KULTIVIERT
Echte Tatsachen
"Ich bin vielleicht Andy Brehme, ...
... oder Schwarzenbeck, oder einfach nur ...
... Ronaldinho", sagt Rolf Miller über seinen Kabarettstil. (Bilder: Christian Bordes)
Die Kunst des Weglassens beherrscht er perfekt und überrascht damit sein Publikum immer wieder. Als einziges Requisit benutzt er bei seinen Auftritten einen Stuhl. Im September und Oktober feiert Rolf Miller mit seinem neuen Programm „Tatsachen“ Premiere. GOOD NEWS hat mit dem mehrfach ausgezeichneten Kabarettisten gesprochen.
GOOD NEWS: Herr Miller, man schreibt über Sie, dass Sie mit einfachsten Worten komplizierteste zwischenmenschliche, aber auch welthistorische Zusammenhänge auf den Punkt bringen, indem Sie genau diese zielsicher umschlingern. Was ist das Besondere an Ihrem Kabarett? Was macht Ihren Stil aus?
Rolf Miller: Das Weglassen. Ich lasse so viel wie’s geht weg. Und ich versuche, eine Kunstsprache zu entwickeln. Dieser Stil ist durch Ausprobieren entstanden, immer wieder und wieder. Halbsätze und „Nicht-Aussprechen“ sorgen für Spannung. Der Charakter der Figur hat das impliziert. Die Figur ist einfach so.
GOOD NEWS: Sie verkörpern auf der Bühne einen behäbigen, selbstgefälligen Odenwäldler. Wie ist Ihre Figur entstanden?
GOOD NEWS: Herr Miller, man schreibt über Sie, dass Sie mit einfachsten Worten komplizierteste zwischenmenschliche, aber auch welthistorische Zusammenhänge auf den Punkt bringen, indem Sie genau diese zielsicher umschlingern. Was ist das Besondere an Ihrem Kabarett? Was macht Ihren Stil aus?
Rolf Miller: Das Weglassen. Ich lasse so viel wie’s geht weg. Und ich versuche, eine Kunstsprache zu entwickeln. Dieser Stil ist durch Ausprobieren entstanden, immer wieder und wieder. Halbsätze und „Nicht-Aussprechen“ sorgen für Spannung. Der Charakter der Figur hat das impliziert. Die Figur ist einfach so.
GOOD NEWS: Sie verkörpern auf der Bühne einen behäbigen, selbstgefälligen Odenwäldler. Wie ist Ihre Figur entstanden?
Rolf Miller: In Heidelberg. Für eine Radiosendung wurde jemand gesucht, der den dortigen Dialekt verkörpert und eine bürgerliche Figur spielt. Ich spreche in meinem Programm genau diesen Mischmasch aus schwäbisch, hessisch und pfälzerisch, den man im Odenwald in der Mitte zwischen Würzburg und Heidelberg spricht.
GOOD NEWS: Was ist der Unterschied zu anderen Kabarett-Kollegen?
Rolf Miller: Nehmen wir zum Beispiel Hagen Rether. Ich mache das Gegenteil: Mein Kabarett ist unpolitisch und indirekt. Gemeinsam haben wir, dass wir das scheinbar Beiläufi ge, Nebensächliche thematisieren. Die guten Kabarettisten haben alle einen eigenen Stil, der unnachahmlich ist. Jeder will Zidane sein, und nicht Robert Huth. Ich bin vielleicht Andy Brehme, oder Schwarzenbeck, oder einfach nur Ronaldinho ... das reicht mir schon.
GOOD NEWS: Im September und Oktober feiern Sie Premiere mit Ihrem neuen Programm „Tatsachen“. Was erwartet die Zuschauer?
Rolf Miller: Echte und falsche Tatsachen. Es wird Verwechslungen geben, so dass der Titel „Tatsachen“ irreführend ist, weil meine Figur alle Tatsachen verdreht. Es wird eine inhaltliche Weiterentwicklung geben. Ich will qualitativ besser werden.
GOOD NEWS: Machen Sie nun auch „Politiker-Kabarett“?
Rolf Miller: Ich mache generell Satire gegen den Wähler, nicht gegen Gewählte. Die verdienen es nicht, durch Kabarett noch mehr Aufmerksamkeit zu bekommen. Außerdem sind das verschiedene Sportarten. Das ist wie Handball und Fußball, und ich mache eben Handball.
GOOD NEWS: Wer kommt zu Ihren Auftritten?
Rolf Miller: Ich drücke mit einfachen Worten Kompliziertes aus, deswegen kann ich sowohl die Mitte als auch den Sloterdijk erreichen. Mein Publikum ist meist im Alter zwischen 30 und 70. Unter 20 ist zu jung, ab 80 wird es akustisch schwierig.
GOOD NEWS: Welches sind Ihre Vorbilder?
Rolf Miller: Gerhard Polt und Helge Schneider, hauptsächlich aber reale Menschen, die ich abbilde.
GOOD NEWS: Wie sind Sie zum Kabarett gekommen? Was fasziniert Sie daran?
Rolf Miller: Für mich ist es eine Möglichkeit, das was mich stört, auszudrücken, aber auch das, was mir gefällt. Als ob ich Musik machen würde. Meine ersten Erfahrungen waren Gerhard Polt, Loriot und Otto. Auch Josef Hader, Rudi Carrell und Ottfried Fischer haben mich in den Anfangsjahren bestärkt, gefördert oder aufgebaut. Erst vor kurzem lernte ich Gerhard Polt kennen. Er gab mir das Gefühl, dass ich auf dem richtigen Weg bin.
GOOD NEWS: Das zeigen die vielen Preise, die Sie gewonnen haben – etwa den Münsterländer Kabarettpreis 2002, den Bayrischen Kabarettpreis in der Kategorie Senkrechtstarter 2005 und den Deutschen Kleinkunstpreis in der Kategorie Kabarett 2006. Welches war der bisherige Höhepunkt Ihrer Karriere?
Rolf Miller: Dass Loriot mein Programm gut gefallen hat, war ein großes Kompliment. Und die Auszeichnung mit dem AZ Stern des Jahres in München – sowas motiviert natürlich ungemein. Die wirklichen Höhepunkte sind für mich aber Live-Auftritte, bei denen alles stimmt. Ich bin ein Live-Mensch. Die große Kunst ist, 90 Minuten den Groove zu halten. Beim letzten Programm ist mir das erfreulicherweise sehr oft gelungen.
GOOD NEWS: Sie wohnen in Stuttgart. Was verbinden Sie mit der Stadt?
Rolf Miller: Billige Mieten, tolle Parkmöglichkeiten, gute Luft. Eine Traum-Stadt (lacht) . Spaß. Ich würde nicht seit 15 Jahren im Lehenviertel wohnen, wenn es mir hier nicht gefallen würde, aber wir Kabarettisten sind ein fahrendes Volk. Die Rosenau und das Theaterhaus gefallen mir sehr gut.
GOOD NEWS: Vielen Dank für das Gespräch, Herr Miller! (CO)
Weitere Informationen:
18. Dezember 2009: Rosenau
12. März 2010: Theaterhaus
13. März 2010: Theaterhaus
16. April 2010: Staatstheater (Programmausschnitte)