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„The King’s Speech“ im Alten Schauspielhaus
Der berühmte Sprachfehler
In der Theaterfassung des Oscar-Erfolgs „The Kings’s Speech“ sind Volker Risch und Ralf Stech zu sehen.
Es ist nur auf den ersten Blick ungewöhnlich, dass die neueste Premiere im Alten Schauspielhaus die Bühnenfassung eines modernen Filmklassikers ist. Ursprünglich war „The King’s Speech“ nämlich als Bühnenstück geplant, bevor Tom Hooper es dann aber doch fürs Kino verfilmte. Mit sensationellen Ergebnissen: Der Streifen spielte mehr als das Zehnfache seiner Produktionskosten ein, räumte vier Oscars (darunter die Königsdisziplinen „bester Film“, „bester Hauptdarsteller“ und „bester Regisseur“) und rund 40 weitere Filmpreise ab.
Große Fußstapfen für die Hauptdarsteller Volker Risch und Ralf Stech
Der britische Schauspieler Colin Firth brilliert in der Rolle des Königs Georg. Der zeigt sich als von einem Sprachfehler gezeichneter König wider Willen, der sein Volk am Vorabend des Zweiten Weltkriegs auf den kommenden Weltenbrand einschwören muss. An seiner Seite: Der Australier Geoffrey Rush als unvergesslicher Sprachtherapeut mit mehr als ungewöhnlichen Methoden, der das Unmögliche schafft und den König von seinem Stottern befreit.
Langersehnte Premiere
Warum es letztlich ein Film geworden ist, weiß wohl nur der Autor David Seidler. „Und der ist nun mal eigentlich ein Drehbuchautor“, weiß der Regisseur des Theaterstücks Udo Schürmer. Wir sprechen abends nach der Probe mit ihm. Da sind es noch zwei Wochen bis zur Premiere, am nächsten Tag steht der erste Komplettdurchlauf des Stückes an. Das lag recht lange Zeit in der Schublade des Autors, bevor es je das Licht der Welt erblickte.
Queen Mum verhinderte Verfilmung
„Aus Respekt vor Queen Mum wurde es nie verfilmt oder inszeniert. Sie wollte nicht an die Geschichte ihres Mannes, die ja durchaus auch melancholisch und traurig ist, erinnert werden“, erklärt Schürmer. Dass es letztlich dennoch auf die große Leinwand kam und vom 7. Februar bis 16. März im Alten Schauspielhaus zu sehen ist, kann als großes Glück für Film- und Theaterfreunde gelten.
Regisseur Udo Schürmer bleibt locker
Die übergroßen Fußstapfen der weltberühmten Vorlage schüchtern Schürmer keineswegs ein. „Das ist nie der Fall“, stellt er klar. Und man nimmt es ihm ab: Seit fast 30 Jahren arbeitet er als Regisseur, hat unsterbliche Klassiker wie „Faust“ oder „Der Sturm“ ebenso inszeniert wie „Die Buddenbrooks“ oder „Aida“. Seine Herangehensweise an ein neues Stück bleibt dabei immer die gleiche: „Ich schaue, welches Material mir zur Verfügung steht und schaffe daraus die bestmögliche Bühnenfassung“, erklärt er.
Alle Stücke verlangen die selbe Sorgfalt
„Dabei ist mir egal, ob es eine filmische Vorlage oder andere berühmte Inszenierungen des Stoffes gibt. Man muss an jeden Stoff mit der gleichen Sorgfalt und der gleichen Kreativität herangehen.“ Zudem, meint er völlig zu Recht, gelten auf einer Bühne vollkommen andere Gesetze als im Film. „Auch sind die Schauspieler völlig andere Charaktere“, fügt er hinzu. Die entwickeln unter Regisseur Schürmer durchaus eine Eigendynamik, die keine Vorstellung der anderen gleichen lässt. „Ich stecke als Regisseur lediglich einen Rahmen ab, in dem sich die Schauspieler dann bewegen,“ erklärt er.
