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Kabarettist Christoph Sonntag

Anpacken ist angesagt!

Christoph Sonntag im Interview mit GOOD NEWS (Bilder: Holger Schmidt)

Christoph Sonntag ist Kabarettist, aber manchmal versucht er sich auch als Landschaftsgärtner. Etwa anlässlich des Spatenstichs für das „Klassenzimmer am See“, einem Projekt seiner Stiftung. Nach getaner Arbeit – der erste Spatenstich ist geschafft – treffen wir Christoph Sonntag zum Interview.


GOOD NEWS:
Heute wurde der Spatenstich für das „Klassenzimmer am See“ gefeiert. Was steckt hinter der Idee eines Klassenzimmers am Max-Eyth-See?

Christoph Sonntag: Wir haben angefangen, den See zu retten, weil wir dieses Idyll in Stuttgart erhaltenwollen. Ich finde den See toll und bin der Meinung, dass wir ein sauberes Gewässer verdient haben. Wir haben mit unseren Partnern zusammen das Geld akquiriert, die Leitung gebaut und pumpen seit letztem Jahr Frischwasser in den See. Dass das so gut funktioniert hat, hat uns unheimlich animiert. Dieser Erfolg hat zu weiteren Schritten geführt. Wir haben uns gefragt, wie könnte man der Jugend, die wir ja immereingebunden haben, einen Platz bieten, um das nachzuempfinden, was wir bereits geschafft haben.

GOOD NEWS: Es wird ein Klassenzimmer unter freiem Himmel mit Sitzmöglichkeiten für Schülerentstehen. Wie sehen die zukünftigen Schritte bis zur Fertigstellung aus?

Christoph Sonntag: Im Augenblickbauen wir die Grundlagen. Wenn wir die wasserrechtliche Genehmigung und das nötige Geld zusammenhaben, werden wir den zweiten Schritt machen. Eine Vision ist, dass wir ein Solardach bauen oder dass das Wasser direkt am Klassenzimmer heraussprudelt und in den See fließt. Wir wollen, dass das Klassenzimmer ein gestalteter Platz ist, an dem man sich gerne aufhält, der aber gleichzeitig als Unterrichtsort dient. Die Schüler sollen Wasserprobenziehen und die Ergebnisse online in ein Internetportal eingeben, so dass man immer mitverfolgen kann, wie sich der Zustand des Sees verbessert. Insgesamt ist das Projekt ein gutes Beispiel für die Bürgergesellschaft. Die Zeiten sind vorbei, dass wir jemanden wählen, der alles für uns machen soll. Das gibt’s nicht mehr. Was wir wollen, das müssen wir selbst durchsetzen. Und das geht! Man muss sich nur zusammentun.

GOOD NEWS: Viele Prominente engagieren sich für wohltätige Zwecke– oft im Ausland. Was hat Sie bewogen, sich in Ihrer Heimatstadt Stuttgart zu engagieren?

Christoph Sonntag: Ich denke nicht, dass man sich ein Projekt sucht. Das Projekt sucht dich. Der See hat mich gesucht und ich wüsste auch nicht, wer das besser machen könnte. Ich besitze die fachlichen Hintergründe und ich bin ein Kind der Region. Ich stehe total dazu und ich kenne die Leute, die das Projekt hier umsetzen können. Das ist eine sehrgute Partnerschaft.

GOOD NEWS: Stuttgart gilt ja nicht gerade als Quell der Fröhlichkeit. Man sagt Schwaben oft sogar nach, sie gingen zum Lachen in den Keller. Haben Sie schon mal darüber nachgedacht auszuwandern?

Christoph Sonntag: Nein, überhaupt nicht. Ich habe ein paar Wochen meines Lebens in Amerika verbracht, habe Monate und Jahrein München und Berlin gelebt und ich bin jetzt wieder hier. Ich sehe das Thema Humor anders. Ich habe mal mit Dieter Hallervorden zusammen gearbeitet und er war frustriert über das Publikum hier in der Region. Da fielen mir die Unterschiede auf. Den Berlinern musst du sagen, „hier kommt eine berühmte Nase“ und dann jubeln sie. In Stuttgart sagen die Leute: „Berühmt oder nicht, das muss gut sein, was der da vorne macht.“ Sie sagen: „Wenn uns das nicht gefällt, dann kann der uns kreuzweise, egal was der ist.“ Das ist eine Mentalität, mit der ich sehrgut zurechtkomme. Als Künstler musst du hier viel mehr kämpfen, um die Leute zu begeistern, aber dann sind sie auch treu.

