Ausstellung in der Ifa-Galerie

Ifa feiert Jubiläum

Ronald Grätz lacht, als er gefragt wird, wie er sich in einem solchen Jubiläumsjahr fühle. „Mit dieser Frage habe ich ja nun gar nicht gerechnet“, gibt er zu. „Ich bin unglaublich stolz auf das Haus. Letztendlich ist es eine große Verbeugung vor den Kollegen und ihren Leistungen.“ Auslandsbeziehungen (Ifa) gibt sich bescheiden. „Ich bin ein Teil des Hauses, ja, das schon. Aber durch meine Kollegen stehen wir da, wo wir jetzt sind.“ Und das bedeutet: vier runde Geburtstage im Jahr 2011. 60 Jahre Zeitschrift „Kulturaustausch“, 40 Jahre Ifa-Galerie Stuttgart, 20 Jahre Ifa-Galerie Berlin und zehn Jahre „zivik“ (zivile Konfl iktbearbeitung).

Ifa-Galerie feiert über 600 Künstler

Besonders auf die Ifa-Galerie Stuttgart ist Ronald Grätz stolz. In den letzten 40 Jahren kamen rund 600 Künstler Osteuropa, um hier ihre Arbeiten zu zeigen. 175 Ausstellungen gab es insgesamt. „Die Ausstellungen waren immer gut besucht“, erklärt der Generalsekretär. „Wenn man bedenkt, dass jeden Tag rund 40.000 Autos an unserem Plakat vorbeifahren, dann gibt es doch keine bessere Werbung“, schmunzelt er. Verständlich, denn das gelbfarbene Haus am Charlottenplatz liegt direkt an einer der Hauptverkehrsstraßen, die durch Stuttgart führen.

Kunst erfahrbar machen

Im Inneren des Gebäudes scheint jedoch ein anderer Puls zu schlagen. „Man ist wie in einer anderen Welt“, sagt Ronald Grätz. Das liege wahrscheinlich auch an den verschiedenen internationalen Ausstellungen, die in der Galerie präsentiert werden, und die alle das gleiche Ziel verfolgen: Kunst und Kultur sollen erfahrbar gemacht werden. Um das zu erreichen, bieten die Verantwortlichen nicht nur ein begleitendes Rahmenprogramm an, sondern ermöglichen auch den Austausch mit den Künstlern selbst. Kunst solle hier mehr verkörpern, als nur ein an die Wand gehängtes Bild. Nach Angaben des Ifa sind dafür mitunter kuriose Ausstellungsmaterialien organisiert worden. Von sechs frischen kolumbianischen Bananenstauden, einem Aquarium mit sieben Fischen, über 5.000 Yen Münzen, 25 Kilo weißem Sand bis hin zu einem japanischen Bambusbrunnen mit plätscherndem Wasser. „Wenn Leute in die Ausstellung gehen und anfangen zu reden oder zu lachen, dann kommt die Kunst auch an“, sagt Ronald Grätz.

Jubiläumsausstellung

Zum Jubiläumsjahr zeigt die Ifa-Galerie Stuttgart vom 4. Februar bis zum 9. April 2011 die Ausstellung „Gülsün Karamustafa – Etiquette“. Das bildet den Auftakt der Reihe „Solo für …“, die künftig Künstler präsentieren soll, die am Anfang ihrer internationalen Karriere in Ausstellungen der Ifa-Galerien vertreten waren. Zudem lädt sie am 19. Mai 2011 zu einem Festvortrag ein und veranstaltet am 21. Mai 2011 einen Familientag in den Galerieräumen am Charlottenplatz.

Zeitschrift feiert 60. Geburtstag

Ein weiteres Jubiläum feiert die Zeitschrift Kulturaustausch. Sie erschien erstmals im Jahr 1951. „Wir beschäftigen uns immer mit einem bestimmten Thema aus den Bereichen Politik, Kultur und Gesellschaft und betrachten es aus unterschiedlichen, zum Teil ungewöhnlichen Blickwinkeln“, erklärt Ronald Grätz, der auch als Herausgeber der Zeitschrift agiert. Darin kommen auch immer wieder internationale Autoren zu Wort. Die Zeitschrift erscheint vierteljährlich und ist unter dem Namen „Kulturaustausch Zeitschrift für internationale Perspektiven“ an ausgewählten Kiosken erhältlich. Der Fall des eisernen Vorhangs und die deutsche Wiedervereinigung stellten die Auswärtige Kulturpolitik vor neue geographische Herausforderungen. Das Ifa reagierte und eröffnete im Jahr 1991 die Berliner Ifa-Galerie im Ostteil der Stadt. Damit reiht auch sie sich in das Jubiläumsjahr ein. Heute stellt sie die hauptstädtische Bühne für zeitgenössische Kunst aus aller Welt dar.

zivik – 10 Jahre Friedensförderung

Und es gibt noch einen runden Geburtstag zu feiern. Das Projekt der zivilen Konfl iktbearbeitung, kurz zivik, wurde im Jahr 2001 vom Auswärtigen Amt und dem Ifa ins Leben gerufen. Sein Ziel ist es, Friedensprojekte in Krisenregionen zu fördern. Im Mittelpunkt stehen dabei die Unterstützung eines friedlichen Dialogs zwischen Konfl iktparteien und die gewaltfreie Konfl iktlösung. Ronald Grätz will auch künftig die Außenkulturpolitik weiter vorantreiben. „Kulturpolitik heißt, einzelne Menschen zu beeinfl ussen“, sagt er. „Das kann man zum Beispiel durch Stipendien oder durch Austauschprogramme erreichen.“

Noch mehr Kultur

Das Ifa selbst bietet verschiedene kultur- und bildungspolitische Förderprogramme an. „Auf diesem Weg fördern wir unser Interesse und unser Wissen über andere Kulturen, tragen aber auch maßgeblich zu einem positiven Deutschlandbild im Ausland bei“, meint er. „Durch diese Form der Mobilisierung von Kultur und Gesellschaft tragen wir einen noch größeren internationalen Geist nach Stuttgart und haben einmal mehr die Welt zu Gast bei uns.“ (BD)
26.03.2011
(Ausgabe 26. März 2011)