasten in einer limitierten Auflage von 750 Stück auch auf Vinyl erhältlich.
Die Musik seines Lebens
Auf den Coverfotos von Buch und Platte sieht man den jungen Dauner in Frack und weißer Weste – ein selbstbewusster Musiker, der damals das Haar noch etwas voller, aber wie heute ein gepflegtes Bärtchen trug. Hinter ihm geht ein Flügel in Flammen auf. „Tribute To The Past“ ist gewissermaßen die CD zur Biografie – oder umgekehrt: Vielleicht enthält das durchaus biografisch konzeptionierte Album auch die Musik seines Lebens. Dass Dauners Musik tatsächlich auf das Klavier verzichten könnte, wäre natürlich unvorstellbar. Auf der anderen Seite hat Dauner gerade über das Klavierspiel hinaus die Musik entgrenzt: zwischen den Stilen und Epochen, zwischen sogenannter E- und U-Musik, fusionierend zwischen Klassik, Jazz, Rock und Pop – ob solo oder im Trio oder im Kollektiv des United Jazz and Rock Ensemble.
United Jazz and Rock Ensemble
Ein Jammer, dass sogar unsere nicht mehr ganz junge Generation anno 1977 das Konzert des United Jazz and Rock Ensemble im Heslacher Schützenhaus zwangsläufig verpasst hat. Zu den Gründungsmitgliedern gehörten seinerzeit so klingende Namen wie Barbara Thompson, Albert Mangelsdorff, Eberhard Weber, Charlie Mariano oder Ack van Rooyen. Und eben Wolfgang Dauner. Großartige Musiker jeder für sich und alle zusammen, spielten sie drei lange Abende im Schützenhaus und hinterließen allen Nicht- oder Nochnichtdagewesenen immerhin eine der besten Jazz- Livemitschnitte, die es in unseren Breiten je gab.
Dauner auf Youtube
Wer den noch früheren Dauner erleben möchte, wird sogar auf der Internetplattform Youtube fündig: Ein Beitrag von 1969 mit Eberhard Weber und Jürgen Karg am Bass sowie Fred Braceful am Schlagzeug. Der kurze Film beginnt mit einer fast klassischen Jazz-Komposition und steigert sich immer mehr zu einer Kakophonie aus Stimmen und Schmatzlauten. Aus dem Off kommentiert ein Sprecher: „Wolfgang Dauner komponiert Musik für Puppen-, Hör- und Fernsehspiele. Zurzeit arbeitet er an einem Musical.“ Lange Pause. Dann ein etwas pikiertes „Kaum zu glauben!“
Ein Glücksfall für Stuttgart
Ja, kaum zu glauben, dass es der gelernte Maschinenbauer Dauner Mitte der 1960er-Jahre schaffte, nicht nur die Musik zu entgrenzen, sondern auch die Grenzen seiner Heimatstadt scheinbar mühelos zu überwinden, um auf internationalem Parkett zu glänzen. Von seinen Reisen und Tourneen kehrte er immer wieder zurück in die Heimatstadt – und brachte die musikalischen Größen, mit denen er spielte, einfach mit. Für Stuttgart ein Glücksfall. Für die hiesige Jazz-Gemeinde ein Segen.
Wolfgang Dauner als Komponist
Dass der erfolgreiche Jazzmusiker im Laufe der vergangenen Jahrzehnte auch als Komponist sinfonischer Dichtungen und Filmmusiken glänzende Stücke schrieb, kommt dabei fast zu kurz. Man denke nur an Dauners „Urschrei“-Oper von 1975 oder die Kammeroper „Die verwachsene Froschhaut“ 1989 für das Staatstheater Stuttgart. Zuletzt schuf er 2009 das Stück „Second Prelude to the Primal Scream“, ein Kompositionsauftrag für Sinfonieorchester und Big Band des Deutschen Musikrates.
Der Geburtstag geht weiter
Dauners „Zweiter Auftakt zum Urschrei“ wird sicher nicht seine letzte Komposition gewesen sein. Nach mehr als 40 Jahren im Jazzgeschäft und 75 im Leben ist Wolfgang Dauner noch alles zuzutrauen. Ruhestand sieht jedenfalls anders aus. Am 28. Januar 2011 spielt er mit Jean-Luc Ponty im Stadtcasino Basel. Im März folgt eine Jazzmatinée im Renitenztheater Stuttgart. Und am 20. April feiert Dauner mit seinem langjährigen Weggefährten Werner Schretzmeier die 25. Internationalen Theaterhaus-Jazztage. Ein Ende seiner Geburtstagsfeier ist also erst einmal nicht in Sicht. Wir feiern mit und gratulieren: Herzlichen Glückwunsch!
(RC)
Weitere Informationen:
08.01.2011
(Ausgabe 8. Januar 2011)