Die Extreme der Geschichte
„The King’s Speech“ bietet in dieser Hinsicht besonders viel Spielraum. Im Zentrum steht wie im Film die ungewöhnliche Beziehung zwischen Georg, anfangs noch Herzog von York, und dem australischen Sprachtherapeuten Lionel Logue. Letzterer pfeift auf Etikette, redet Georg sehr zu dessen Unmut mit seinem Kosenamen Bertie an und gibt auch sonst nichts auf den Stand der Royals. „Die Beziehung zwischen den Charakteren ist extrem faszinierend,“ findet der Regisseur. „In dem Stück treffen extreme Gegensetze aufeinander. Die innere Entwicklung der Personen ist auf der Bühne nur sehr schwer umzusetzen. Aber das macht es eben interessant.“
„The King’s Speech“ bietet in dieser Hinsicht besonders viel Spielraum. Im Zentrum steht wie im Film die ungewöhnliche Beziehung zwischen Georg, anfangs noch Herzog von York, und dem australischen Sprachtherapeuten Lionel Logue. Letzterer pfeift auf Etikette, redet Georg sehr zu dessen Unmut mit seinem Kosenamen Bertie an und gibt auch sonst nichts auf den Stand der Royals. „Die Beziehung zwischen den Charakteren ist extrem faszinierend,“ findet der Regisseur. „In dem Stück treffen extreme Gegensetze aufeinander. Die innere Entwicklung der Personen ist auf der Bühne nur sehr schwer umzusetzen. Aber das macht es eben interessant.“
Es lohnt sich auch ein zweites Mal
Dass Millionen Kinozuschauer längst gesehen haben, wie aus diesen widersprüchlichen Charakteren irgendwann Freunde werden, ist für Udo Schürmer kein Anlass zur Sorge. Mir geht es immer um das Potential einer Geschichte und ihrer Figuren“, so der versierte Regisseur. „Das Spannende an den beiden Hauptcharakteren von ‚The King’s Speech‘ ist, wie unterschiedlich sie tatsächlich sind. Von der Erziehung über ihre Herkunft bis hin zum Denken, der Lebensweise und den Regeln, denen sie gehorchen – oder eben nicht gehorchen müssen.“
Außergewöhnliche Tiefe
Das birgt viel Potential, das die Hauptdarsteller Volker Risch und Ralf Stech gewiss herausfordert. „Die beiden Figuren müssen sich auf einmal miteinander auseinandersetzen. Am Ende werden sie sogar Freunde“, so Schürmer weiter. „Dass ein zeitgeschichtlicher Hintergrund mit großer Tragweite dazu kommt, macht die ganze Sache natürlich noch interessanter. Das haben viele andere Theaterstücke nicht.“
Historisches Stück mit zeitlosem Charakter
Im Gegensatz zu Klassikern wie „Faust“ lässt sich ein historisches Stück wie „The Kings’s Speech“ allerdings nicht ohne Weiteres aus seinem zeitlichen Kontext herauslösen. „Stimmt, klassische Stoffe lassen sich viel leichter in einen modernen Raum heben“, nickt er. „Obschon die Geschichte, die in diesem zeitlichen Kontext liegt, wiederum eine zeitlose ist.“
Im Gegensatz zu Klassikern wie „Faust“ lässt sich ein historisches Stück wie „The Kings’s Speech“ allerdings nicht ohne Weiteres aus seinem zeitlichen Kontext herauslösen. „Stimmt, klassische Stoffe lassen sich viel leichter in einen modernen Raum heben“, nickt er. „Obschon die Geschichte, die in diesem zeitlichen Kontext liegt, wiederum eine zeitlose ist.“
Nicht wie im Film
Eine filmnahe Umsetzung darf das Publikum dennoch nicht erwarten. „Wo man im Film durch Schnitte, Nahaufnahmen oder viele Räumlichkeiten eine ganz andere Fiktion herstellen kann, gilt auf der Bühne die eigene Kreativität“, betont Stürmer die Andersartigkeit der beiden Medien. „Wir müssen die Fantasie der Zuschauer viel mehr anregen, denn wir haben ja nur eine Bühne und müssen dort sehr viele verschiedene Räume zum Leben erwecken.“
Udo Schürmer genießt die Herausforderung
Das könnte man als Nachteil sehen, für den Regisseur ist aber das Gegenteil der Fall: „Es motiviert, sich mehr vorzustellen. Im Theater werden gänzlich andere Sinne angesprochen“, entgegnet er. Deswegen hat Schürmer auch einen Bogen um den Film gemacht, seit klar war, dass er den Stoff für das Alte Schauspielhaus inszenieren würde. „Ich sah den Film vor langer Zeit im Kino – ohne zu wissen, dass ich dieses Stück inszenieren würde. Ich habe ihn mir aber bewusst nicht mehr angesehen. Nicht, dass ich am Ende noch in Versuchung geraten wäre, gewisse Dinge zu übernehmen.“ (BS)
31.01.2013
(Ausgabe 2. Februar 2013)