Motorradtouren

Mit Vollgas in den Frühling

Auf Tour braucht ein Biker auch mal eine Abkühlung.

Frau Holle war in diesem Jahr definitiv kein Freund der Mopedfahrer. Wenige Tage vor dem astrologischen Frühlingsbeginn am 20. März kriegte das Wetter dann aber doch noch die Kurve. Egal, ob man seine Maschine bereits im März oder in weiser Voraussicht erst im April bei der Versicherung angemeldet hat, spätestens jetzt kann in Deutschland wieder getourt werden. Doch wohin soll‘s denn nun gehen: Muss man bis an den Bodensee oder in die Berge fahren, oder kann man auch in und um Stuttgart aufregende Touren unternehmen?

Für jeden was dabei

„Stuttgart hat von allem etwas“, meint der Hobbybiker Florian Mayerhoffer, der selbst seit 6 Jahren durch Stuttgart und Umgebung tourt. Fürs gemütliche Cruisen im Harley-Stil eigne sich die Region besonders gut – mit den Motocross-Strecken in Holzgerlingen und Gaildorf hingegen kämen auch Fahrer geländetauglicher Maschinen auf ihre Kosten. Mit seiner Rennmaschine, einer Honda CBR1000, zieht es Mayerhoffer jedoch eher auf die Solitude.

Beliebte Strecken

Die ehemalige Rennstrecke bei Schloss Solitude im Westen Stuttgarts wurde 1965 stillgelegt und ist seitdem ein beliebter Treffpunkt für Biker und Oldtimerfans. Da die Strecke aber vor allem sonntags stark überlaufen sei, hat er noch einen Tourentipp parat: Durch den Stuttgarter Stadtteil Solitude über Renningen, Weil der Stadt und Calw nach Freudenstadt im Schwarzwald. Die knapp 200 Kilometer lange Strecke sei sehr abwechslungsreich und biete mit Freudenstadt als Ziel, wo sich unter anderem der größte Marktplatz Deutschlands befindet, einen interessanten Ausflugsort. „Ein klasse Tagestrip!“, meint Mayerhoffer.

Viele Gleichgesinnte im Netz

Thomas Oehler fährt seit über 25 Jahren Motorrad. Um Motorradfans aus dem Raum Stuttgart die Möglichkeit zu geben, sich übers Internet zu gemeinsamen Touren zu verabreden, rief der gelernte Handelskaufmann vor 12 Jahren eine entsprechende Internet-Seite ins Leben. Seitdem kann jeder auf www.motorradausfahrt.de eigene Touren hochladen.

Mit der Yamaha FJR 1300 durchs Taubertal

Oehler fährt selbst eine Yamaha FJR 1300. Der sogenannte Sporttourer eignet sich im Gegensatz zu Mayerhoffers Rennmaschine mehr zum gemütlichen Cruisen. Er selbst hat keine persönliche Lieblingstour, probiert stattdessen „immer mal was Neues“ aus. Für empfehlenswert hält er aber die „Neckartal-Odenwald-Taubertal-Rundfahrt“, welche er selbst auf seiner Webseite eingestellt hat und die sogar vom Aral Biker Club prämiert wurde.

Tagestour in den Frankenwald

Von Stuttgart aus geht es Neckar-abwärts über Remseck, Marbach und Lauffen, dann auf der Bundesstraße durch Heilbronn nach Obrigheim im Odenwald. Wer will, kann hier einen Abstecher über Eberbach in die Studentenstadt Heidelberg einplanen. Anschließend führt die Tour weiter über Bad Mergentheim ins idyllische Taubertal, von wo aus die Romantische Straße einen schließlich zur mittelalterlichen Stadt Rothenburg ob der Tauber bringt. Zurück nach Stuttgart geht’s über Schwäbisch Hall und anschließend durch den schwäbisch-fränkischen Wald über Winnenden und Waiblingen.

Innenstädte besser vermeiden

Bei der Streckenplanung empfiehlt Oehler, immer genügend Zeit einzuplanen, um die Rückreise nicht im Dunkeln antreten zu müssen. Außerdem sollten Fahrten durch die Innenstadt nach Möglichkeit vermieden werden: „Da gibt’s bloß jede Menge Stau und Abgase.“ Allerdings kann Stuttgart mit der Heilbronner Straße aufwarten, die zwar nicht fahrtechnisch interessant, dafür aber ein Shoppingparadies und eine Art zentraler Bikertreffpunkt der Stadt ist. Auf der sogenannten „Motorradmeile“ reiht sich ein Motorradgeschäft an das andere, sie ist zudem ein beliebter Treff für Biker.

Schnelle Abendtour und Kaffeefahrt

Für alle, die vor der Dämmerung noch mal kurz aus Stuttgart raus wollen, eignet sich laut Oehler die Schurwald-Tour. Über Esslingen und Weinstadt ist man bereits in 30 Minuten in Schorndorf, der Geburtsstadt von Gottlieb Daimler. „Man kommt schnell von Stuttgart aus ins Grüne und erlebt eine schöne Straßenführung“. Die Tour sei hervorragend für einen kurzen Abendtrip.

Auftanken mit Kuchen

Für Kurztourer, die auch zur Kaffeezeit noch guten Hunger mitbringen, hat Oehler noch einen Geheimtipp. Circa eineinhalb Stunden dauert die einfache Fahrt von Stuttgart nach Sulz am Neckar. Dort serviert das Café im Wasserschloss Glatt sehr großzügig geschnittene Kuchenstücke, die laut Oehler auch Fahrer mit größerem Hunger „gut satt machen“.

Bikertreff auf der Löwensteiner Platte

Zum Schluss wäre da noch die Fahrt in die 75 Kilometer entfernte Römerstadt Aalen zu empfehlen, sagt Oehler. Von dort aus geht es zu Teilen auf der Idyllischen Straße zur Löwensteiner Platte. Hier finden sonntags regelmäßig Bikertreffen statt, auf denen sich schon mal an die 300 Fahrer zusammenfinden, um ihre Zweiräder der Gemeinde zu präsentieren. Von dort fährt man weiter bis nach Marbach und schließlich wieder Neckar-aufwärts zurück nach Stuttgart. Als reine Fahrzeit sollte man hierfür 2 bis 3 Stunden einplanen.

Der Weg ist das Ziel

Stuttgart bietet also genügend Gelegenheiten für Ausfahrten aller Art. Außerhalb der Stadt warten jede Menge Wälder und Hügel darauf, von entdeckungsfreudigen Bikern befahren zu werden. Anregungen für lohnenswerte Touren findet man genug, unter anderem in den Motorrad-Karten des ADAC oder diversen Motorrad-Foren im Netz. Manchmal lohnt es sich auch, das Navigationsgerät auszuschalten und einfach drauflos zu fahren. Eine alte Motorradfahrerweisheit nämlich besagt: „Der Weg ist das Ziel“. (LH)

Die Rundfahrt durch's Taubertal.
Thomas Öhler mit seiner Yamaha.
22.04.2010
(GOOD NEWS Online)