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Das Momo-Produktionsteam: Barbara Tacchini (Regie), Matthias Heep (Komponist), Eugen Völlm (Mitglied des Projektchors Graue Agenten), Isabelle Fruh (Mitglied Projektchor Momos Freunde), Ricardo Frenzel Baudisch (Gigi Fremdenführer), Jeanne Seguin (Mo
Uraufführung von "Momo" in der Jungen Oper Stuttgart
Zeit ist Geld?
„Ihr habt keine Zeit? Wir Kinder sagen euch Bescheid!“, war schon im März von der Jungen Oper Stuttgart zu vernehmen. Etwa 400 Kinder und Jugendliche aus der Region setzten sich damals bei einer Debatte im Opernhaus mit den hierzulande viel diskutierten Themen Zeitknappheit, Stress und Burnout auseinander. In Gesprächsrunden mit Erwachsenen sagten sie ihre Meinung, debattierten und tauschten sich aus.
Wie sehen Kinder die Zeit
Ihre Sicht auf das Thema Zeit präsentierten sie künstlerisch in Filmen, Installationen, Theaterszenen, Kompositionen und Zeitkapseln. Mit der Veranstaltung griffen sie der Premiere des großen Musiktheaters vor, das am 6. Juni 2013 seine Uraufführung erlebt: Die Junge Oper inszeniert „Momo“, den Kinderbuchklassiker von Michael Ende.
Die Versammlung, die niemals stattfand
Auch in Endes Roman gibt es eine solche Versammlung, „eine Versammlung, die die Welt verändern sollte, die jedoch nie stattfand“, so Barbara Tacchini, die Leiterin der Jungen Oper Stuttgart, die das Musiktheaterstück inszeniert und auch das Libretto geschrieben hat. Warum niemand zu der Versammlung kam, ist den meisten bekannt: Die Grauen Herren ließen den Menschen einfach keine Zeit dazu.
Michael Endes Geschichte
Die Grauen Herren sind in Michael Endes 1973 erschienenem Klassiker die heimlichen Herrscher der Welt. Ende beschreibt sie als unangenehme Wesen mit fahler grauer Haut, grauen Hüten und Sakkos, ja sogar grauen Autos. Unablässig rauchen sie Zigarren aus getrockneter Zeit, ohne die sie nicht überleben würden. Also bringen sie die Menschen dazu, Zeit zu sparen, um ihnen mehr davon abzuluchsen.
Zeitverlust statt Zeitersparnis
Dass die Menschen diese Zeit in Wirklichkeit nicht sparen, sondern verlieren, weil sie nicht im Hier und Jetzt leben, bemerken sie selbst gar nicht. Ihnen bleibt verborgen, dass man Zeit nicht sparen kann – zumindest so lange, bis Hora, der weise Verwalter der Zeit, die selbige anhält und die Schildkröte Kassiopeia und das Mädchen Momo in den Kampf gegen die Grauen Herren schickt.
Plötzlich ist Momo da
„Niemand weiß, woher Momo gekommen ist. Plötzlich ist sie da“, heißt es in der Ankündigung der Operninszenierung. „Auf geheimnisvolle Weise wirkt sie auf die Menschen, die sie besuchen: Sie spielen, sie versöhnen sich, sie lachen und leben.“ Doch während die Freundschaft zwischen Momo, Beppo Straßenkehrer und Gigi Fremdenführer wächst, nimmt die Eroberung der Stadt durch die Grauen Herren ihren Lauf. Einen Menschen nach dem andern verpflichten sie zu einem unheilvollen Vertrag mit ihrer Zeitsparkasse.
Alles dreht sich um die Zeit
Auch Barbara Tacchini zeigt sich fasziniert von dem Roman. „Michael Endes ‚Momo‘ ist eine Geschichte über die Existenz des Menschen in der Zeit und deren Wahrnehmung, vor allem aber auch über unsere Angst angesichts der Begrenztheit unserer Lebenszeit“, sagt sie. Wir alle wünschen uns, das meiste aus unserem Leben zu machen – und ertappen uns dennoch mehr als häufig dabei, das Gegenteil zu tun.