GOOD NEWS: Kabarett bringt man zu allererst mit Berlin, München und dem Rheinland in Verbindung. Was zeichnet das Kabarett in Stuttgart aus?

Christoph Sonntag: Die ganzen Dichter und Denker kommen ja aus unserer Gegend. Ich halte die Mischung aus schwäbischer Bodenständigkeit– etwas betulicher sein und Dinge etwas ernster nehmen – und hiesigem Humor für ziemlich spannend. Der „Hau-drauf-Humor“ in Köln hat auch seine Qualitäten. Das Stuttgarter Kabarett ist anders geartet, aber sehr tiefgründig.

GOOD NEWS: Aus guten Nachrichten lässt sich schwerlich ein Kabarett-Programm stricken. Entwickelt man dadurch eine Hassliebe zu negativen Meldungen?

Christoph Sonntag: Die Grundaufgabe des Kabaretts ist zu gucken: Wer macht was und wo macht er Fehler. Und da hau ich rein. Deshalb ist es eine mutige Grätsche für mich, dass ich mit dem Projekt zur Rettung des Max-Eyth-Sees auf der Seite derer stehe, die etwas machen. Es erfüllt mich mit einerunheimlichen Befriedigung, nicht immer nur draufzuhauen, sondern auch einmal etwas zu gestalten. Letztendlich sind die schlechten Nachrichten nicht dazu da, dass man verzweifelt, sondern dass man sie packt und analysiert – Kabarettmacht das auf eine witzige Art und Weise – und sagt: Ich will, dass das nicht mehr passiert.

GOOD NEWS: Sie sind ein vielbeschäftigter Mann: Neben Ihrer Arbeit als Kabarettist retten Sie malkurz den Max-Eyth-See und schreiben nebenher auch noch einen Reiseführer mit Ausflugstipps. Haben Sie zuviel Freizeit?

Christoph Sonntag: Im Augenblick geht in vielen meiner Tätigkeiten eine Frucht auf, die ich schon vor Jahren gesät habe. Zu dem Reiseführermuss ich sagen, dass ich die Tipps schon über Jahre gesammelt habe. Jetzt haben wir alles zusammengetragen, nachrecherchiert und ein paar witzige Geschichten drumherum geschrieben.

GOOD NEWS: Der Reiseführer„Ein perfekter Sonntag“ erscheint am 1. April. Verraten Sie uns vorab schon mal einen Ausflugstipp für Stuttgart?

Christoph Sonntag: Der neue Sandstrand am Max-Eyth-See; auch eine Idee von uns und unseren Unterstützern.

GOOD NEWS: Wie lautet Ihre gute Nachricht des Monats?

Christoph Sonntag: Am Max-Eyth-See geht’s weiter! Dank vieler Unterstützerverbessern wir nicht nur laufend die Wasserqualität sondern bauen nun auch noch ein Klassenzimmer am See.

GOOD NEWS: Christoph Sonntag, vielen Dank für das Gespräch. (VP)


Steckbrief

Name: Christoph Sonntag
Geburtsort/Geburtsname: vor einigen Jahren an einem Samstagmorgen um 5 Uhr in Waiblingen
Jüngste Programme:
ab 2003: SWR3 "...sowas könntsch im Radio net brenga!"
2005: "Das Wort vom Sonntag"
ab 2007: SWR3 "Sonntagschule"
2008: "Drin was drauf steht"

Weitere Informationen:
www.sonntag.tv

Der Kabarettist Christoph Sonntag engagiert sich mit seiner Stiftung als Landschaftsgärtner für das Projekt "Klassenzimmer am See".
04.04.2009
(Ausgabe April 2009)