eva Stuttgart feiert

15 Jahre Gute-Nacht-Dienst

Martin Beitinger, Leiter der Individuellen Schwerbehindertenassistenz (Bilder: eva Stuttgart)

Uwe Zenker ist bereits fester Bestandteil im Alltag vieler seiner Patienten. „Sie fragen mich immer, wann ich wieder vorbeikomme.“ Seit mehr als einem Jahr arbeitet Uwe Zenker für den sogenannten „Gute-Nacht-Dienst“ der Evangelischen Gesellschaft Stuttgart. „Mein Tag- und Nachtrhythmus ist aus dem Lot. Die Arbeit kostet Kraft, sie gibt aber auch viel Kraft zurück“, sagt er.

Hilfe bei alltäglichen Dingen

Uwe Zenker ist einer von sechs Nachtfahrern, die sich um behinderte und chronisch kranke Menschen kümmern. Seine Patienten benötigen in der Nacht zwar regelmäßig Hilfe, nicht aber rund um die Uhr. Und so hilft Uwe Zenker ihnen unter anderem bei der Abendtoilette, bei der Körperpflege und richtet ihnen das Bett für die Nacht her. Er füttert die Haustiere oder schaltet auch einfach mal den Fernseher aus.

Dienst nah am Menschen

„Wir wollen mit diesem Dienst eine familiäre Ebene mit den Patienten aufbauen“, erklärt Martin Beitinger, Leiter der Individuellen Schwerbehindertenassistenz bei der Evangelischen Gesellschaft Stuttgart. „Es sind keine fachlichen Dienste. Unsere Fahrer werden zwar eingelernt, brauchen aber keine spezielle Qualifikation für die Nachtfahrten.“ Neben Uwe Zenker betreuen auch studentische Aushilfen die Kunden. Bei den nächtlichen Touren durch Stuttgart und Ludwigsburg legen die Mitarbeiter rund 120 Kilometer zurück.

Immer mit der „Einsatzzentrale“ verbunden

Uwe Zenker hat wie alle anderen Mitarbeiter bei seinen Fahrten stets ein Handy bei sich, um im Notfall schnell reagieren zu können. Seine Kunden sind ebenfalls an ein Hausnotrufsystem angeschlossen. Aber auch für die Sicherheit der Nachtfahrer ist das Handy nicht mehr wegzudenken. „In den 15 Jahren Einsatz sind auch unsere eigenen Fahrer schon mal verunfallt“, berichtet Martin Beitinger. „Vor allem im Winter auf Neuschnee und glatten Straßen kann es nachts gefährlich werden.“

Dienste sollen ausgeweitet werden

Der „Gute-Nacht-Dienst“ will weiter wachsen. „Es ist ein Modell der Diakonie, das sich bestimmt auch in Zukunft bewährt. Es ist nur noch zu wenig bekannt“, sagt Martin Beitinger. Langfristig wollen die Organisatoren gerne nachts zwei Touren fahren. Dafür haben sie jetzt auch ein größeres Auto angeschafft. „Früher sind wir mit einem Smart in der Stadt Stuttgart von Haus zu Haus gehoppelt. Das waren ungefähr 30 Kilometer“, erinnert sich Martin Beitinger. „Jetzt haben wir einen Polo mit Winterausrüstung. Da kann man die 120 Kilometer nachts besser zurücklegen.“

Phobie überwunden

Uwe Zenker muss schmunzeln, wenn man ihn nach besonderen Ereignissen im „Gute-Nacht-Dienst“ fragt. „Naja, wenn einer Spinnen als Haustiere hat, dann ist das schon kurios“, erklärt er. „Manch einer würde bei dem Anblick in Ohnmacht fallen.“ Auch für Uwe Zenker hat das Überwindung gekostet. Doch die ständige Präsenz dieser Tiere scheint auch ihr Gutes zu haben. „Ich habe dadurch meine Spinnenphobie überwunden.“ (BD)

Mit diesem kleinen Flitzer sind die Helfer des nachts unterwegs.
26.03.2011
(Ausgabe 26. März 2011)