Magic de Luxe

Den Zauber in der Stadt

Eigentlich steckt hinter den Effekten ja nur ein raffinierter Trick. Eine Technik, die der Zauberei den Anschein von Magie verleiht. Das wissen die Zuschauer. Das sagt ihnen ihr scharfer Verstand. Und doch: Welcher Trick tatsächlich dahinter steckt, darüber tappt der Zuschauer völlig im Dunkeln. Zum Beispiel: Wie schafft es der Moderator Jargos Katsaros einen Tisch zum Schweben zu bringen? Hängt der Tisch vielleicht an Fäden? Nein, völlig unmöglich. Die würde man schließlich im Scheinwerferlicht glitzern sehen. Seine Hände dagegen verharren verräterisch unter der Tischdecke. Doch auch hier – nichts zu erkennen.

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Das Komödienduo Strange Comedy aus Kanada.

Genauso geht es dem Publikum bei der verträumten Nummer des Franzosen Mika Quartz: Die Bühne ist in ein dunkles Nachtblau getränkt, auf einer Art Kerzenständer liegen durchsichtige Glaskugeln. In den Händen des mystischen Jongleurs und Zauberers werden diese Glaskugeln zu Seifenblasen, die hinauf in den Himmel schweben. Und umgekehrt: Aus einem Seifenblasenregen angelt Mika Quartz eine Blase, die, verzaubert durch seine Berührung, zu Glas erstarrt. Gerade eben wehte sie noch im Wind, jetzt lässt der Zauberer sie zwischen seinen Fingern tanzen, jongliert sie von der linken in die rechte Hand und lässt sie im nächsten Moment, wieder federleicht, von einem Windstoß getragen, empor steigen. Einzig die Frage danach, wie er das gemacht hat, bleibt.

Visuelle Täuschungen, psychologische Tricks

Bei Magic de Luxe im Friedrichsbau Varieté versetzen visuelle Täuschungen das Publikum ins Staunen. Mit jeder Nummer und jedem Trick lernt das Publikum mehr über die Kunst der Zauberei. Moderator und Nachwuchszauberer Jorgos Katsaros begleitet das Publikum während der Show auf seiner Reise in die Welt der Zauberer. Mit seiner frechen, vorwitzigen Art gaukelt er dem Publikum vor, die großen Geheimnisse zu verraten. Wie funktioniert ein Kartentrick? Katsaros entzaubert die visuelle Täuschung, um dann, nur Sekunden später, einen draufzusetzen und das Publikum erneut in vollkommene Ahnungslosigkeit zu versetzen. So zaubert er aus einer Karte mit zwei Karos plötzlich eine Karte mit der Augenzahl acht. Das Publikum schärft seine Sinne, um die Zaubertricks der Profi s zu enttarnen. Doch je länger der Abend, desto geschickter die Zauberer. Und auch Nachwuchszauberer Katsaros wächst mit seinen Aufgaben: Aus einem Stapel Karten lässt er eine Zuschauerin eine Karte ziehen. Mittels Psychologie versucht er, die gezogene Karte zu erraten und malt sie auf ein Stück Papier. Doch nein, er hat sich vertan, es ist nicht die Karte, die die Zuschauerin aus dem Stapel gezogen hat. Gut, einen Versuch gönnt er sich noch: Während er zeichnerisch einen Stapel hinter der Karte andeutet, schiebt sich aus diesem Stapel eine weitere Karte – eine gezeichnete Karte – heraus. Und siehe da: Es ist die von der Zuschauerin gezogene Karte. Magische Momente, bei denen die Zuschauer verzaubert den Atem anhalten.

Internationale Zauberkünstler

Die Künstler der Show stammen aus der ganzen Welt. Die Artistin Sasha Babiy beispielsweise stammt aus der Ukraine. Sie interpretiert das Häschen aus dem Hut ganz neu: Mit Handständen und halsbrecherischen Verbiegungen beeindruckt sie durch ihre Körperbeherrschung das Publikum. Das kanadische Comedy-Paar „Strange Comedy“ – merkwürdige Komödie – überbrückt die Sprachbarriere mittels Humor. Einem Humor, der offensichtlich aus Übersee stammt. Der Franzose Gaetan Bloom ist ein Meister der Täuschung. Er gehört zur älteren Generation der Zauberer, seine Bühnenerfahrung merkt man ihm an: Ob die Schere am Mikrofonständer oder die Kiwi in der Orange in der Pampelmuse, – was er auf die Bühne zaubert, versetzt das Publikum in Staunen. Und selbstverständlich bleibt immer die Frage: Wie hat er das nur gemacht? Seit 23. Februar 2011 ist auch Illusionist Kevin James dabei. Er hatte vorher ein Arrangement in Spanien und wurde bis dato von Superstar Topas ersetzt. Dass er an die hoch gelegte Messlatte von Topas heran langt, bewies er bei der Premiere am 23. Februar 2011. Dort trafen beide Zauberer aufeinander und die Zuschauer sahen ihre Shows im direkten Vergleich. Das Ergebnis: Topas hat zwar klaren Heimvorteil, doch Kevin James kann mit seinen Tricks locker mithalten. Kein Wunder, denn wie Topas wurde auch der US-Amerikaner Kevin James für seine Zauberkunst mehrfach international ausgezeichnet. Kevin James verbindet die Illusion mit der Komödie und bleibt für immer in den Erinnerungen seines Publikums: Er zersägt eine Jungfrau, lässt eine Rose aus dem Nichts entstehen und erweckt einen Miniatur-Chaplin zum Leben.

Zur Historie des Varietés

Die Idee zu dieser außergewöhnlichen Show hatte der künstlerische Leiter des Varietés, Ralph Sun. Er ist seit 2007 in diesem Amt und hat das Varieté durch seine Ideen wieder an den Puls der Zeit gebracht. Seine Ursprünge hat das Theater in den 1920er Jahren. Damals standen internationale Stars wie Grock und Josephine Baker auf der Bühne des Friedrichsbau Theaters. Als das Gebäude im Krieg vollkommen ausbrannte, stand es viele Jahre wie ein Mahnmal der Geschichte leer. In den 1950er Jahren wurde es schließlich abgerissen. Über 40 Jahre später, 1994, blühte neues Leben auf: An historischer Stelle entstand das heutige Friedrichsbau Varieté. In den beinahe 17 Jahren seit der Wiedereröffnung kamen fast anderthalb Millionen Zuschauer, um die 1.500 Künstler in ihren 6.207 Vorstellung zu sehen. Das Konzept funktioniert: Die Zuschauer sitzen auf samtbezogenen Stühlen, können während der Vorstellung Getränke und Essen bestellen, die ihnen am Tisch serviert werden. Auf der kleinen Bühne kommen Zauberer, Illusionisten, Komödianten und Akrobaten zusammen. Das Friedrichsbau Orchester sorgt mit ihrer Live-Musik für die richtige Stimmung. (JUS)

Weitere Infos

Magic de Luxe bis 9. April 2011
Wann: Mi - Sa, 20 Uhr; Mo und Di spielfrei
Wo: Friedrichsbau Varieté
Eintritt: 20 - 40 Euro
Infos: www.friedrichsbau.de
25.02.2011
(Ausgabe 26. Februar 2011)