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Zurück in die Vergangenheit
Mein inneres Kind frohlockt, als ich das Bosch-Gelände in Karlsruhe betrete. Trotz der frühen Stunde bildet sich vor den Werkstoren schon eine Schlange aus fein herausgeputzten Retrokarossen. Von der schlicht-grauen deutschen Nachkriegslimousine bis hin zum bonbonfarbenen Wirtschaftswunderschlachtschiff aus den USA ist alles dabei, was man sich nur erträumen kann.
Zurück in die Zukunft
An viele der Fahrzeuge erinnere ich mich noch aus Kindertagen, zum Beispiel an den Fiat 500 oder den Mercedes Strich-Acht – um ein Haar wäre ich seinerzeit in so einem Fahrzeug auf die Welt gekommen. Andere sehe ich zum ersten Mal, wie den knallroten Plymouth Belvedere, mit 560 PS ein Muscle-Car vor dem Herrn. Ich muss ein wenig schmunzeln, als ich den irischen De Lorean entdecke. Im echten Leben ein Ladenhüter, kam der Flügeltürer als Zeitmaschine in den „Zurück in die Zukunft“ Filmen zu weltweiter Bekanntheit. Ein großer Teil des Starterfeldes kommt, wie ich nicht ohne einen gewissen Stolz bemerke, aus Stuttgart.
Unverwüstliche Stuttgarter
Beim Checkup schnappe ich eine Unterhaltung zweier Fahrer auf: „Mein Mercedes“, stichelt der erste, „ist vielleicht nicht so feurig wie dein Ferrari, dafür aber treu wie eine Ehefrau.“ Dem habe ich als erklärter Lokalpatriot in Motorfragen nichts hinzu zu fügen. Bei Porsche und Mercedes scheint das Alter jedenfalls kein Problem darzustellen: Fast die gesamten Modellpaletten der beiden Stuttgarter Hersteller sind vertreten. Mercedes schickt sogar ein eigenes Werksteam im konzerneigenen 190SL in der Rennversion an den Start.
Benzingespräche beim Zündkerzenwechsel
Bevor es losgehen kann, werden die Autos noch einmal durchgeprüft und mit Startnummern versehen. Ich freue mich diebisch, als ich auch meinen Dienstwagen bekleben darf. Der hat zwar den Neuwagengeruch noch nicht abgestreift, ist dafür aber ein gebürtiger Stuttgarter – und klimatisiert. Die Zeit bis zum Start vertreiben sich die Fahrer mit Benzingesprächen und dem Rahmenprogramm der Bosch-Mitarbeiter.
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Viel drum herum
Hartgesottene versuchen, den mechanischen Rodeobullen zu bezwingen – die weniger schmerzfreie Fraktion, zu der ich mich spätestens beim Anblick des Bullen zähle, erprobt ihr Schraubertalent beim Zündkerzenwechsel. Bei der Vorbesprechung fällt mir auf, dass das Roadbook neben der Streckenbeschreibung zwei große Pappschilder enthält: „Benötige technische Hilfe“ und „Mache gerade Pause“. Offenbar befürchtet man bei einem stehenden Fahrzeug gleich das Schlimmste.
Fahrer und Fahrzeuge geben alles
Geschont wird das betagte Blech auf dieser Rallye nicht, wie mir schnell klar wird. Während die Stop-and-Go Fahrt über den Karlsruher Marktplatz noch keine besondere Herausforderung darstellt, geht es bei der ersten Wertungsprüfung schon zur Sache. Es gilt, einen Slalomparcours in möglichst kurzer Zeit zu durchfahren. Die Reifenspuren, die den Platz schon nach kurzer Zeit überziehen, sprechen für sich.
Jeder wie er kann
Während vor allem die kleinen Autos ihre liebe Not mit den engen, kurvigen und vor allem steilen Schwarzwaldsträßchen der folgenden Etappe haben, nutzen viele Sportwagenfahrer die Halleluja-Pisten, um ihre Schmuckstücke „artgerecht zu halten“. Bei den Wertungsprüfungen an der Strecke kommt es eher auf Fingerspitzengefühl an. Für etwas Entspannung sorgen die Passagen durch Bad Herrenalb und Bretten. Viele Familien sind eigens angereist, um die funkelnden Kisten zu bestaunen.
