Mike Behringer und sein Team traten hochmotiviert beim favorisierten FC Tegernheim an und erreichten ein überraschendes 8:8. (Bild: DJK Sportbund Stuttgart)

Tischtennis DLK Sportbund Stuttgart

Unerwarteter Erfolg

Manchmal braucht es ungewöhnliche Motivation, um Außergewöhnliches zu erreichen. Das scheint sich zumindest Alexander Goerke gedacht zu haben, als er als Betreuer die Tischtennis-Herren des DJK Sportbundes Stuttgart ins bayerische Tegernheim begleitete.

Positiv stimmen

Die Chancen, mit Punkten auf dem Konto zurück zu kehren waren dabei alles andere als hoch, die Gastgeber waren klare Favoriten. Trotzdem ließ sich Goerke nicht entmutigen: „Ich wollte die Mannschaft positiv stimmen, habe einfach mal eine Einladung zum Essen für einen Punkt ausgesetzt.“ Dieser Anreiz hat seine Wirkung nicht verfehlt.

Zu Gast beim Favoriten

Doch zuerst sah es nicht rosig aus für den Aufsteiger aus dem Stuttgarter Osten. Immerhin traf man hier auf den Vorjahresmeister, der nur deshalb nicht in der 1. Bundesliga spielt, weil man auf einen Aufstieg verzichtet hat. Und auch in der neuen Saison dominiert der FC Tegernheim die Liga; vor dem Spiel gegen Stuttgart lag er mit 7:1 an der Tabellenspitze.

Die Führung für die Bayern

Zur Halbzeit stand es dann auch 6:3 für die Bayern. Zwar punkteten der Spielertrainer des Sportbundes Hao Mu gemeinsam mit Mike Behringer im Doppel (3:0 über Schmidl/Mühlsimer) und Einzel (3:1 gegen Aquirre).

Noch zwei Punkte bis zum Sieg

Auch Neuzugang Andreas Escher besiegte mit einer starken Leistung Ersatzmann Mühlsimer 3:0. Doch ansonsten war das Topteam aus Tegernheim deutlich überlegen. Besonders bitter für die Gäste: Dauud Cheaib/Alexander Frank führten zwar gegen Tegernheims Spitzendoppel Krcil/Aquirre mit 2:0-Sätzen, waren auch im vierten Satz nur zwei Punkte vom Sieg entfernt, doch es reichte nicht.

Die Wende scheint nicht zu kommen

Auch Mike Behringer musste sich Grozdanov mit 9:11 im Entscheidungssatz geschlagen geben. Dagegen kamen das Doppel Dennis Wiese/Andreas Escher (0:3 gegen Grozdanov/Foerster) und im Einzel Dauud Cheaib (0:3 gegen Krcil), Dennis Wiese (1:3 gegen Schmidl) sowie Alexander Frank (1:3 gegen Foerster) nicht in die Nähe eines Erfolgs. Und auch zu Beginn der zweiten Spielhälfte deutete noch nichts auf eine Wende hin.

Hao Mu lässt die Hoffnung aufkeimen

Eine Ausnahme bildete Hao Mu. Die aus China stammende Nummer Eins des Sportbundes befindet sich zurzeit in Topform – und brachte seinem Tegernheimer Kontrahenten Krcil mit 3:1 eine deutliche Niederlage bei. Ebenso deutlich besiegte dafür gleich im Anschluss Aquirre den Stuttgarter Cheaib.

Spannung pur bei der Aufholjagd

Was dann folgte war an Spannung kaum zu überbieten. Dennis Wiese kämpfte nach einem 0:2-Satz- und 2:8-Punkte- Rückstand gegen Grozdanov tapfer weiter. Die starken Nerven und überragende Abwehr wurden mit dem 2:2-Satzausgleich belohnt.

Behringer muss es reißen

Am Tisch nebenan waren Behringer und Schmidl in ein nicht weniger nervenaufreibendes Duell verwickelt. Über 18:16 und 12:14 gingen auch sie in den fünften Satz. Dem gewaltigen Druck musste Wiese Tribut zollen – 2:11. Nun lasteten die Hoffnungen des Sportbundes auf Behringer.

