Kindertheater "Komm! Post! Tonne!"

Ab in die Tonne ...

Jeder hat irgendetwas in seinem Schrank, das er eigentlich schon längst ausmisten wollte. Ob es die Legosteine sind, mit denen man seit Jahren nicht mehr spielt, ein altes Schachspiel oder sogar der eigene alte Milchzahn, irgendwie kann man sich von nichts trennen. Darum kommen nach einer SMS mit dem Aufruf „Komm! Post! Tonne! Heute Abend Sonderleerung mit Trostgarantie!“ zwölf Kinder mit ihrem Krimskrams zum vereinbarten Treffpunkt. Und merken, dass es gar nicht so einfach ist loszulassen.

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So viel Spaß wie die Darsteller auf der Bühne, sollen auch die Zuschauer haben.

Aber muss denn jeder Abschied traurig sein? Oder kann man sich manchmal auch freuen, wenn man seinen Kram endlich los wird? Für ihr neues Stück hat sich der Kinderspielclub ein halbes Jahr lang mit den unterschiedlichsten großen und kleinen Abschieden auseinandergesetzt. Schon seit September 2010 proben die zwölf Darsteller zusammen mit den beiden Spielleiterinnen Tamara Konrath und Prisca Meier für „Komm! Post! Tonne!“, um das Ergebnis dann in mehreren Vorstellungen im JES-Studio vor Publikum auf die Bühne zu bringen. GOOD NEWS hat die Spielleiterinnen über ihr Stück befragt.


GOOD NEWS: Es gibt viele Theater mit Kindern. Was ist für Sie das Besondere an diesem Kinderspielclub?

Prisca Maier: Bei „Komm! Post! Tonne!“ spielen Kinder für Kinder, dadurch identifizieren sich die Kinder im Publikum schnell mit den Kindern auf der Bühne und damit auch mit der Handlung des Stücks. Außerdem bekommen die Kinder auf der Bühne ein Forum für ihre Sicht und Wahrnehmung der Welt.

Tamara Konrath: Eine weitere Besonderheit ist, dass wir ein Stück immer gemeinsam entwickeln. Es gibt keinen fertigen Text, an dem gearbeitet wird, sondern lediglich ein Thema, dem wir uns durch Improvisationen nähern. Das Stück entsteht aus den Geschichten und Ideen der Spieler.

GOOD NEWS: Wie sind Sie auf die Idee für das Stück gekommen?

Tamara Konrath: Jede Spielzeit im JES hat ein Spielzeitthema. „Spiel mir das Leben vor dem Tod“ lautet es in dieser Spielzeit. Neben den sechs neuen Theaterproduktionen des professionellen Schauspielensembles rund um dieses Thema orientieren sich auch die Spielclubs daran. Abschied ist etwas, das alle kennen und gerade im Alter zwischen neun bis zwölf Jahren haben Kinder zum einen schon viele verschiedene Abschiede erlebt und sind zum anderen gerade an der Schwelle zu einem neuen bedeutenden Abschied – vom Kind zum Jugendlichen.

GOOD NEWS: Was war die Herausforderung bei der Umsetzung?

Prisca Maier: Auch wenn die Ensemblearbeit im Vordergrund steht, ist es, wie immer, eine Herausforderung, für zwölf Kinder einen Plot zu entwickeln, in dem jedes Kind seine Stärken zum Ausdruck bringen kann.

Tamara Konrath: Wir haben viel improvisiert und dabei haben die Kinder sehr viele Ideen, Geschichten und Erlebnisse eingebracht. Dann ist es immer eine besondere Herausforderung auszusuchen, welche Szenen im Stück auch wirklich gezeigt werden sollen und wie wir alles in eine Geschichte verpacken.

GOOD NEWS: Wie lief die Arbeit mit den Schauspielern?

Prisca Maier: Im JES stehen alle zwölf Kinder zum ersten Mal auf der Bühne. Der ein oder andere von ihnen hat aber schon erste Erfahrungen in der Theaterwerkstatt des Jungen Ensembles Stuttgart oder im Schultheater gesammelt – eine wertvolle Erfahrung. Die Gruppe war von Anfang an sehr offen und hat sehr viele eigene Geschichten und Ideen mit eingebracht.

GOOD NEWS: Und was wollen Sie mit dem Stück bewirken?

Tamara Konrath: Das Thema Abschied begleitet uns ein Leben lang, aber oft können wir uns nicht aussuchen, wann ein Abschied kommt. Wir suchen Trost und finden ihn auf ganz unterschiedliche Weise; der eine in einer Erinnerung, der andere in einem Freund, der ihm etwas Gutes tut und manchmal müssen wir ja auch nicht getröstet werden – manchmal sind wir froh, dass wir uns endlich verabschieden können.

Prisca Maier: Das Stück bietet für alle – die Macher und die Zuschauer – die Möglichkeit, sich dem Thema leicht und spielerisch zu nähern und dennoch die traurigen Momente nicht auszusparen. Die Kinder im Publikum werden bestimmt auch die komischen Momente des Stücks mögen und in vielen Momenten sich oder ihre Eltern wiedererkennen.

GOOD NEWS: Was erhoffen Sie sich von der Premiere?

Prisca Maier: Dass die Kinder auf der Bühne in Hochform sind und sich das Lampenfieber, das sicher hoch sein wird, positiv auswirkt und viel Spielenergie und Spaß freisetzt. Außerdem dass wir unser Publikum begeistern und berühren – aber das will man ja immer, oder?

GOOD NEWS: Vielen Dank für das Interview! (AM)

Weitere Infos

Komm! Post! Tonne!
Wo: JES Stuttgart
Wann: ab 12.03.2011, 15 Uhr
Kosten: 4,50 - 6 Euro
Infos: www.jes-stuttgart.de
11.03.2011
(Ausgabe 12. März 2011)