Hilfsprojekte in Entwicklungsländern

Globale Hilfe wird Wirklichkeit

Der etwas andere Arbeitsplatz: Das Büro unter Palmen.

„Vor fünf Jahren hat niemand wirklich geglaubt, dass Wirtschaft und Entwicklungshilfe miteinander zu vereinbaren sind“, erinnert sich Helene Prölß, die Initiatorin und Gründerin des Projektes „managerohnegrenzen“ (mog). Sie sah das anders und sie sollte Recht behalten. Prölß wollte die Welt ein bisschen besser machen – allen Widerständen zum Trotz. Das Projekt „Ärzte ohne Grenzen“, an das sich das „mog-Projekt“ zumindest namentlich anlehnt, ist hierzulande recht bekannt. Hier bieten Ärzte ihre Hilfe, ihre Fachkenntnisse und ihre Unterstützung in Entwicklungsländern an, versorgen Menschen, geben Fortbildungen und halten Vorträge.

Leicht ist es nicht

„mog“ unterscheidet sich gar nicht so sehr davon, allerdings schickt das Projekt keine Ärzte sondern eben Manager in Regionen, die Hilfe brauchen. „Hauptsächlich arbeiten wir mit Führungskräften“, berichtet Prölß und fügt hinzu: „Leicht sind die Aufgaben nicht.“ Dafür wird es selten eintönig. Einen Businessplan zu erstellen oder in einem Betrieb eine funktionierende Buchhaltung zu etablieren, seien Aufgaben, die ebenso vorkommen, wie ein Handelsnetzwerk aufzubauen, meint die Gründerin. In der Regel liegt die Dauer eines Aufenthaltes zwischen vier Wochen und drei Monaten.

Sprachgewandt

Die Aufgaben sind vielseitig und auch die Projekte sind immer wieder neue Herausforderungen. Sie führten „mog“ bereits nach Äthiopien und Tansania, nach Nepal und auf die Philippinen. Vom Aufbau einer Berufsschule bis zur Stabilisierung eines Demeter-Tee-Betriebes ist so gut wie alles dabei. „Man muss das aber wirklich wollen“, sagt Prölß, die selbst erst kurz vor dem Gespräch mit GOOD NEWS wieder aus Nepal zurückgekehrt ist. Gute Englischkenntnisse und eine weitere Fremdsprache setzt Prölß ebenfalls voraus. Wer gern in ein südamerikanisches Land möchte, sollte zumindest etwas Spanisch sprechen. Wer das Bewerbungsverfahren erfolgreich hinter sich bringt, absolviert dann noch ein Intensivseminar.

Mitten im Leben

Jeder Einsatz wird im Vorfeld präzise abgestimmt. Die Unterstützung durch Dolmetscher erleichtert die Zusammenarbeit von Projektträgern, Unternehmen und Managern vor Ort. Auch über Sitten und Gebräuche der jeweiligen Länder informieren sich Prölß und ihr Team im Vorfeld umfangreich. „Das ist enorm wichtig. Schließlich wollen wir keinen Abenteuerurlaub erleben“, sagt die Projektleiterin. „Wir sind mitten im Leben der Menschen.“ Prölß lässt keine Oberflächlichkeit zu. Alle packen mit an und leisten so ihren erfolgreichen Beitrag. „Kaum etwas bringt uns so weiter, wie die direkte Hilfe am Menschen“, weiß Prölß – aus eigener Erfahrung.

Corporate Social Responsibility

Doch auch die Projekte selbst müssen sich darum bewerben, bei der Stiftung – übrigens die erste weltweit – aufgenommen zu werden. Helene Prölß und ihr Team sehen sich alles genau an: „Uns sind Nachhaltigkeit und Corporate Social Responsibility, kurz CSR, enorm wichtig.“ CSR steht für „Unternehmerische Gesellschafts- oder Sozialverantwortung“. Unternehmen sollen nicht nur auf ihren Profit, sondern auf Arbeitsbedingungen, Mitarbeiter und nachhaltiges Handeln achten. Umso wichtiger ist auch die richtige Schulung der Manager, zumal der Einsatz eine „fachliche und interkulturelle Herausforderung darstellt“, meint Prölß.

Studenten bringen sich ein

Und so muss die Stiftung immer nah am Zahn der Zeit, an den Menschen vor Ort und an ihren „Gesandten“ sein, um vollwertige Hilfe leisten zu können und nachhaltige Unternehmensstrukturen aufzubauen. Das jüngste Projekt von „managerohnegrenzen“ ist das Studentenprogramm. Hierbei leisten neben den erfahrenen Managern und Führungskräften auch Wirtschaftsstudenten ihren Beitrag. Ins kalte Wasser geworfen wird aber niemand. Jeder Student erhält einen Mentor an die Hand, beide können sich gleichwertig einbringen. „Wir möchten eine Symbiose aus Innovationen und Erfahrung schaffen, nur so geht es voran“, freut sich die Chefin.

Man muss viel aushalten

Auch die Studenten werden ausführlich auf ihre Auslandsaufenthalte vorbereitet. Das ist nicht immer einfach, aber enorm wichtig. „Es ist oft schwer, die Armut, den Dreck oder die vielen fremden Geräusche und den Krach auszuhalten“, meint Helene Prölß. „Doch auch das wird geübt. Genauso, wie der praktische Teil und der Umgang mit den Menschen vor Ort. Schließlich haben wir eine Aufgabe zu erfüllen.“

Lebenserfahrung ist gefragt

Die Studenten sollen so in Zukunft auch direkt im Studium vom Auslandseinsatz profitieren, sei es durch etwaige Credit-Points oder gute Bewertungen. Auch für zukünftige Netzwerke ist das Projekt eine tolle Plattform. „Die Studenten sollten allerdings etwas Lebenserfahrung mitbringen. Masterstudenten oder Bachelorstudenten kurz vor ihrem Abschluss sind meist gut geeignet“, sagt Prölß.

Kleine Schritte zur besseren Welt

Für die Kosten, und das ist besonders bei Studenten ein wichtiges Thema, gibt es die Möglichkeit, Förderungen von Stiftungen zu erhalten. Zumal bei einem Auslandseinsatz in etwa mit Summen in Höhe von 3.000 bis 3.500 Euro gerechnet werden kann. „Trotzdem sollten sich gerade junge Leute diese Chance nicht entgehen lassen. Denn hier wird globale Hilfe Wirklichkeit und jeder leistet einen kleinen Schritt für die Verbesserung dieser Welt“, sagt Helen Prölß überzeugt. Dass sie damit mehr als Recht hat, davon kann sich jeder selbst überzeugen. Auf der Homepage der Stiftung gibt es ein Video in dem der Unternehmer Mario Engelhardt über seine Erfahrung in Tansania im Jahr 2010 spricht. Darum sagt er: „Ich habe oft das Gefühl, mehr aus Afrika mitgenommen, als hingebracht zu haben.“ (DS)

08.12.2012
(Ausgabe 08. Dezember 2012)