Die Mannschaft feuert kräftig an

Ein Satzverlust seinerseits und seine Mannschaft läge mit 4:9 zurück. Doch der Linkshänder blieb cool. Mit großer Energie und ebenso großem Ballgefühl gelang ihm ein 11:8-Sieg. Damit war der Rückstand wieder auf drei Punkte zusammengeschmolzen. Der Siegeswillen ihrer Kameraden schien nun auch vom Rest der Mannschaft Besitz ergriffen zu haben.

"Irgendwie gewinnen"

Vor seinem Einzel gegen Foerster hatte Andreas Escher nur einen Gedanken im Kopf: „Das muss ich jetzt irgendwie gewinnen“. Und das tat er. Was zuerst nach einer Niederlage aussah wandelte der 29-Jährige noch souverän in einen 3:1-Sieg.

Ein Punkt gegen den besten der Liga?

Alexander Frank machte es ihm nach und bezwang den Abwehrer Mühlsimer problemlos mit 3:0. Auf einmal schien wieder alles möglich. Konnte der Aufsteiger wirklich noch einen Punkt gegen das vielleicht beste Team der Liga holen?

Entscheidung im Doppel

Das Abschluss-Doppel sollte die Entscheidung bringen. Die Stuttgarter schickten ihr Spitzendoppel Hao Mu/ Behringer ins Rennen, ihnen standen Krcil und Aquirre gegenüber. Das Spiel zog sich bis in den fünften Satz, es stand 9:10. Da kam dem Sportbund das Glück zur Hilfe.

Rückhandfehler entscheidet

Ausgerechnet Tegernheims Rückhand-Spezialist Krcil erlaubte sich einen Rückhand-Fehler und besiegelte so das Endergebnis von 8:8. Der DJK Sportbund hatte das Unmögliche möglich gemacht und sich – nach der Heimniederlage gegen Hilpoltstein – einen weiteren Tabellenpunkt erkämpft.

Klassenerhalt rückt näher

Damit sind sie ihrem sportlichen Ziel einen weiteren Schritt näher gekommen: dem Klassenerhalt. Bei so viel Kampfgeist haben sich die Männer eine Belohnung redlich verdient, wie auch Betreuer Alexander Goerke lachend findet: „Unglaublich, wie jeder Spieler hinter dem anderen stand und anfeuerte. Offenbar wollte sich das Team das versprochene Essen nicht entgehen lassen – da durften es dann schon die Riesenschnitzel sein.“

Erfolg auch bei der Jugend

Man könnte meinen, das sensationelle Unentschieden gegen den Tabellenführer wäre schon genug Grund zur Freude für den DJK Sportbund. Doch nicht nur die Herren feiern Erfolge, auch der Nachwuchs zeigt, was er kann. Bei den Stuttgarter Jugendmeisterschaften im Tischtennis holte sich der DJK sagenhafte 11 von 14 Titeln.

Die Jugend ist der Erfolg

Da kommt sogar Vereinspräsident Stefan Molsner ins Schwärmen: „So viele Titel hatten wir nicht mal vor 15 Jahren, als einige unserer heutigen Zweitligaspieler noch in der Jugend spielten!“ Das Konzept, viel Energie in die eigene Jugend zu stecken statt massenhaft Topspieler einzukaufen, ist also von Erfolg gekrönt. Das ist auch ein Verdienst von Thomas Walter.

Die Konkurrenz ist hellwach

Er nahm sich Ende der 1980er Jahre der Jugendarbeit im Verein an. Heute ist er Teamchef des Zweitligateams. „Unsere Stärke ist es, dass wir kontinuierlich den Nachwuchs fördern – wenn wir nachlassen, wird sich das Ergebnis schnell ändern“. Denn auch wenn der Sportbund momentan vom Erfolg verwöhnt ist: Die Konkurrenz schläft nicht.

Blick in die Zukunft

Vereine wie der TV Zuffenhausen oder der SV Sillenbuch haben ebenfalls Fortschritte in der Jugendförderung gemacht. Wenn Konkurrenz auch im Sport das Geschäft belebt, steht der Tischtennisregion Stuttgart also eine große Zukunft bevor. (KFF)

23.10.2010
(Ausgabe 23. Oktober 2010)