Bachwoche 2011

Stuttgart feiert Bach

Helmuth Rilling gründete 1981 die Internationale Bachakademie Stuttgart und ist seither deren künstlerischer Leiter. (Bild: vjp)

Mit der Kantate „Weinen, klagen, sorgen, zagen“ (BWV 12) eröffnet die Bachakademie die Bachwoche Stuttgart 2011. Sie erklingt am Sonntag, den 13. März 2011, unter der Leitung von Helmuth Rilling in einer musikalischen Vesper in der Gedächtniskirche. Auch in seiner nun mittlerweile zwölften Runde stehen neben der Aufführung der Johannes- Passion weitere Konzerte, Meisterkurse und Podiumsdiskussionen auf dem Programm. Während der Festwoche leitet undkommentiert der künstlerische Leiter der Bachakademie, Helmuth Rilling, in drei Gesprächskonzerten die Johannes- Passion von Johann Sebastian Bach. Es musizieren Vokalsolisten der Meisterkurse 2011 und das in diesem Jahr neu ins Leben gerufene Junge-Stuttgarter- Bach-Ensemble im Konzertsaal der Musikhochschule Stuttgart.

Johannes-Passion

In den Meisterkursen erarbeiten junge Sänger intensiv die Johannes-Passion – eines der zentralen Werke des Oratoriengesangs. Die Podiumsgespräche finden zu unterschiedlichen Themen rund um die Johannes-Passion im Kammermusiksaal der Musikhochschule statt. Sprechen wird unter anderem Professor Dr. Joachim Kremer von der Musikhochschule Stuttgart zum Thema „Bach, Kreiser und das Oratorium im frühen 18. Jahrhundert“ und Dr. Uwe Schweikert zum Thema „Auf Vinyl und CD: Eine Interpretationsgeschichte der Johannes-Passion“. Den Höhepunkt der Bachwoche bildet das Konzert in der Stiftskirche am Freitag, den 18. März 2011, mit der Aufführung der Johannes-Passion. Im Anschluss an das Konzert reist das Junge-Stuttgarter-Bach-Ensemble nach Eisenach, denn dort werden sie die Johannes- Passion im Rahmen der Thüringer Bachwoche in Bachs Taufkirche, der Georgenkirche, erneut aufführen. Den Abschluss der Bachwoche in Stuttgart bildet das traditionelle Geburtstagskonzert Johann Sebastian Bachs.

Altertümliche Instrumente

Am 21. März 2011 feiern das Bach-Collegium und der Pianist Evgeni Koroliov Bachs 326. Geburtstag in der Liederhalle unter anderem mit drei Klavierkonzerten des Meisters. Die Johannes-Passion ist die früheste der heute bekannten Passionsmusiken Bachs. Er schuf sie in den ersten zehn Jahren seines Leipziger Thomaskantorats. Die Uraufführung der Johannes- Passion war am 7. April 1724 während der Karfreitagsvesper in der Nikolaikirche in Leipzig. Weitere Aufführungen, für die Bach jeweils Überarbeitungen des Werkes vornahm, gab es in den Jahren 1725, 1728 und 1749. Nach der letzten Aufführung zu Bachs Lebzeiten im Jahr 1749 geriet die Johannes-Passion, wie Bachs gesamtes Werk, in Vergessenheit. Erst im Jahr 1834 wurde sie wieder aufgeführt – vier Jahre nach der berühmten Aufführung der Matthäus-Passion unter Felix Mendelssohn-Bartholdy. In der Johannes-Passion setzt Bach in einigen Sätzen zu jener Zeit teilweise bereits altertümliche Instrumente ein, wie die Viola d‘amore oder die Gambe. Singstimmen sind neben dem vierstimmigen Chor vier Solisten.

Fortan ein eigenes internationales Jugendensemble

Neu in diesem Jahr ist ein internationales Jugendensemble, das Junge-Stuttgarter- Bach-Ensemble. Dieser Klangkörper tritt während der Bachwoche in die Fußstapfen des Bach-Collegiums und der Gächinger Kantorei. Mit ihm wird die künstlerisch-pädagogische Arbeit fortgesetzt, die Helmuth Rilling mit dem Festivalensemble Stuttgart geleistet hat. Die Bachakademie will fortan jedes Jahr ein eigenes junges Internationales Orchester und einen Chor zur Bachwoche zusammenstellen. Bereits im November 2010 begannen die Probespiele und das Vorsingen in Deutschland, Skandinavien und Großbritannien. „In der Bachwoche kommt der Akademiegedanke der Bachakademie am deutlichsten zum Ausdruck. Wir freuen uns, dass wir ihn durch die Einbeziehung eines Jung- Ensembles ab 2011 sogar noch stärken können“, so der Intendant der Bachakademie, Christian Lorenz. Besonders in diesem Jahr ist die Zusammenarbeit mit den Thüringer Bachwochen. Das Abschlusswochenende findet in Johann Sebastian Bachs Geburtsstadt Eisenach mit einem Abschlussgottesdienst und -konzert in der St. Georgenkirche statt, in der Bach 1685 getauft wurde.

Bach für Kinder

Für kleine Gäste hat sich die Bachakademie etwas Besonderes ausgedacht: das „Offene Singen“. Gemeinsam mit der Vokalpädagogin Friedhilde Trüün haben 300 Grundschulkinder in ihren Klassen rund zehn Lieder vorbereitet, die sie zum Abschluss der Bachwoche 2011 präsentieren werden. Begleitet von einer professionellen Band singen die Schüler Lieder, Choräle, Arien und textierte Instrumental-Hits von Johann Sebastian Bach und anderen Künstlern aus seiner Zeit. „Unser Ziel ist es, jungen Menschen die Möglichkeit zu geben, sich auf spielerische Weise mit Bachs Musik vertraut zu machen“, so die Pressereferentin der Bachakademie Claudia Brinker. Und für alle, die von Bach nicht genug bekommen können, bietet die Bachwoche, das Studium Generale an. Es umfasst den unbeschränkten Zugang zu sämtlichen Meisterkurs- und Podiumsangeboten, zu den Proben sowie den Konzerten. Zudem ist das Mitsingen im Chor der Bachwoche möglich und auch die Teilnahme an dem Wochenendausflug nach Eisenach mit Konzert und Führung auf Bachs Spuren. (JB)

11.03.2011
(Ausgabe 12. März 2011)