Finanzkritischer Ansatz
Es ist übrigens kein Zufall, dass man auch bei „Momo“ finanzkritische Töne heraushört. In einem Brief an Werner Onken von der Freiwirtschaftlichen Bibliothek in Varel schrieb Michael Ende 1986 beispielsweise, „dass die Idee des alternden Geldes im Hintergrund meines Buches ‚Momo‘ steht.“ Er sei zu der Ansicht gelangt, dass unsere „ganze Kulturfrage“ nicht gelöst werden könne, ohne dass die Geldfrage gelöst werde. Wie man sieht, ist sie das bis heute nicht. Sollten wir also eher etwas mehr Geld verprassen, anstatt es immerzu zu horten? Schließlich will niemand von uns in die Fänge der Grauen Herren geraten.
Plädoyer an die Entschleunigung
Mit der Inszenierung von „Momo“ bringt die Jungen Oper eine Allegorie auf die Bühne des Kammertheaters. Das Stück ist ein Plädoyer, unsere Zeit bewusster zu genießen. Hier können wir zweifellos viel von den Kindern lernen, die unbeschwert in den Tag hinein leben und deutlich mehr im Moment ruhen als die meisten Erwachsenen. Tacchini verspricht ein „packendes, poetisches Musiktheater, das die uralten Fragen nach den Rätseln unseres Seins für Kinder und Erwachsene sinnlich erfahrbar macht.“
Generationsübergreifend faszinierend
Kinder ab neun Jahren können sich von der märchenhaften Inszenierung begeistern lassen, nach oben ist das Ende natürlich offen. Das machte schon „Krabat“ zu einem generationenübergreifenden Genuss und wird Kinder wie Erwachsene gleichermaßen mitfiebern lassen, wenn die zauberhafte Jeanne Seguin in ihrer ersten großen Titelrolle als kleine Momo gegen die schier unüberwindbare Macht der Grauen Herren zu Felde zieht, die in der Oper „Graue Agenten“ heißen. Warum? Weil die Geschichte jeden von uns berührt. Oder, um es mit Michael Endes Worten zu sagen: „Zeit ist Leben. Und das Leben wohnt im Herzen.“ (BS)
Weitere Informationen: www.oper-stuttgart.de/jungeoper
Wie sehen Kinder die Zeit
Ihre Sicht auf das Thema Zeit präsentierten sie künstlerisch in Filmen, Installationen, Theaterszenen, Kompositionen und Zeitkapseln. Mit der Veranstaltung griffen sie der Premiere des großen Musiktheaters vor, das am 6. Juni 2013 seine Uraufführung erlebt: Die Junge Oper inszeniert „Momo“, den Kinderbuchklassiker von Michael Ende.
Die Versammlung, die niemals stattfand
Auch in Endes Roman gibt es eine solche Versammlung, „eine Versammlung, die die Welt verändern sollte, die jedoch nie stattfand“, so Barbara Tacchini, die Leiterin der Jungen Oper Stuttgart, die das Musiktheaterstück inszeniert und auch das Libretto geschrieben hat. Warum niemand zu der Versammlung kam, ist den meisten bekannt: Die Grauen Herren ließen den Menschen einfach keine Zeit dazu.
Michael Endes Geschichte
Die Grauen Herren sind in Michael Endes 1973 erschienenem Klassiker die heimlichen Herrscher der Welt. Ende beschreibt sie als unangenehme Wesen mit fahler grauer Haut, grauen Hüten und Sakkos, ja sogar grauen Autos. Unablässig rauchen sie Zigarren aus getrockneter Zeit, ohne die sie nicht überleben würden. Also bringen sie die Menschen dazu, Zeit zu sparen, um ihnen mehr davon abzuluchsen.
