Wasser marsch durch Fotokunst
Kai Effinger in seinem eigenen Projekt.

Vernissage von "Licht an" im Wilhelmspalais

Wasser marsch durch Fotokunst

„Ich hoffe, alles klappt so, wie ich es mir vorstelle“, sagt Kai Effinger ein bisschen besorgt. Der Gründer der Vereinigung Blattkunst sitzt in einer Stuttgarter Bar und nippt an seiner koffeinhaltigen Limo. Die Aufregung und den Stress über die ganze Situation mag man ihm eigentlich gar nicht so recht abnehmen, so lässig wirkt er. Doch natürlich soll alles klappen und da ist Aufregung vorprogrammiert.

Knapp 150 Porträts umfasst der Bildband

Vom 22. bis 29. Mai zeigt die Ausstellung im Wilhelmspalais am Charlottenplatz Porträts von Künstlern, Musikern und Normalos. „Die Fotos sind alle bei Nacht entstanden, als Lichtquelle dienten jeweils zwei iPads“, sagt Effinger. Knapp 150 Bilder sind so zusammengekommen, 25 von ihnen werden ausgestellt sein. Die Übrigen sind im zugehörigen Buch zu sehen, das in Kooperation mit der Wasserinitiative Viva Con Agua entstanden ist.

Viele Kontakte zur Künstler- und Musikszene

Kai Effinger ist sowohl Grafiker als auch Fotograf und seit über drei Jahren selbst- ständig. Unter anderem arbeitet der 22-Jährige als freier Konzertfotograf, fotografiert Künstler oder für Künstler. So entstanden im Laufe der letzten Jahre Bekanntschaften, Geschäftsmöglichkeiten und Freundschaften. Effingers Kontakte in die Reggae- und Hip-Hop- Szene waren die optimale Voraussetzung für sein Projekt. „Vor etwa einem Jahr fing ich an, mit dem iPad als Lichtquelle herum zu experimentieren. Das brachte die ganze Sache ins Rollen“, so Effinger.

Auf erste Fotoexperimente gab es viel positives Feedback

Er zeigte seine Fotos im Freundeskreis – mit unerwarteten Folgen, wie er erzählt: „Nach kurzer Zeit hat das riesige Wellen geschlagen, jeder wollte so ein Foto. Ein Freund hat mich gefragt, ob ich so etwas nicht für eine gute Sache machen will.“ Und Effinger wollte. So entstand die Kooperation mit der Vereinigung Viva Con Agua, die sich für sauberes Trinkwasser und sanitäre Grundversorgung für alle Menschen einsetzt.

Ein Problem thematisieren und zur Diskussion stellen

„Es geht mir darum, der Gesellschaft diesen Blinden Fleck sichtbar zu machen“, erklärt der Fotokünstler. „Jeder weiß, dass es diese Probleme gibt, aber ich will sie ansprechen und im besten Fall auch etwas dagegen tun.“ Effingers Bilder sprechen eine ähnliche Sprache: Dunkler Hintergrund, meist auf einem Dach, nur das Gesicht der porträtierten Person ist sichtbar, der Blinde Fleck illuminiert.

Viele bekannte Namen und Gesichter im Buch vereint

Effinger gewann Freunde, Musiker und bekannte Persönlichkeiten für sein Projekt: „Mit dabei sind zum Beispiel die Irie Revoltes, die Orsons, Ganjaman, Cosma Shiva Hagen, der Rapper Megaloh und Joachim Deutschland“, sagt er nicht ganz ohne Stolz und ergänzt, dass alle, die nun abgebildet seien und es ins Buch geschafft haben, wirklich an das Projekt glaubten. „Es ist niemand dabei, der einfach nur ins Buch wollte, weil die Fotos cool aussehen“, lacht Effinger.

Ein Jahr mit dem Fotoequipment durch Deutschland

Fast ein Jahr lang reiste er durch die Republik und ins Ausland, um die verschiedensten Leute vor die Linse zu bekommen. „Manchmal klappte es ganz unkompliziert, bei anderen haben wir fünf Anläufe gebraucht oder es kam immer irgendwas dazwischen“, erinnert er sich. Der Rucksack mit Kamera, iPads und dem weiteren Equipment ist auch jetzt noch immer gepackt und stets einsatzbereit.

Das Buch ist dicker als erwartet

Effingers erster Portätband ist nun aber fertig. Auf der Crowdfunding-Plattform startnext.de sammelte er über 6.500 Euro, um den Druck des Buchs zu realisieren. „Ich dachte erst, dass wir nur ein kleines Buch zusammenbekommen. Wenig Seiten, kleine Auflage“, sagt er. Doch es kam anders: 160 Seiten und eine Auflage von 1.000 Stück sind nun gedruckt. Ein Exemplar ist für 30 Euro zu bekommen. „Alles, was darüber hinaus bezahlt wird, kommt aber ebenfalls Viva Con Agua zugute“, fügt Effinger hinzu.

Die Vernissage im Wilhelmspalais

Am 22. Mai feiert die Ausstellung ihre Vernissage im Wilhelmspalais, Beginn ist um 17.30 Uhr. Dann wird das Buch zum ersten Mal enthüllt, die großen Porträts werden sogar versteigert. Für Livemusik sorgen unter anderem die Stuttgarter von More Colours.

Effingers Zukunftswünsche

Was nach dem Projekt passiert? „Ich will die von mir gegründete Vereinigung Blattkunst zu einem Künstler- und Kreativnetzwerk machen, eine Agentur schaffen“, sagt Effinger selbstbewusst. Mehr Zeit, darüber zu reden, hat er aber nicht. „Das erzähle ich beim nächsten Mal.“ Erst mal spricht Effinger über sein aktuelles Projekt. (DS)

Weitere Informationen: www.blattkunst.com

18.05.2013
(Ausgabe 18. Mai 2013)