Liebt neue Herausforderungen: Kai Thomas Geiger.

Gespräch mit Kai Thomas Geiger

Kannst du mir das auf Kassette aufnehmen?

Gab es tatsächlich mal ein Leben ohne Facebook und Smartphones? Eine Zeit, in der Rock noch als Außenseitermusik galt? Ja! Der vielseitig kreative Stuttgarter Kai Thomas Geiger geht in seinem ersten Roman „Autoreverse“ auf Zeitreise in die 1980er Jahre und  erzählt die Geschichte von vier Jugendlichen, die gemeinsam in Stuttgart-Möhringen erwachsen werden.

GOOD NEWS:
Wie fühlt es sich an, das eigene Buch in den Händen zu halten?

Geiger: Ein tolles Gefühl. Das war  von Anfang an mein großes Ziel. Ich wollte unbedingt ein richtiges, physisches Buch und nicht etwa ein eBook machen. Mir ging es um den Moment, dieses Buch am Ende haptisch in den Händen halten zu können.

GOOD NEWS: Wie waren die ersten Reaktion der Leser?

Geiger: Ich habe niemandem erzählt, dass ich einen Roman schreibe. Ich war mir nicht sicher, ob ich es schaffen würde, ob ich das konnte und ob es gut werden würde. Jetzt habe ich die ersten Kritiken auf Amazon gelesen – von wildfremden Menschen.  Einer schrieb, das Buch sei ein großer Spaß. Das ist natürlich der Hammer für mich.

GOOD NEWS:
Sie waren bereits als Drehbuchautor erfolgreich, waren Bassist und Kreativdirektor, haben Werbung und Werbetexte gemacht und Regie geführt. Jetzt auch noch Romanautor. Wie kam es dazu?

Geiger: Ich bin ein Ausprobierer. Ich  mache gerne die Dinge, die ich nicht kann und sehe, ob sie mir gelingen. Seit einiger Zeit schreibe ich für den Stuttgarter Blog Kessel.tv. Der Verlagschef des Theiss Verlags hat dort meine Blogeinträge verfolgt und zusätzlich einige meiner Werbearbeiten gesehen. Daraufhin hat er mich gefragt, ob ich nicht etwas für den Theiss Verlag schreiben möchte.

GOOD NEWS: Wie sind Sie an das Schreiben herangegangen?

Geiger: Ich habe viel auf mein Diktiergerät gesprochen, zum Beispiel wenn ich im Auto unterwegs war. Ich musste  das dann natürlich anschließend nochmal abtippen, redigieren und in Form bringen. Aber das hat für mich total gut funktioniert. Zwischendurch habe ich diszipliniert an dem Roman gearbeitet aber bereits geschriebene Sachen nicht nochmals gelesen. Nicht nach Hinten, sondern immer nach Vorne zu sehen war mein Motto. Das Ziel war es, an das Ende der Geschichte zu kommen.

GOOD NEWS: Hatten Sie die Geschichte von Anfang an im Kopf oder hat sie sich während des Schreibens entwickelt?

Geiger: Der Verlag hatte die Vorstellung von einem Stuttgart-Roman in den 80er Jahren. Ich habe mich – ganz klischeehaft – zurückgezogen und Post-Its an die Wand geklebt, mit Charakteren und Stichpunkten, mit Ideen, wohin die Geschichte gehen soll. Ich hatte von Anfang an eine Idee, im Verlauf des Schreibens hat sich aber viel verändert und in eine andere Richtung entwickelt. Ich wusste allerdings immer grob den Anfang und das Ende.

GOOD NEWS: Das Buch handelt von vier Jugendlichen die Anfang der 80er gemeinsam aufwachsen. War es damals einfacher jung zu sein?

Geiger: Ich möchte nicht in der heutigen Zeit jung sein. Ich glaube, der Stress ist viel größer geworden. Wir hatten damals mehr Freiheiten und waren nicht total überbeschützt. Wir mussten oder konnten niemanden anrufen um zu sagen wo wir sind. Die Eltern waren viel weniger hysterisch. Viele Erfahrungen möchte ich ehrlich gesagt nicht missen. Aber es gibt genügend Bücher und Blogs, in denen Leute darüber schreiben, dass früher alles besser war. Das wollte ich in meine Geschichte nicht einfließen  lassen. Mein Roman soll nicht verklären und erzählen, dass früher alles gut war. Ich glaube, dass viele der Probleme und Situationen die es damals gab, auch heute noch so existieren.

GOOD NEWS: Ähnelt eine der vier Figuren Ihnen als Jugendlicher?

Geiger: Das Buch spielt in einer Zeit, die ich selbst miterlebt habe und handelt von Musik, die mich geprägt hat. Beim Schreiben sind dadurch auch Dinge von mir eingeflossen, aber es ist keine Autobiografie.

GOOD NEWS: Der Roman spielt in Stuttgart. Findet man darin reale Plätze, die es noch heute gibt?

Geiger:
Ja, es gibt noch einige Plätze davon. Ratzer-Records zum Beispiel, der damals allerdings noch Govi hieß. Als wir den Trailer zu „Autoreverse“ drehten, waren wir an original Schauplätzen von damals: in der Tanzschule, in der Rockfabrik Ludwigsburg oder in alte Bussen. Manches gibt es nicht mehr. Da wird man schon wehmütig, wenn man durch dir Straßen Stuttgarts läuft. Aber dann kommt ein paar Meter weiter der Udo Snack, der heute noch genauso ist wie früher. Das einzig Neue ist, dass andere Konzertplakate drinhängen. An manchen Orten ist die Zeit einfach stehen geblieben.

GOOD NEWS: Haben Sie nach der Romanveröffentlichung bereits neue Ideen für die Zukunft?

Geiger: Ich würde gerne eine Oper komponieren, weil ich das überhaupt nicht kann. Ich kann keine Noten lesenund habe mit Oper nichts am Hut. Ein Theaterprojekt würde mich wahnsinnig reizen. Ich weiß aber noch nicht, ob ich dafür lieber Schreiben der Regie führen würde. Mich würde sicherlich auch ein zweites Buch reizen, aber dann ein ganz anderes. Mal sehen – irgendwo wird sich meine Kreativität ausdrücken wollen.

GOOD NEWS: Davor stellen Sie Ihr Buch noch live vor.

Geiger: Ja. Am 24. April bei einer Buchparty im Wilhelmspalais. Ich werde aus meinem Buch vorlesen und ein paar von meinen Ex-Musikern werden spielen. Es soll einfach ein bunter Abend werden, an dem hoffentlich alle jede Menge Spaß haben. (LW)

Weitere Informationen: www.autoreverse-roman.de

06.04.2013
(Ausgabe 6. April 2013)