Zeitverlust statt Zeitersparnis
Dass die Menschen diese Zeit in Wirklichkeit nicht sparen, sondern verlieren, weil sie nicht im Hier und Jetzt leben, bemerken sie selbst gar nicht. Ihnen bleibt verborgen, dass man Zeit nicht sparen kann – zumindest so lange, bis Hora, der weise Verwalter der Zeit, die selbige anhält und die Schildkröte Kassiopeia und das Mädchen Momo in den Kampf gegen die Grauen Herren schickt.
Plötzlich ist Momo da
„Niemand weiß, woher Momo gekommen ist. Plötzlich ist sie da“, heißt es in der Ankündigung der Operninszenierung. „Auf geheimnisvolle Weise wirkt sie auf die Menschen, die sie besuchen: Sie spielen, sie versöhnen sich, sie lachen und leben.“ Doch während die Freundschaft zwischen Momo, Beppo Straßenkehrer und Gigi Fremdenführer wächst, nimmt die Eroberung der Stadt durch die Grauen Herren ihren Lauf. Einen Menschen nach dem andern verpflichten sie zu einem unheilvollen Vertrag mit ihrer Zeitsparkasse.
Alles dreht sich um die Zeit
Auch Barbara Tacchini zeigt sich fasziniert von dem Roman. „Michael Endes ‚Momo‘ ist eine Geschichte über die Existenz des Menschen in der Zeit und deren Wahrnehmung, vor allem aber auch über unsere Angst angesichts der Begrenztheit unserer Lebenszeit“, sagt sie. Wir alle wünschen uns, das meiste aus unserem Leben zu machen – und ertappen uns dennoch mehr als häufig dabei, das Gegenteil zu tun.
Finanzkritischer Ansatz
Es ist übrigens kein Zufall, dass man auch bei „Momo“ finanzkritische Töne heraushört. In einem Brief an Werner Onken von der Freiwirtschaftlichen Bibliothek in Varel schrieb Michael Ende 1986 beispielsweise, „dass die Idee des alternden Geldes im Hintergrund meines Buches ‚Momo‘ steht.“ Er sei zu der Ansicht gelangt, dass unsere „ganze Kulturfrage“ nicht gelöst werden könne, ohne dass die Geldfrage gelöst werde. Wie man sieht, ist sie das bis heute nicht. Sollten wir also eher etwas mehr Geld verprassen, anstatt es immerzu zu horten? Schließlich will niemand von uns in die Fänge der Grauen Herren geraten.
Plädoyer an die Entschleunigung
Mit der Inszenierung von „Momo“ bringt die Jungen Oper eine Allegorie auf die Bühne des Kammertheaters. Das Stück ist ein Plädoyer, unsere Zeit bewusster zu genießen. Hier können wir zweifellos viel von den Kindern lernen, die unbeschwert in den Tag hinein leben und deutlich mehr im Moment ruhen als die meisten Erwachsenen. Tacchini verspricht ein „packendes, poetisches Musiktheater, das die uralten Fragen nach den Rätseln unseres Seins für Kinder und Erwachsene sinnlich erfahrbar macht.“
Generationsübergreifend faszinierend
Kinder ab neun Jahren können sich von der märchenhaften Inszenierung begeistern lassen, nach oben ist das Ende natürlich offen. Das machte schon „Krabat“ zu einem generationenübergreifenden Genuss und wird Kinder wie Erwachsene gleichermaßen mitfiebern lassen, wenn die zauberhafte Jeanne Seguin in ihrer ersten großen Titelrolle als kleine Momo gegen die schier unüberwindbare Macht der Grauen Herren zu Felde zieht, die in der Oper „Graue Agenten“ heißen. Warum? Weil die Geschichte jeden von uns berührt. Oder, um es mit Michael Endes Worten zu sagen: „Zeit ist Leben. Und das Leben wohnt im Herzen.“ (BS)
Weitere Informationen: www.oper-stuttgart.de/jungeoper
25.05.2013
(Ausgabe 25. Mai 2013)