INTERVIEW  

Kein Ruhestand

Dietz-Werner Steck spricht über seine Zeit vor und nach dem Tatort. (Bilder: Bea Pötzsch)

Wir treffen Dietz-Werner Steck im Café am Schlossgarten. Es ist ein herrlicher Morgen. Steck bringt seine Frau Hanna mit und ist bestens gelaunt.

GOOD NEWS: Herr Steck, Sie sind jetzt seit knapp drei Jahren Tatort-Kommissar a. D. Wie fühlen Sie sich?

Dietz-Werner Steck: Sehr gut! Ich bin viel beschäftigt und komme kaum zur Ruhe. Momentan bereite ich mich auf eine Produktion des Tournee-Theaters „Der grüne Wagen“ vor. Premiere ist am 22. September im Stadttheater Wiener Neustadt.

GOOD NEWS: Von Ruhestand kann also keine Rede sein.

Dietz-Werner Steck: Absolut nicht.

GOOD NEWS: Was spielen Sie in dem Stück?

Dietz-Werner Steck: Sie werden’s nicht glauben, ich spiele einen pensionierten Kommissar. Das Stück ist eine sehr geistreiche Kriminalkomödie von Saul O’Hara und heißt „Heiraten ist immer ein Risiko“. Thomas Stroux, den ich schon lange kenne, führt Regie. Da freue ich mich sehr drauf.

GOOD NEWS: Als Bienzle waren Sie eine Ikone des deutschen Fernsehens. Hängt Ihnen die Rolle noch nach?

Dietz-Werner Steck: Ja, und zwar sehr positiv. Ernst Bienzle ist über die Jahre hinweg schon so etwas wie mein Alter Ego geworden. Natürlich werde ich auch im öffentlichen Leben immer noch als Bienzle wahrgenommen und angesprochen, aber ich empfinde das als sehr schön.

GOOD NEWS: War also insgeheim Dietz-Werner Steck drin, wo Ernst Bienzle draufstand?

Dietz-Werner Steck: Ja, schon, aber das ist in erster Linie Felix Huby zu verdanken, der mir die Rolle des Bienzle buchstäblich auf den Leib geschrieben hat. Ich musste mir im Grunde die Figur gar nicht erspielen.

GOOD NEWS: Und wie ging’s Ihrer Frau damit, dass Sie als Bienzle in Hannelore eine so wunderbare Partnerin hatten?

Dietz-Werner Steck: Meine Frau Hanna und ich sind jetzt 38 Jahre verheiratet. Meine liebe Tatort-Freundin Hannelore hat mich 15 Jahre lang begleitet. Eifersucht gab es zu keiner Zeit. Meine Frau sagt immer: Eine schönere Freundin könnten wir uns gar nicht leisten. Und auch als Kollegin ist Rita Russek für mich immer eine große Bereicherung gewesen.

GOOD NEWS: Der letzte Tatort mit Ihnen, „Bienzle und sein schwerster Fall“, wurde 2006 gedreht und im Februar 2007 ausgestrahlt. Wie haben Sie Ihren Abschied erlebt?

Dietz-Werner Steck: Es gab ein ganz tolles Abschiedsfest in der Markthalle, wo wir ja den vorletzten Bienzle-Tatort gedreht hatten. Da waren alle Freunde und Begleiter des Stuttgarter Tatorts dabei, und wir haben so richtig gefeiert.

GOOD NEWS: Wenn wir richtig gerechnet haben, sind Sie seit 50 Jahren in Stuttgart zu Hause?

Dietz-Werner Steck: Ich kam 1959 zum Studium an die Schauspielschule nach Stuttgart und bin tatsächlich hier geblieben. Kulturell gehört Stuttgart nach wie vor zu den interessantesten Städten, die ich kenne, und die Lebensqualität ist kaum zu überbieten. Egal, wohin ich reise, ich kehre immer wieder gern nach Stuttgart zurück.

GOOD NEWS: Was lieben Sie an Stuttgart ganz besonders?

Dietz-Werner Steck: Die Landschaft, die Spaziergänge und natürlich das Essen. Meine Frau kocht hervorragend. Wir essen gerne einfach, aber gut, zum Beispiel im Degerlocher „Fässle“ oder in dem versteckten Winkel der „Kiste“ am Charlottenplatz. Da haben wir schon internationale Gäste hingeführt, und die waren alle begeistert!

GOOD NEWS: Wie wichtig sind Ihnen Heimat und die schwäbische Mundart?

Dietz-Werner Steck: Heimatgefühl ist etwas ganz Wichtiges – und das verbinde ich mit Stuttgart. Mundart und Dialekte finde ich großartig. Im Juni haben wir für die neue SWR Familien-Serie „Laible und Frisch“ in Bad Urach gedreht mit großen Mundart-Schwaben wie Karlheinz Hartmann oder Walter Schultheiß. Da wird fast nur schwäbisch g‘schwätzt. Und gerade bei Theater-Tourneen durch Deutschland, Österreich und die Schweiz wird man ganz automatisch mit verschiedensten Dialekten konfrontiert. Auch deshalb freue ich mich sehr auf die Tournee ab Ende September.

GOOD NEWS: Herr Steck, wir bedanken uns herzlich für das Gespräch. (RC)


Steckbrief


Name: Dietz-Werner Steck

Geburtstag/Geburtsort: 30. Juli 1936 in Waiblingen

Beruf: Schauspieler

Beruflicher Werdegang:
1959-1962: Schauspielstudium an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart
ab 1962: Ensemblemitglied am Staatstheater Stuttgart und am Alten Schauspielhaus Stuttgart
1990-2006: Kommissar Bienzle im Tatort Stuttgart, zahlreiche Theater- und Fernsehrollen, zuletzt in „Sonny Boys“, „Tod eines Handlungsreisenden“, „Großstadtrevier“ und „Vision – Hildegard von Bingen“

Ist seit 38 Jahren glücklich verheiratet: Dietz-Werner Steck.
Ab Dienstag, 22. September, steht der pensionierte Tatort-Kommissar wieder auf den Brettern, die die Welt bedeuten.

05.09.2009

(Ausgabe September 2009)