Ohne Ausfälle
Am frühen Abend findet sich das Feld schließlich vor dem Technikmuseum in Sinsheim ein. Im Schatten der hier aufgepflanzten Flugzeugflotte reihen sich einmal mehr die Karossen auf, während die ersten Teilnehmer sich schon bei Sekt und Häppchen entspannt über die Ereignisse des Tages austauschen oder das Museum erkunden. Wie ich hier erfahre, haben alle 180 Teilnehmer den ersten Tag ohne größere Ausfälle überstanden. Beim Musikdinner klingt der erste Rallye-Tag schließlich stilvoll aus.
Die heiligen Hallen
Am zweiten Tag soll sich auf dem Bosch-Testgelände am Boxberg zeigen, was wirklich in Mensch und Maschine steckt. Allein die Strecke ist beeindruckend: Von der Regenbahn über Steigungen, Gefälle und ein Hochgeschwindigkeitsoval ist auf dem riesigen Areal alles installiert. Während alle noch warten, lädt ein Team vom Auto- und Technikmuseum Sinsheim eine der Publikumsattraktionen aus: Ein Flugzeugaggregat verhilft dem kolossalen „Brutus“ zu 750PS Leistung aus 47 Litern Hubraum. Dass es keine Schalldämpfer gibt, weiß ich zwar, der Klang des Wagens sprengt aber trotzdem meine Vorstellungskraft.
Mit dem historischen Omnibus in die Steilkurve
Am zweiten Tag soll sich auf dem Bosch-Testgelände am Boxberg zeigen, was wirklich in Mensch und Maschine steckt. Allein die Strecke ist beeindruckend: Von der Regenbahn über Steigungen, Gefälle und ein Hochgeschwindigkeitsoval ist auf dem riesigen Areal alles installiert. Während alle noch warten, lädt ein Team vom Auto- und Technikmuseum Sinsheim eine der Publikumsattraktionen aus: Ein Flugzeugaggregat verhilft dem kolossalen „Brutus“ zu 750PS Leistung aus 47 Litern Hubraum. Dass es keine Schalldämpfer gibt, weiß ich zwar, der Klang des Wagens sprengt aber trotzdem meine Vorstellungskraft.
Mit dem historischen Omnibus in die Steilkurve
Während die Wertungsprüfungen laufen, lasse ich mich in einem historischen Omnibus über das Testgelände kutschieren. Ich hätte nie damit gerechnet, dass die Fahrerin ihn in die Steilkurve bewegen würde und bin entsprechend geschockt, als ich aus dem Seitenfenster plötzlich nur noch den Himmel sehen kann. Auf der Teststrecke sind indessen überall strapazierte Motoren und Reifen zu hören – man amüsiert sich offenbar köstlich.
Geschicklichkeit vor Tempo
Der Fairness halber liegt der Fokus aber auf gutem Handling: Bei einer Prüfung müssen die Fahrer zum Beispiel ihren Wagen geschickt anschieben, bei einer anderen geht es darum, möglichst dicht an ein Hindernis heran zu fahren. Um 16 Uhr stehen dann die Sieger der einzelnen, nach Baujahr zusammengefassten Klassen fest und bekommen ihre Pokale überreicht. Eines haben sie aber alle erreicht, ganz gleich ob nun aus Stuttgart, Turin oder Detroit: Dank ihnen werde ich in den nächsten Wochen wohl wehmütig von den vielen schönen Formen, dem Fahrtwind in den Haaren und dem Duft von Schmieröl und Benzin träumen. (FF)
Geschicklichkeit vor Tempo
Der Fairness halber liegt der Fokus aber auf gutem Handling: Bei einer Prüfung müssen die Fahrer zum Beispiel ihren Wagen geschickt anschieben, bei einer anderen geht es darum, möglichst dicht an ein Hindernis heran zu fahren. Um 16 Uhr stehen dann die Sieger der einzelnen, nach Baujahr zusammengefassten Klassen fest und bekommen ihre Pokale überreicht. Eines haben sie aber alle erreicht, ganz gleich ob nun aus Stuttgart, Turin oder Detroit: Dank ihnen werde ich in den nächsten Wochen wohl wehmütig von den vielen schönen Formen, dem Fahrtwind in den Haaren und dem Duft von Schmieröl und Benzin träumen. (FF)