Stuttgart wird zur Fairtrade-Stadt

Zusammen zur fairen Stadt

Fair produziert: Tee, Gewürze & Co.

Degerloch, Wangen, Vaihingen, Bad Canstatt, Münster, Möhringen, Botnang, Stuttgart-West, Zuffenhausen und Weilimdorf haben eines gemeinsam: Sie sind ausgewiesene Fairtrade-Stadtbezirke. Stuttgart Ost soll als elfter Stadtteil ab Herbst 2013 dazu gehören – dafür setzt sich eine vierköpfige Steuerungsgruppe ein.
Fairtrade-Stadt

Allein können sie dieses Ziel allerdings nicht erreichen, denn um als fairer Stadtteil im Sinne der Initiative „Fairtrade- Towns“ ausgezeichnet zu werden, braucht es die Unterstützung von Unternehmen und Gastronomen. Bietet ein Geschäft faire Waren an, kann es an der Initiative teilnehmen. Sind genug Geschäfte in einem Stadtteil gefunden, gilt dieser als „fair“. Wenn zwei Drittel der Bezirke einer Stadt erschlossen sind, darf sich die Stadt offiziell Fairtrade-Stadt nennen.
Zwei Produkte pro Laden

Die deutschlandweite Initiative „Fairtrade-Towns“ bewertet die Unternehmen und Stadtteile nach bestimmten Richtlinien, die es auch bereits in Großbritannien, Australien und 22 anderen Ländern gibt. Zwei Produkte aus fairem Handel muss ein Geschäft in seinem Sortimenthaben, damit es als fair gilt. „Das klingt erst einmal nicht nach sehr viel“, findet Jörg Massek, Mitglied der Steuerungsgruppe in Stuttgart-Ost. „Aber es führt dazu, dass sich die Betreiber stärker oder überhaupt einmal mit dem Thema Fairtrade auseinandersetzen.“
ehrenamtliche Steuerungsgruppen
Massek engagiert sich schon seit einigen Jahren im Weltladen in der Gablenberger Hauptstraße. „In den Weltläden und Kirchengemeinden der Stadtbezirke findet die Initiative oft ihre ersten Unterstützer,“ berichtet er. Denn obwohl der Gemeinderat die Teilnahme an der Initiative bereits im Juli 2011 beschloss, steht und fällt die Umsetzung in den einzelnen Stadtteilen mit der Arbeit von Ehrenamtlichen in Steuerungsgruppen.
Die fünf Freiwilligen

Die Gruppe in Stuttgart-Ost traf sich Mitte 2012 das erste Mal und besteht aus fünf Freiwilligen: Margret Eder und Jörg Massek vom Weltladen, Jörg Hildebrandt von der Lukas- und Lutherhauskirchengemeinde, Axel Nothardt, Lehrer am Wagenburggymnasium und Bezirksratsmitglied Brian Krause. Die fünf haben bereits eine Reihe von Gastronomen, Unternehmern, zwei Kirchengemeinden, das Wagenburggymnasium und den Verein Karamba als Teilnehmer gewonnen. Ganz erreicht ist das Soll von zehn Einzelhändlern, fünf Gastrobetrieben, einer Schule, einer Kirche und einem Verein allerdings noch nicht.
Herbst 2013
Massek zeigt sich jedoch zuversichtlich, dieses Ziel bis zum Herbst 2013 zu erreichen. Er hegt sogar die Hoffnung, dass sich über die vorgeschriebene Anzahl hinaus weitere Unternehmer hinzu gesellen. „Als Anreiz für die Unternehmer und als Orientierung für die Verbraucher arbeiten wir Derzeit an Aufklebern, die man gut sichtbar in Läden und Gaststätten anbringen kann“, berichtet er. „Außerdem soll es einen Einkaufsführer geben, der die Fairtrade-Geschäfte ausweist.“
Bewusstsein verbessern

Diese kleinen, öffentlichkeitswirksamen Maßnahmen tragen zur größeren Sichtbarkeit eines eigentlich unsichtbaren Themas bei – wie beispielsweise auch die Fairtrade-Siegel auf Produkten. Wir sehen den Lebensmitteln nun mal nicht an, welche Geschichte sie haben, also unter welchen Bedingungen sie angebaut und hergestellt wurden. Erst das Siegel und beispielsweise die Fairtrade-Town- Aufkleber geben Aufschluss darüber, ob Arbeiter und Händler einen fairen Lohn erhalten, die Arbeitsbedingungen sozial und menschenfreundlich gestaltet sind und illegale Kinderarbeit abgelehnt wird. Sobald man einem Produkt und einem Geschäft diese Fairness ansieht, kann der Verbraucher selbst entscheiden, ob er mit seinem Einkauf einen gerechten Umgang fördern möchte.
Jeder Einzelne zählt

„Jeder kann mit seinem Konsum etwas tun und das ohne großen Aufwand,“ betont Massek und zeigt damit die Bedeutung eines jeden Einzelnen für eine große Sache auf. Schließlich führt das Ziel der Fairtrade-Town Stuttgart über den Weg der Stück-für-Stück-Erschließung: von einzelnen Freiwilligen in den Steuerungsgruppen über motivierte Unternehmer zum fairen Stadtbezirk bis dann am Ende die Stadt Stuttgart den Namen Fairtrade- Town tragen darf. Es sind eben doch die Aktionen von Einzelnen, die mit ihrer Zusammenarbeit für positive Veränderungen im Ganzen sorgen. (MM)

Weitere Informationen: www.fairtrade-towns.de

16.02.2013
(Ausgabe 16. Februar 2013)