Im JES können Jugendliche auch Theaterstücke mitentwickeln – wie zum Beispiel „Generation S“.

Schreibwerkstatt im JES

An die Stifte, fertig, los!

Theaterstücke anschauen ist eine Sache, sie selbst zu schreiben eine völlig andere. Diese Erfahrung machen Jugendliche ab März im JES. Denn als Neuheit nimmt das Kinder- und Jugendtheater eine Schreibwerkstatt und ein Autorenprojekt ins Programm auf. Zwar hatten Jugendliche im JES schon öfter die Möglichkeit Theaterstücke mit zu entwickeln, wie zum Beispiel mit der Produktion „Generation S“. Der Gedanke, Texte zu liefern und von der Picke auf zu lernen, worauf es beim szenischen Schreiben ankommt, ist aber neu. „Für uns am JES ist die Schreibwerkstatt eine wunderbare Ergänzung in unserem theaterpädagogischen Angebot und für die Jugendlichen und Kollegen eine spannende Neuerung!“, freut sich JES-Intendantin Brigitte Dethier.
„Schreiben für die Bühne“ mit Autorin Agnes Gerstenberg

Dazu kommt, dass echte Profis die Werkstätten betreuen werden. Zum einen ist die Berliner Autorin und Dramaturgin Agnes Gerstenberg vor Ort. Sie schreibt sowohl für das Kinder- und Jugend- als auch Erwachsenentheater, betreut in dieser Spielzeit zwei Produktionen im JES und wird parallel dazu den Kurs „Schreiben für die Bühne“ für Jugendliche von 13 bis 20 Jahren leiten. „Eine Schreibwerkstatt für Jugendliche ist für mich etwas ganz Besonderes, weil ich während der Zeit sehr viel über die Lebenswelt der Teilnehmer und die Themen, die sie interessieren, mitbekomme“, so Gerstenberg über das Projekt. „Zu wissen, was Jugendliche bewegt, finde ich nicht nur interessant. Es macht auch Spaß ihnen zu zeigen, wie sie vielleicht ihrer Wut, ihren Sorgen oder ihren Gefühlen durch das Schreiben Ausdruck verleihen können. Dass dabei etwas Schönes entstehen kann, auf das sie stolz sein können, überrascht die Meisten.“
Öffentliche Lesung

In Gerstenbergs Schreibwerkstatt lernen die Teilnehmer worauf es beim dramatischen Schreiben ankommt und verfassen unter Anleitung der Autorin selbst Texte. „Die Jugendlichen arbeiten zu Hause an ihren Texten weiter. Beim nächsten Treffen  besprechen wir dann die Arbeiten“, erklärt Gerstenberg. Die fertigen Werke tragen sie im Mai in einer öffentlichen Lesung vor.
„Von Abschied, Wiedersehen und allem, was dazwischen liegt“

Das zweite Schreibprojekt im JES heißt „Von Abschied, Wiedersehen und allem, was dazwischen liegt“. Die eine Kooperation mit der AGDW, einem gemeinnützigen Verein rundum Flüchtlingsberatung und Migrationsdienste, findet unter der Leitung der iranischen Autorin Reihaneh Youzbashi Dizaji und JES-Theaterpädagoge Tobias Metz statt.
Zusammenarbeit

Hier arbeiten Jugendliche zwischen 15 und 20 Jahren an einem eigenen Stück. Das Projekt läuft bereits, die Teilnehmer präsentieren das fertige Werk im Oktober. Thema ist der Abschied von der Heimat, mit dem sich viele der Teilnehmer aber auch der Zuschauer identifizieren können. „Die eine Hälfte der Jugendlichen sind Flüchtlinge, die teilweise erst seit sehr kurzer Zeit hier leben. Die andere Hälfte sind Jugendliche aus Stuttgart. Sie begegnen sich hier bei uns im Theater, lernen sich kennen und arbeiten zusammen an einem Stück“, beschreibt Dethier.
Bundesweite Initiative

Die beiden Projekte sind Teil des bundesweiten Programms „Dialoge. Szenisches Schreiben mit Jugendlichen“. Dahinter steht das Kinder- und Jugendtheaterzentrum Deutschland, das so Jugendlichen Raum für ihre Stimme gibt und damit ihre Ausdrucksfähigkeit und Handlungsfähigkeit stärkt. „Dialoge“ umfast deutschlandweit dreizehn Projekte, in denen Jugendliche unter Anleitung professioneller Autoren aus dem Kinder- und Jugendtheater Texte schreiben und vortragen.
Bereicherung für Jugendliche

Die Teilnahme des JES ist aber eher Zufall, erklärt Brigitte Dethier: „Agnes Gerstenberg hatte bereits im Vorfeld angeboten, während ihrer Zeit am JES eine Schreibwerkstatt mit Jugendlichen durchzuführen. Dass ihre Arbeit bei uns genau in diesen Zeitraum fällt, ist Zufall. Aber da unsere Schreibwerkstatt dann genau für diesen Zeitraum geplant war, konnten wir uns direkt bewerben.“ Das Projekt sei eine wichtige Bereicherung für die Jugendlichen und für das JES. „Das Schreiben ist eine tolle Möglichkeit einen Zugang zum Theater zu finden. Die Jugendlichen können sich mit eigenen Ideen auseinandersetzen, diese reflektieren und in Form bringen. Das verändert auch ihren Zuschauerblick auf das Theater“, so die Intendantin.
Die Liebe zum Theater

Ob das JES zukünftig weitere Werkstätten zum szenischen Schreiben anbieten wird, ist noch offen. Wer an der Schreibwerkstatt teilnehmen will, sollte „neugierig auf das Theater sein, Lust dazu haben, neue Formen zu erproben und gerne in einer Gruppe arbeiten“, fasst Dethier zusammen. Und alle, die nicht dabei sind, können sich bei Lesung und Premiere selbst ein Bild vom neuen Angebot des JES machen. (AM)
Weitere Informationen: www.jes-stuttgart.de

02.03.2013
(Ausgabe 2. März 2013)